03.11.2014

Vargsang - In The Mist Of Night | 2014 | Obscure Abhorrence Productions | CD | Black Metal



Nach sechsjähriger Pause kehrt VARGSANG mit dem vierten Album zurück. Mit dem 2003 erschienenem Debütalbum „Call Of The Nightwolves“ traf VARGSANG damals genau meinen Nerv. Ich liebte den rohen, grimmigen und kalten – von DARKTHRONE – inspirierten Black Metal. Vor allem das Lied „My Dark Hateful Spirit“ hatte es mir angetan, infizierte mich regelrecht. Seitdem sind viele Jahre verstrichen und es folgten drei Alben und die besagte Auszeit. Mit „In The Mist Of Night“ knüpft VARGSANG ans letzte, 2008 veröffentlichte, Album an.

VARGSANG spielt auch 2014 noch grimmigen und rohen Black Metal, fernab irgendwelcher Strömungen hin zu progressiven und atmosphärischen Kompositionen. So gesehen ist „In The Mist Of Night“ fieser und hässlicher Black Metal, gleich einem Faustschlag direkt ins Gesicht. VARGSANG orientiert sich also nach wie vor am rohen und direkten Black Metal der 90iger. Die neuen Lieder sind grimmig und riffbetont, ähnlich wie zuvor schon „Werewolf Of Wysteria“. VARGSANG steht seit dem Debüt für gute, subtile Melodien, die ob aller Rauheit dennoch für ein dezentes harmonisches Moment sorgen, welches jedoch alles andere als emotional entrückt ist. Stattdessen gibt’s verächtlichen Grimm und spuckenden Groll in der Form dreckiger Riffs. In dieselbe Kerbe schlägt übrigens auch der Gesang. VARGSANG ‚singt‘ sehr ruhig, die Stimme wirkt vielmehr gesprochen als gesungen oder geschrien, was ich als etwas befremdlich empfinde. Das ist zwar nichts Neues bei VARGSANG, doch diesmal wirkt die Stimme irgendwie seltsam neutral oder gar gleichgültig auf mich. Einerseits kann man diese stimmliche Gleichgültigkeit sehr gut mit der rohen und grimmigen Ausrichtung der Musik assoziieren, andererseits würde dem Album etwas mehr Eindringlichkeit gut tun. Auf die Dauer fehlt mir da irgendwie das Feuer. Aber das ist ein eher diffuses Gefühl, eine subjektive Wahrnehmung, die auch mit dem etwas dumpfen Klang zu tun hat. Denn VARGSANG hat sich nicht großartig verändert, es lassen sich zu allen vorangegangen Alben Parallelen finden. VARGSANG ist sich durchaus treu geblieben und der Stil ist nach wie vor kompromisslos und präsentiert den grimmigen Black Metal der 90iger. Doch klanglich empfinde ich das neue Album nicht überragend. Das Rohe und Grimmige wird zwar sehr gut kommuniziert, die Spuren sind differenziert, doch irgendwie liegt über allem etwas dumpf Einhüllendes, was vielleicht auch dafür sorgt, dass der Gesang so gleichgültig wirkt.

„In The Mist Of Night“ ist kein schlechtes Album, nur gelingt es VARGSANG nicht, mich damit so zu infizieren wie damals mit dem Debüt. Aber böse und unheilvoll ist es nach wie vor, man spürt dass VARGANG vom Geist der 90iger beseelt ist. Insofern ist  „In The Mist Of Night“ sehr wohl eine gelungene Platte, musikalisch sowieso. Doch rein atmosphärisch und stimmungstechnisch hatte ich mir etwas mehr Eindringlichkeit und Energie gewünscht. Positiv empfinde ich jedoch die Konsequenz, mit der VARGSANG auf allen vier Alben agiert. VARGSANG macht seit der ersten Platte kompromisslosen und grimmigen Black Metal ohne Firlefanz, schon allein dafür gebührt ihm Respekt und Anerkennung.

01. The Roots Of Hate
02. Praise The Dead
03. In The Mist Of The Night
04. The Cosmic Gate
05. Lifeless Eternal
06. Of Sickness And Lust
07. Captured In The Dark
08. There Is No Heaven
09. Begotten
10. Chains Of Life

2 Kommentare:

  1. Nettes review, ich stimme in vielen Punkten zu jedoch schreibe ich diesen Kommentar weil ich mit Deinem Fazit nicht ganz einverstanden bin. Du bescheinigst der Platte zu wenig Energie. Mich dagegen hat die Energie und die gigantische Atmosphäre von "Lifeless Eternal" und "Captured In The Dark" vom Hocker gerissen. Ich empfinde die Scheibe als absolut großartig. Und wenn Du behauptest, es hätte bei Vargsang keine Entwicklung gegeben dann hör Dir die "Call of the Nightwolves" lieber nochmal im Wechsel an.

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  2. Vielen Dank für Deinen Kommentar! Eine Entwicklung hat durchaus stattgefunden, nur trifft diese nicht meinen Nerv. Mich fesselt das Album atmosphärisch einfach nicht so sehr, wie es das Debütalbum damals getan hat und noch immer tut. Dies versuchte ich darzustellen, ohne dabei jedoch die Qualität der Platte zu schmälern. Aber solche Wahrnehmungen sind,wie so oft, immer auch subjektiv.

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