Wer hätte das gedacht? 17 Jahre nach dem letzten Album Abyss Calls Life melden sich die Italiener NECROMASS zurück. 1998 erschien noch die zwei Lieder umfassende EP Chrysalis‘ Gold
ehe sich NECROMASS aufgrund persönlicher Probleme auflösten. 2011 tat
man sich dann mit leicht veränderter Besetzung erneut zusammen und die
beiden frühen Alben wurden wiederveröffentlicht. NECROMASS ist die
erste und einzige Gruppe, die bei Hateful Metal die volle Punktzahl
(Punktebewertungen werden inzwischen nicht mehr vergeben) erreichte.
Ich bin und war von Anfang an ein Anhänger NECROMASS‘. NECROMASS hatten
einen gänzlich eigenen Stil, der düster, morbide und okkult war. Sie
spielten Riffs und Melodien, die einzigartig waren und sind. Die
Messlatte für ein drittes Werk ist also (unerreichbar) hoch, dennoch war
ich natürlich überaus gespannt auf Calix. Utero. Babalon.
Die gute Nachricht vorweg: Man erkennt NECROMASS nach all den
Jahren wieder. Die spezielle Art, düstere melodische Riffs zu spielen
ist noch vorhanden. Das Gitarrenspiel auf dem neuen Album erinnert
immer wieder an die großartigen Lieder von Abyss Calls Life, wobei sie anno 2013 aber weniger düster, melancholisch oder obskur sind. Überhaupt wirkt das ganze Album Calix. Utero. Babalon. insgesamt etwas aufgehellter und weniger bedrückend als Abyss Calls Life und auch weniger harsch und obskur als Mysteria Mystica Zothyriana. Dies liegt zu einem nicht unerheblichen Anteil am Gesang. Der Gesang ist viel weniger verzerrt und extrem als auf Mysteria Mystica Zothyriana aber auch bei weitem nicht so dunkel, kehlig und ruhig wie auf Abyss Calls Life.
Ab und zu gibt es eine bissige gesangliche Spitze die dann ans Debüt
erinnert, doch insgesamt kommt der Gesang atmosphärisch einfach nicht
an die beiden alten Alben heran. Das ist schade, denn durch den etwas
blassen, farblosen Gesang kommt die gute, für NECROMASS durchaus
typische Musik, nicht so gut zur Geltung.
Musikalisch sind sich NECROMASS absolut treu geblieben. Die
Lieder sind abwechslungsreich strukturiert, es gibt viele
Tempovariationen und treibende Rhythmen die zumeist mittelschnell aber
auch rasend oder schleppend sind, und über allem liegt das riffbetonte
und melodische Gitarrenspiel. Dass Calix. Utero. Babalon. es
nicht schafft, solch eine fesselnde und großartige Atmosphäre wie die
beiden Vorgänger zu entwickeln, liegt aber auch an der Produktion, die
ich persönlich etwas zu klar, blank, sauber und steril empfinde. Diese
glatte, durchaus gute Klangproduktion, raubt der Musik meiner Meinung
nach das gewisse Etwas.
Calix. Utero. Babalon. ist gewiss kein schlechtes Album
und wenn man NECROMASS hiermit zum ersten Mal zu Gehör bekommt, wird
man meine Kritik auch nicht nachvollziehen können. Denn NECROMASS haben
es nach wie vor drauf, düsteren, melodischen und hochgradig
eigenständigen Black Metal zu spielen. Nur gibt es da eben die beiden
ersten Alben, und an diesen müssen sich NECROMASS nun einmal messen
lassen. Und diesen Vergleich kann das dritte Album natürlich nur
verlieren. Trotzdem ist es ein gutes Album mit dem man neue Hörer
gewinnen sollte, die dann vielleicht auch an die betagten Meisterwerke
herangeführt werden können. Auch wenn Calix. Utero. Babalon. nicht ganz so großartig geworden ist wie Abyss Calls Life oder Mysteria Mystica Zothyriana,
so ist es dennoch ein gutes, kraftvolles und eigenständiges Album, mit
vielen tollen Melodien und abwechslungsreichen, düsteren Strukturen
und Atmosphären.
01. Calix. Utero. Babalon.
02. Chapel of abominations
03. Dawn of silver star
04. Vacuum
05. Scarlet void of lust
06. The bornless one
07. Beyond the veil of shame and glory
08. Stellae rubae
09. Ad luciferis vim
10. Mater triumphans
http://www.necromass.it/
http://www.funeral-industries.com/
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