Sepulcrum ist das zweite Album der Italiener Urna. Dennoch höre ich mit dieser CD überhaupt zum ersten Mal etwas von der Existenz Urnas,
was möglicherweise bedauerlich ist. Denn was sich hier auf dem
Silberling vorfindet, ist sehr intensives und obskures Material das man
kaum mit Worten zusammenfassen kann. Im Informationsblatt von ATMF steht
als stilistische Umschreibung „Experimental Funeral Doom Black Metal“,
was zwar ein recht sperriger Begriff ist, die Sache aber gut trifft.
Erwartungsgemäß beginnt Sepulcrum mit Ab vita morte
düster und hochgradig langsam. Das Lied steigert sich nach und nach,
indem vereinzelte Elemente, etwa langsame wiederkehrende Riffs, lauter
werden. Währenddessen ist im Hintergrund ein überaus langsamer und
tiefer Gesang zu hören, wobei von Gesang zu sprechen nicht wirklich die
Rede sein kann. Es ist vielmehr eine tiefe, dunkel verzerrte Stimme die
aus irgendwelchen Abgründen empor schallt. Ab vita morte
steigert sich weiter, die Riffs werden schneller sowie kompakter und ein
kraftvolles Schlagzeug setzt ein. Nach diesem Einstieg, der durchaus
als Funeral Doom durchgeht, kommt eine ruhige Passage die man als Dark
Ambient beschreiben kann. Düstere Klänge und Geräusche kreieren eine
beklemmende Klangwelt. Nach einigen Minuten geht es in einem hämmernden,
schnellen und mechanisch anmutenden Rhythmus weiter, der nach der
vorangegangen ruhigen Passage brachial und verstörend rüberkommt. Das
nächste Stück Intermezzo I ist ein relativ kurzes Ambient-Stück von trister Einfachheit.
Fundamentum et factum nimmt sehr langsam und schwermütig
seinen Lauf. Hierbei ist jedoch der Gesang lauter und nicht mehr ganz
so abgründig wie eingangs in Ab vita morte. Zu diesem bleiernen
Takt und dem schwelenden Gesang kommen leise und atmosphärische
Hintergrundgeräusche hinzu. Obwohl die Musik überhaupt nicht mit Nortt
vergleichbar ist, erinnert mich die düstere und kompakte Atmosphäre an
das dänische Projekt. Denn Fundamentum et factum ist wegen der
zunehmend intensiver werdenden atmosphärischen Klänge, eine ruhige wie
auch kraftvolle Komposition, die zum Ende hin lauter, härter und
variabler wird.
Nach der zweiten Geräuschpassage Intermezzo II folgt mit Mors imperatrix mundi MMVI
ein weiteres obskures Stück, in dem ruhige und atmosphärische Klänge
mit langen schleppenden Passagen und schnellen Ausbrüchen kombiniert
werden. Nach dem Postludium kommt mit Ego sum ein sehr
kraftvolles und gewaltiges Lied, in dem der Gesang am präsentesten ist.
Phasenweise wird das Lied eingängig schnell, und zu der bisherigen
tiefen Stimme kommt punktuell eine weitere, die verzerrter und bizarrer
ist. Darauf folgt Sic juvat ire sub umbras MMVI, ein knapp zehn Minuten langes und sehr stimmungsvolles Ambient-Stück. Abgeschlossen wird Sepulcrum mit dem nachgespielten Beherit-Lied "The gate of Nanna", das im Urna typischen Klanggewand daher kommt und sich wie der Rest des Albums düster und verdammt gut anhört.
Sepulcrum ist mit Sicherhheit keine leicht verdauliche
Kost. Sowohl der Klang wie auch die Arrangements werden zuweilen zu
kompakt stehenden Wänden, die nur das eine Ziel zu haben scheinen,
einfach alles unter sich zu erdrücken. Mir gefällt an Sepulcrum
vor allem die Mischung aus langsamen Funeral Doom, den sphärischen
Ambientklängen und den vereinzelten harten Ausbrüchen. Das
Zusammenwirken dieser unterschiedlichen Elemente sorgt für eine
durchgängig bedrohlich obskure und packende Atmosphäre.
01. Ab vita morte (In fidei abitus)
02. Intermezzo I
03. Fundamentum et factum
04. Intermezzo II
05. Mors imperatrix mundi MMVI
06. Postludium
07. Ego sum
08. Sic juvat ire sub umbras MMVI
09. The gate of Nanna (Beherit Cover)
http://www.atmf.net/
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