29.06.2010

Pest - Tenebris Obortis | 2010 | Ketzer Records | CD | Black Metal

Am 10. Juli wird Pests großartiges Album Tenebris Obortis nun auch auf CD erscheinen. Vor über einem Jahr erschien ja bereits die Vinylversion. Da das Album so großartig war und noch immer ist, gibt es an dieser Stelle eben noch einmal den Kurzverweis auf die CD-Veröffentlichung über Ketzer Records. Wer die Vinylausgabe verpasst hat oder Vinyl einfach nicht mag, kann sich nun also auf dieses wunderbare Werk freuen. Wer das Vinyl bereits sein eigen nennt, braucht die CD nicht zwingend, da sich bis auf das Artwork nichts geändert hat. Das Material ist exakt das selbe.


9,5/10
Aceust

01. Tenebris obortis
02. Trance
03. Ewiges Grab
04. Weltgericht
05. Wasteland
06. Decontamination
07. Schnee und Eis
08. Bonded
09. Riding the storms
10. Entering forest

http://www.pest-musik.de/
http://www.ketzer-records.de/

21.06.2010

Echoes Of Yul / Guantanamo Party Program / Sun For Miles - Split | 2010 | We Are All Pacinos Records / No Sanctuary | CD | Experimental / Doom / Psychedelic

Erst kürzlich, im vergangenen Jahr, konnte mich Echoes of Yul mit dem brillanten Debütalbum für sich gewinnen. Nun liegt mir die Split mit den Landsmännern von Guantanamo Party Program sowie Sun For Miles vor. Echoes of Yul hat seinen Hang zur Abwechslung bewahrt, und so sind die vier hier vertretenen Lieder auch sehr unterschiedlich ausgefallen.
Im Auftaktlied treffen anfängliche ruhige und atmosphärische Elemente auf später kommende Sludge- und Doom-Einsprengsel. Zwischendurch ist auch eine verzerrt sprechende Stimme zu hören, was mich stark an Third Time vom Debüt erinnert. Die kräftigen, tiefen und dunklen Riffs gehen dann in Richtung Walking Skeletons. Gelungen, so kann man diesen Einstieg wohl kurz beschreiben. Hierbei fällt dann auch der verbesserte Klang auf, der nun noch sauberer und kräftiger ist, was den Saiteninstrumenten natürlich in die Hände spielt. In Blackout lässt sich das Debütalbum ebenfalls problemlos wiedererkennen. Satte Riffs, Stimmenwirrwarr, Gekreische und eigentümliche Melodien bestimmen das Lied. Honey hingegen ist länger und ruhiger, mit klaren sphärischen Passagen und vereinzelt auftretenden Frauenstimmen, die bizarr verfremdet wurden. Das abschließende The Stand ist gleichfalls lang und ruhig, vor allem der unverzerrte, sanfte Gesang fällt auf und ist neu für Echoes of Yul. Obwohl das Lied lang ist, passiert recht wenig. Die Gitarren erklingen ruhig und sphärisch, kräftige Riffwände fehlen hier komplett. Für mich ist es das schwächste Lied von Echoes of Yul, da es meiner Meinung nach zu harmlos geraten ist.

Guantanamo Party Program spielt Sludge mit etwas Post-Rock verfeinert. Six Feet Under ist dabei das atmosphärischere Lied, da es hier neben den typischen Sludge Riffs auch klare und unverzerrte Gitarren zu hören gibt. Phasenweise sind auch synthetische Hintergrundklänge begleitend im Einsatz, die mal atmosphärisch, mal bizarr und auch psychedelisch wirken. In At world's end hingegen dominieren ganz klar brachiale Gitarrenwände und sanfte Post-Rock-Parts. Guantanamo Party Program liefert hier nichts Neues oder Originelles ab. Doch ist das, was hier in zwei Lieder verpackt wurde, grundsolider Sludge / Post-Metal. Mir persönlich fehlt allerdings das gewisse Etwas. Die dunklen und schweren Riffs könnten ruhig noch mächtiger und brachialer sein.

