Erst kürzlich, im vergangenen Jahr, konnte mich Echoes of Yul mit dem brillanten Debütalbum für sich gewinnen. Nun liegt mir die Split mit den Landsmännern von Guantanamo Party Program sowie Sun For Miles vor. Echoes of Yul hat seinen Hang zur Abwechslung bewahrt, und so sind die vier hier vertretenen Lieder auch sehr unterschiedlich ausgefallen.
Im Auftaktlied treffen anfängliche ruhige und atmosphärische
Elemente auf später kommende Sludge- und Doom-Einsprengsel.
Zwischendurch ist auch eine verzerrt sprechende Stimme zu hören, was
mich stark an Third Time vom Debüt erinnert. Die kräftigen, tiefen und dunklen Riffs gehen dann in Richtung Walking Skeletons.
Gelungen, so kann man diesen Einstieg wohl kurz beschreiben. Hierbei
fällt dann auch der verbesserte Klang auf, der nun noch sauberer und
kräftiger ist, was den Saiteninstrumenten natürlich in die Hände
spielt. In Blackout lässt sich das Debütalbum ebenfalls
problemlos wiedererkennen. Satte Riffs, Stimmenwirrwarr, Gekreische und
eigentümliche Melodien bestimmen das Lied. Honey hingegen ist
länger und ruhiger, mit klaren sphärischen Passagen und vereinzelt
auftretenden Frauenstimmen, die bizarr verfremdet wurden. Das
abschließende The Stand ist gleichfalls lang und ruhig, vor allem der unverzerrte, sanfte Gesang fällt auf und ist neu für Echoes of Yul.
Obwohl das Lied lang ist, passiert recht wenig. Die Gitarren erklingen
ruhig und sphärisch, kräftige Riffwände fehlen hier komplett. Für mich
ist es das schwächste Lied von Echoes of Yul, da es meiner Meinung nach zu harmlos geraten ist.
Guantanamo Party Program spielt Sludge mit etwas Post-Rock verfeinert. Six Feet Under
ist dabei das atmosphärischere Lied, da es hier neben den typischen
Sludge Riffs auch klare und unverzerrte Gitarren zu hören gibt.
Phasenweise sind auch synthetische Hintergrundklänge begleitend im
Einsatz, die mal atmosphärisch, mal bizarr und auch psychedelisch
wirken. In At world's end hingegen dominieren ganz klar brachiale Gitarrenwände und sanfte Post-Rock-Parts. Guantanamo Party Program
liefert hier nichts Neues oder Originelles ab. Doch ist das, was hier
in zwei Lieder verpackt wurde, grundsolider Sludge / Post-Metal. Mir
persönlich fehlt allerdings das gewisse Etwas. Die dunklen und schweren
Riffs könnten ruhig noch mächtiger und brachialer sein.
Sun For Miles lässt sich stilistisch nicht so einfach festmachen, da die Bandbreite an Einflüssen und Elementen ähnlich groß ist wie bei Echoes of Yul. Sun For Miles
spielt instrumentalen Metal, der streckenweise extrem kraftvoll sein
kann, aber ebenso feine Melodien besitzt, die einen phänomenal
atmosphärischen und stellenweise auch psychedelischen Charakter haben.
Kräftige Gitarrenwände und brachiale Schlagzeugeinsätze wechseln sich
flüssig und lässig mit sphärischen, langgezogenen Gitarrenparts ab.
Hier trifft Sludge auf Doom und Post-Metal. Was wann genau dominiert
kann ich gar nicht sagen, aber es klingt einfach großartig. Sun For Miles besitzt gleichermaßen ein feines Gespür für gefühlvolle Momente als auch für druck- und schwungvolle Schübe. Mit Pleroma,
dem letzten Lied der Split, gibt es dann auch ein reines Ambientstück,
das für meinen Geschmack nicht hätte sein müssen. Es ist halt Ambient,
ruhig; und wird denn beiden großartigen vorangegangenen Stücken in
keinster Weise gerecht. Aber ich bin eh nicht so der Freund von reinem
Ambient, weshalb es mir letztlich einfach nur egal ist.
Die Split ist in jedem Fall ein Gewinn. Echoes of Yul konnten mich erneut überzeugen, auch wenn das etwas "andere" Lied The Stand
nicht gerade mein Fall war. Mit den anderen drei Titeln gibt es aber
wieder das volle Programm an der eigenwilligen, gitarrenbetonten Musik
von Echoes of Yul. Guantanamo Party Program ist auch nicht schlecht, aber noch steigerungsfähig und von Sun For Miles bin ich echt begeistert. Wer instrumentalen Doom / Sludge mag, muss sich diese beiden Lieder einfach anhören!
Echoes of Yul 8,5/10
Guantanamo Party Program 7/10
Sun For Miles 9/10
Aceust
ECHOES OF YUL
01. It ends here
02. Blackout
03. Honey
04. The stand
GUANTANAMO PARTY PROGRAM
05. Six feet under
06. At world's end
SUN FOR MILES
07. The struggle
08. Barb of sorrow
09. Pleroma (Kissing the hive)
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