Von den Winden der Sehnsucht #2 ist kein einfaches dafür sperriges Werk der österreichischen Einmanngruppe Karg. Gelistet wird das Album als Ambient Black Metal, was aber eher in die Irre führt als den tatsächlichen Inhalt beschreibt. Von den Winden der Sehnsucht #2
ist ein, mit über 77 Minuten Spielzeit, sehr langes Opus, in dem der
Solist V.Wahntraum eigene Gedanken und Empfinden vielfältig wiedergibt.
Anders als etwa bei Draumar, ist hier der Black Metal
federführend, der durch harsch intoniertem Keifgesang und melodischem
Gitarrenspiel auffällt. Der Klang der Lieder ist recht dünn und arm an
tiefen, organischen Tönen, was die Rauheit des Inhaltes betont. Obwohl
im Booklet keine Texte abgedruckt sind, erhält man dennoch Einblick in
das Wesen von V.Wahntraum, da dieser eine lange Stellungnahme verfasst
hat. Es ist sicherlich interessant, diese Zeilen zu lesen, doch frage
ich mich zugleich, welchen Zweck diese erfüllen sollen? Die Musik wird
mir jedenfalls nicht nähergebracht.
Von den Winden der Sehnsucht #2 ist wohl eines jener
Werke, welches man liebt und vollends in sich absorbiert oder welches
einen nicht im Geringsten irgendwie berührt. Ich zähle zu letzterem,
denn obwohl ich durchaus eine Vorliebe für bizarre und düstere
Kompositionen habe, wirken die überlangen Stücke nicht sonderlich
eindringlich auf mich, manchmal gar beliebig. Zudem gibt es recht viel
Text und Gesang, was mich stört. Dieser hohe verbale Anteil läuft den
melodischen Bestrebungen teilweise zuwider. Dafür gibt es aber
vereinzelt verträumte Shoegaze-Parts, damit man sich vom Gekeife etwas
erholen kann.
Von den Winden der Sehnsucht #2 ist langatmig und kaum
zu fassen. Mal ist es atmosphärisher Black Metal, der durchaus schöne
Melodien besitzt, ein anderes Mal könnte es sich um experimentellen
Metal handeln und an anderen Stellen weiß man nicht, ob es nun in
Richtung Ambient Black Metal oder doch Depressive Black Metal geht. Es
gibt gute Ansätze, aber insgesamt wirkt das Album zu überladen und
vielfältig ohne klare Linie. Anhänger wird Karg aber
definitiv finden, denn es gibt eine Menge Leute, die solch episch
ausufernde Werke mit eigenartigen und bizarren, abwechslungsreichen
Strukturen lieben. Vielleicht muss man einfach nur traurig und einsam
genug sein, um hier den Zugang zu finden, dazu gehöre ich aber nicht.
4,5/10
Aceust
01. Ich bin gefallen
02. Wahntraum
03. Ruhe unsanf
04. Sturm deiner Sommer
05. Grabestau
06. Wehmut
07. In die Ferne
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