Sun For Miles lässt sich stilistisch nicht so einfach festmachen, da die Bandbreite an Einflüssen und Elementen ähnlich groß ist wie bei Echoes of Yul. Sun For Miles spielt instrumentalen Metal, der streckenweise extrem kraftvoll sein kann, aber ebenso feine Melodien besitzt, die einen phänomenal atmosphärischen und stellenweise auch psychedelischen Charakter haben. Kräftige Gitarrenwände und brachiale Schlagzeugeinsätze wechseln sich flüssig und lässig mit sphärischen, langgezogenen Gitarrenparts ab. Hier trifft Sludge auf Doom und Post-Metal. Was wann genau dominiert kann ich gar nicht sagen, aber es klingt einfach großartig. Sun For Miles besitzt gleichermaßen ein feines Gespür für gefühlvolle Momente als auch für druck- und schwungvolle Schübe. Mit Pleroma, dem letzten Lied der Split, gibt es dann auch ein reines Ambientstück, das für meinen Geschmack nicht hätte sein müssen. Es ist halt Ambient, ruhig; und wird denn beiden großartigen vorangegangenen Stücken in keinster Weise gerecht. Aber ich bin eh nicht so der Freund von reinem Ambient, weshalb es mir letztlich einfach nur egal ist.


Die Split ist in jedem Fall ein Gewinn. Echoes of Yul konnten mich erneut überzeugen, auch wenn das etwas "andere" Lied The Stand nicht gerade mein Fall war. Mit den anderen drei Titeln gibt es aber wieder das volle Programm an der eigenwilligen, gitarrenbetonten Musik von Echoes of Yul. Guantanamo Party Program ist auch nicht schlecht, aber noch steigerungsfähig und von Sun For Miles bin ich echt begeistert. Wer instrumentalen Doom / Sludge mag, muss sich diese beiden Lieder einfach anhören!


Echoes of Yul 8,5/10
Guantanamo Party Program 7/10
Sun For Miles 9/10
Aceust

ECHOES OF YUL
01. It ends here
02. Blackout
03. Honey
04. The stand

GUANTANAMO PARTY PROGRAM
05. Six feet under
06. At world's end

SUN FOR MILES
07. The struggle
08. Barb of sorrow
09. Pleroma (Kissing the hive)

Celeste - Morte(s) Nee(s) | 2010 | Denovali Records | CD / Vinyl | Black Sludge

Obwohl man vor drei Jahren mit der EP Pessimiste(s) das erste Lebenszeichen tätigte, gibt es nun mit Morte(s) Nee(s) bereits das dritte Vollalbum der Franzosen von Celeste. Im Infoschreiben steht, dass Celeste sich selbst nicht kopieren möchte, was angeblich auch gelungen sein soll. Da ich die früheren Werke nicht kenne, muss ich das offen stehen lassen. Musikalisch geht Morte(s) Nee(s) jedenfalls in eine moderne Richtung, die sich aus Post-Hardcore, Sludge und (Black) Metal speist.

