Das vor drei Jahren erschienende Debütalbum A world through dead eyes konnte mich seinerzeit nicht überzeugen, da es mir nach dem starken Demo Crown of the ancients zu platt und langweilig erschien. Mit dem neuen, zweiten Album, The haunting presence, verhält es sich glücklicherweise anders, da der neue Tonträger durchaus sehr eindrucksvolle Strukturen in sich trägt.
Dabei ist das Auftaktlied Bleak shores aber noch eher
mäßig ausgefallen obgleich die ersten, einleitenden Momente und Sekunden
eine sehr gute Atmosphäre besitzen, die durch das eingängig antreibende
Schlagzeugspiel, dem grimmigen Gesang und schnellen eingängigen Riffs
erzeugt wird. Doch dieser grimmig beißende und kalte Anfangsmoment
bleibt nicht erhalten, da sich Bleak shores alsbald zu einem
atmosphärisch schleppendem Stück entwickelt, wo vor allem hell
gestimmte, stark im Vordergrund stehende Gitarrenmelodien den Ton
angeben. Mir ist dieses helle Gitarrenspiel einerseits zu aufdringlich,
andererseits auch einfach zu freundlich akzentuiert, was meinem
Bedürfnis nach der kalten anfänglichen Atmosphäre widerspricht. Die
letzten, ebenfalls langsamen Minuten, sind dann aber wieder besser, da
hier dunkle, düstere und mysteriöse Melodien die hellen Gitarrenklänge
ersetzen.
Im zweiten Stück sind gleich zum Anfang jene hellen Gitarren zu
hören. Diesmal aber wurden sie alles andere als freundlich klingend
gespielt. Die Melodien, die vom ruhigen, schleppenden Schlagzeug
begleitet werden, entwickeln eine trostlose und zum Teil auch
verstörende Stimmung, da die hellen, klaren und atmosphärischen Melodien
phasenweise mit einer verzerrten Gitarre unterlegt wurden, die
eingängige, grelle und sich wiederholende Riffs einstreut. In der
zweiten Hälfte sind einige kraftvolle Arrangements zu hören, die wie
kleine intensive Ausbrüche wirken, da sie sowohl harmonisch wie auch
gesanglich, wunderbar inszeniert und platziert wurden.
Weshalb es mit I respiri delle ombre und Tra la carne e il nulla
zwei, zumindest teilweise italienischsprachige Lieder gibt, bleibt für
mich an dieser Stelle unbeantwortet. Tatsache aber ist jedenfalls, dass
die Passagen von I respiri delle ombre, in denen Numinas
(erkennbar) italienisch singt, eine sehr gute und ergreifende Atmosphäre
besitzen. Numinas' italienischer Gesang ist überaus ausdruckstark, zum
Teil ein wenig harsch und laut und dabei sehr eindringlich. Verfeinert
wird das Ganze dann von erstklassigen dunklen Melodiesträngen, die sehr
ruhig und gleichmäßig wabern und einem beim Zuhören in andere Sphären
entführen.
Mit Relic folgt das vielleicht beste Stück des Albums.
Es nimmt durch den lauten, eindringlichen und leicht aggressiv
eingehauchten Gesang, dem schleppenden aber treibend druckvollen
Schlagzeug, einen kraftvollen Lauf. Diese kraftvolle Stimmung wird dann
noch vertieft, als der Rhythmus schnell und eingängig wird und Krohm
die Geschwindigkeit mit dunklen, unheilvollen Melodien auskleidet. Nach
einer düsteren harmonischen Passage mit abstrakten Gurgelgeräuschen
nimmt Relic noch mal volle Fahrt auf und Krohm legt dabei gar regelrecht brachiale Züge an den Tag.
Auch die verbleibenden drei Titel können überzeugen, da Krohm hier mit guten atmosphärischen Melodien, schnellen harten Schüben oder auch hypnotischen, ambientgleichen Passagen aufwartet.
Obgleich The haunting presence mit Bleak shores
relativ schwach beginnt, entwickelt sich das neue Album anschließend zu
einem ausgereiften Werk mit einer sehr dichten und düsteren Atmosphäre.
Im Detail erweist sich The haunting presence als ein mit
Abwechslung gespicktes Werk, in dem sowohl düstere, bleierne und eben
harmonische Anteile genau so vorhanden sind, wie harsch und aggressiv
angelegte Momente.
Es ist Krohm also gelungen, sich hinsichtlich A world through dead eyes deutlich zu steigern.
01. Bleak shores
02. Lifeless serenade
03. I respiri delle ombre
04. Relic
05. Memories of the flesh
06. Tra la carne e il nulla
07. Syndrome
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