Die Musik erweist sich jedenfalls als düster und zäh, zumal das Album so beschaffen ist, als würde man ein einziges, langes Lied hören. Obwohl es Abwechslung und Facetten gibt, bekommt man nicht unbedingt den Eindruck vermittelt, dass sich viel tun würde. Egal ob man mit dem ersten Lied beginnt oder einfach mitten im Album einsteigt, atmosphärisch und stilistisch bleibt die Musik von Celeste konstant. Einerseits gefällt es mir, da es doch von der dichten, düsteren Atmosphäre zeugt, andererseits ist es aber auch ein Schwachpunkt, da es an Wiedererkennungswert fehlt. Daran kann man sich stoßen, oder auch nicht. Wett gemacht wird diese Schwäche nämlich von der Vielzahl an Riffgewittern und feinen Melodiesträngen, an denen man ganz deutlich die Einflüsse aus dem Sludge spürt. Richtig schwer und doomig wird es aber leider nicht oder nur sehr selten, dafür ist zum Einen das Tempo zu hoch, auf wenn es nicht wirklich schnell ist, andererseits ist der musikalische Fluss streckenweise sehr lebhaft, mit massiven Riffwänden und Breaks. Nicht zu vergessen ist dabei der unverzerrte Schreigesang, der oft zu hören ist und ebenfalls zur unsteten Atmosphäre beiträgt. Geradlinige, eingängige Passagen gibt es aber dann und wann trotzdem, und diese sind dann auch richtig gut, und können durchaus so packend und schwungvoll zugreifen, wie man es etwa von Omega Massif kennt. Ganz am Ende des Albums bekommt man dann noch passagenweise Piano und Streichinstrumente zu hören, was für Celeste wohl ein Novum sein soll. Passt aber gut zum Abschluss des Albums.

Morte(s) Nee(s) ist ein schwerers, dunkles Album, das nicht gerade leicht verdaulich ist, vor allem wegen des Gesangs, den ich gewöhnungsbedürftig finde. Trotzdem weiß es zu gefallen, da Celeste es gut versteht, die verschiedenen Stilrichtungen zu einer eigenständigen musikalischen Einheit zu formieren. Es ist ja nicht neu, Sludge, Post-Hardcore und (Black) Metal zu vermischen. Im Falle von Morte(s) Nee(s) ist es aber überzeugend gelungen, da das Resultat vor allem unheilvoll ist und man auf Post-Rock-artige Klargitarren verzichtet hat. Würde es etwas mehr doomige Anteile und Geradlinigkeit geben, wäre Morte(s) Nee(s) sogar ein richtig erstklassiges Album. Aber das ist alles Geschmackssache.

Das Album gibt es übrigens in verschiedenen Vinyl- und CD-Versionen. Darüber hinaus kann man sich das Werk auf der Seite von Denovali Records sogar vorab herunterladen.


7/10
Aceust

01. Ces Belles de Rêve aux Verres Embués
02. Les Mains Brisées comme Leurs Souvenirs
03. Il y a Biens des Porcs que ça Ferait Bander de T'étouffer
04. En Troupeau des Louves en Trompe l'Oeil des Agneaux
05. (S)
06. Un Miroir pur qui te Rend Misérable
07. De Sorte que Plus Jamais un Instant ne Soit Magique

19.06.2010

Goatfuneral / Dies Fyck - Split | 2008 | Monokulturell Productions | CD | Black Metal


Diese Split CD stellt für beide beteiligten Gruppen die Debütveröffentlichung dar. Sowohl der Zweier Goatfuneral als auch das Soloprojekt Dies Fyck steht für Black Metal fernab des Kommerzes und der allgemeinen Verträglichkeit.

Da ist es auch kein Zufall, dass das erste richtige Lied von Goatfuneral einen norwegischen Text hat. Aber nicht nur textlich, sondern auch atmosphärisch huldigt Goatfuneral hier und da dem norwegischen Black Metal. Vereinzelte melodische Einsprengsel und überaus dezent und punkturelle Keyboardanschläge zeugen hiervon. Obwohl man den Black Metal von Goatfuneral durchaus als roh, dreckig und gemein umschreiben kann, ist er nicht einfach nur puristisch. Trotz der dezidierten Rohheit gibt es viel Raum für atmosphärische Feinheiten, die durch gute Riffs verdeutlicht werden. Aber auch der stark verzerrte Kreischgesang und seichte Keyboardklänge im Hintergrund verfeinern das Gesamtbild. Rhythmisch agiert Goatfuneral zwischen eingängig schnell, mittelschnell und langsam. Echte Monotonie kommt dabei nicht auf. In den schnellen Abschnitten entwickelt Goatfuneral eine schöne kalte und abweisende Atmosphäre, die zum Teil auch, dank des eindringlichen Gesanges, sehr bissig und giftig sein kann. Wer jetzt denkt, der Klang müsse standesgemäß unsauber und schlecht sein, der irrt. Bombastisch ist er natürlich nicht, aber dennoch klar und sehr differenziert, ohne dabei zu dick aufzutragen. Ein klangliches Untergrundgefühl bleibt gewahrt, da helle und grelle Töne gegenüber den dunklen und tiefen einen klaren Vorzug erhalten haben, weshalb das Ganze etwas flach und dünn wirkt.


Dies Fyck beginnt mit einem Ambienteinklang, der durchaus bizarr und düster ist, ehe I Hate loslegt. Anstatt hasserfüllten, brutalen Black Metal vorgesetzt zu bekommen, spielt Dies Fyck mittelschnell bis schleppend auf. Phasenweise wird das Ganze sogar kurzweilig richtig schwungvoll und erinnert entfernt an Carpathian Forest. Bei Dies Fyck kommen, im Gegensatz zu Goatfuneral, die tiefen und dunklen Töne stark zur Geltung. Obwohl I Hate lang ist und das Tempo öfters verändert wird, gibt es auch eingängige, beinahe schon monotone Passagen. Komplett langsam und dabei von einer rhythmischen Eingängigkeit bestimmt ist Long Lost and Forgotten. Es ist ein unaufgeregtes Lied ohne irgendwelchen markanten Eckpunkte, was es vielleicht für den Einen oder Anderen langweilig macht. Doch mir gefällt diese Unaufgeregtheit, die etwas sehr schweres und erdrückendes hat. Gleichfalls langsam und bedrückend ist Autumnlike Twilight, in dem der verzerrte, kehlige aber ruhige Gesang stark in den Vordergrund rückt. Abschließend gibt es das ungewöhnliche Dear Mr. Columbia zu hören. Textlich wird mit selbstverherrlichenden Black-Metal-Rockstars abgerechnet und musikalisch präsentiert sich Dies Fyck hier von einer schwungvollen, schon rockig anmutenden Seite.


Diese Split CD ist eine interessante Untergrundveröffentlichung mit einer gewissen Scheißegal-Attitüde. Beide Gruppen zeigen gute Ansätze, die vor allem Anhänger des puren Black Metals ansprechen dürften. Goatfuneral steht dabei für den kalten, nordisch geprägten Black Metal und bei Dies Fyck kommen eher bizarre Elemente zum Tragen. Ansprechend ist auch die optische Gestaltung des Einschiebers.



6,5/10
Aceust

GOATFUNERAL
01. Mission
02. Dyp ned i en kald kammer
03. Inside corpse hill
04. Goat-Genocide
05. Goatfuneral says: Fuck you, please!

DIES FYCK
06. Intro
07. I hate
08. Long lost and forgotten
09. Autumnlike twilight
10. Dear Mr. Columbia (Hail cocain)

16.06.2010

Ugulishi - Dark Illuminations | 2009 | Ewiges Eis Records | CD | Black Metal

2007 brachten die Finnen von Ugulishi das erste Demo heraus, ehe im Februar 2009 das Minialbum Dark Illuminations das Licht der Welt erblickte. Vier Lieder stark und 26 Minuten lang ist dieses Machwerk. Geboten bekommt man feinsten satanischen Finnen Black Metal, der von Anfang an überzeugt. Mit dem ersten Lied In a glare of my master beginnt das Minialbum roh, schnell und harsch. Der Gesang ist hier eindringlich und hasserfüllt, die grellen Gitarren sorgen für eine gewisse unterschwellige Melodik, die sehr unauffällig ist und hervorragend mit dem steten, hohen Tempo harmoniert. Ab dem zweiten Lied ist der Klang eigenartiger Weise weniger roh, dafür kräftiger und reicher an tiefen Tönen. Woher dieser klangliche Unterschied rührt, ist unbekannt. Doch nun kommen die Gitarren besser zur Geltung, die von jetzt an melodie-, riffbetonter und spielerischer wirken. Allerdings nach wie vor auf eine sehr angenehme, dezidiert unauffällige Art und Weise. Einhergehend mit dem besseren Klang wirkt auch der Gesang nicht mehr ganz so harsch und hasserfüllt wie im ersten Lied. Ein wenig erinnert mich der Gesang nun an Vitsaus, was nicht nur an der finnischen Sprache liegt. Im Vergleich zu den anderen Liedern ist Mustien siipien varjossa nämlich ein eher ruhigeres sowie atmosphärisches Lied, das aber trotzdem eindringlich und kraftvoll ist. Längere atmosphärische Abschnitte gibt es zwar auch Baptised in destructive light, doch schaltet Ugulishi hier irgendwann auf schnell und hasserfüllt um. Sehr heftig, schnell und laut ist auch das abschließende Night of demonic illumination, das im Mittelteil aber auch seichtere Klänge zum Durchschnaufen bereit hält.

Dark Illuminations ist eine sehr gelungene Erscheinung, die sowohl sehr gute melodische, also gitarrenbetonte, als auch hasserfüllte und brachiale Momente besitzt. Auch deshalb kann man Ugulishi ein wenig mit Vitsaus vergleichen. Denn es handelt sich hier um intensiven, eindringlichen Finnen Black Metal!


8/10
Aceust

01. In a glare of my master
02. Baptised in destructive light
03. Mustien siipien varjossa
04. Night of demonic illumination

14.06.2010

Karg - Von den Winden der Sehnsucht #2 | 2010 | Karge Welten Kunstverlag | CD | Black Metal

Von den Winden der Sehnsucht #2 ist kein einfaches dafür sperriges Werk der österreichischen Einmanngruppe Karg. Gelistet wird das Album als Ambient Black Metal, was aber eher in die Irre führt als den tatsächlichen Inhalt beschreibt. Von den Winden der Sehnsucht #2 ist ein, mit über 77 Minuten Spielzeit, sehr langes Opus, in dem der Solist V.Wahntraum eigene Gedanken und Empfinden vielfältig wiedergibt. Anders als etwa bei Draumar, ist hier der Black Metal federführend, der durch harsch intoniertem Keifgesang und melodischem Gitarrenspiel auffällt. Der Klang der Lieder ist recht dünn und arm an tiefen, organischen Tönen, was die Rauheit des Inhaltes betont. Obwohl im Booklet keine Texte abgedruckt sind, erhält man dennoch Einblick in das Wesen von V.Wahntraum, da dieser eine lange Stellungnahme verfasst hat. Es ist sicherlich interessant, diese Zeilen zu lesen, doch frage ich mich zugleich, welchen Zweck diese erfüllen sollen? Die Musik wird mir jedenfalls nicht nähergebracht.

Von den Winden der Sehnsucht #2 ist wohl eines jener Werke, welches man liebt und vollends in sich absorbiert oder welches einen nicht im Geringsten irgendwie berührt. Ich zähle zu letzterem, denn obwohl ich durchaus eine Vorliebe für bizarre und düstere Kompositionen habe, wirken die überlangen Stücke nicht sonderlich eindringlich auf mich, manchmal gar beliebig. Zudem gibt es recht viel Text und Gesang, was mich stört. Dieser hohe verbale Anteil läuft den melodischen Bestrebungen teilweise zuwider. Dafür gibt es aber vereinzelt verträumte Shoegaze-Parts, damit man sich vom Gekeife etwas erholen kann.

Von den Winden der Sehnsucht #2 ist langatmig und kaum zu fassen. Mal ist es atmosphärisher Black Metal, der durchaus schöne Melodien besitzt, ein anderes Mal könnte es sich um experimentellen Metal handeln und an anderen Stellen weiß man nicht, ob es nun in Richtung Ambient Black Metal oder doch Depressive Black Metal geht. Es gibt gute Ansätze, aber insgesamt wirkt das Album zu überladen und vielfältig ohne klare Linie. Anhänger wird Karg aber definitiv finden, denn es gibt eine Menge Leute, die solch episch ausufernde Werke mit eigenartigen und bizarren, abwechslungsreichen Strukturen lieben. Vielleicht muss man einfach nur traurig und einsam genug sein, um hier den Zugang zu finden, dazu gehöre ich aber nicht.


4,5/10
Aceust

01. Ich bin gefallen
02. Wahntraum
03. Ruhe unsanf
04. Sturm deiner Sommer
05. Grabestau
06. Wehmut
07. In die Ferne

Korpblod - Uråldrig Samklang | 2010 | Ewiges Eis Records | CD | Black Metal

Uråldrig Samklang ist das Debütalbum des schwedischen Zweiers Korpblod, welches im letzten Jahr bereits auf Kassette erschien und nun auch auf CD erhältlich ist. Uråldrig Samklang ist ein ergreifendes Album, das von Anfang an in seinen Bann zieht. Es ist ein düsteres, grimmiges und kaltes Werk mit großartigen Melodieläufen und epischen Ausmaßen. Alleine die drei ersten Lieder bringen es zusammen auf über 30 Minuten Spielzeit. Und diese ersten 30 Minuten sind schon für sich alleine absolut erstklassig, denn die eingängigen Riffs und Melodien der grell und rau klingenden Gitarren haben eine erhabene, andächtige Ausstrahlung. Dazu passt auch der grimmige aber stets ruhig vorgetragene Gesang, der diese wunderbare Atmosphäre zusätzlich aufwertet und unterstreicht. Diese 30 Minuten sind zwar zumeist von einer gemächlicheren Gangart, schnelle sowie harte Einschübe sind allerdings nicht komplett abwesend. Nach diesem großartigen Auftakt folgt mit Fylgjor ein ruhiges Stück, in dem neben den bereits erwähnten Gitarrenläufen auch unverzerrte Gitarren und sonore Klargesänge zu hören sind. Danach geht es dann etwas abwechslungsreicher sowie ruppiger auf dem Album weiter.

Korpblod greift auf dem gesamten Album immer wieder mal auf Stilelemente des Pagan Metals zurück, gerade was einige Melodiestränge anbelangt. Doch würde ich nicht so weit gehen und die Musik Korpblods als Pagan Black Metal beschreiben, denn musikalisch ist das Album dafür viel zu ernsthaft, grimmig und sogar auch schwermütig. Adjektive wie episch, kalt und atmosphärisch umschreiben diese urgewaltige Musik wesentlich besser als "Pagan". Korpblod kann aber auch schnell und heftig aufspielen, wie man wunderbar in Låt oss minnas hören kann. Neben tollen atmosphärischen Passagen beinhaltet das Lied auch sehr energische, kraftvolle Parts, die wahren Gänsehautcharakter haben. Uråldrig Samklang ist ein facettenreiches Album voller Details. Zudem ist es ein Album, welches mich beim ersten Anhören sofort umgehauen hat. Das passiert mir nur sehr selten. Meistens muss ich mich an ein neues Album Schritt für Schritt herantasten. Doch die Musik von Korpblod ist von der ersten Minute an so ergreifend und überwältigend, dass es beinahe schon unheimlich ist.

Ein Fazit kann ich mir nach diesen Lobpreisungen eigentlich sparen. Uråldrig Samklang ist für mich definitiv eine der besten Veröffentlichungen 2010. Wer es grimmig aber dennoch majestätisch und erhaben mag, kommt an dieser Scheibe nicht herum.


9,5/10
Aceust

01. Släpp ulven lös
02. Stillhet
03. Hugauga
04. Fylgjor
05. Klagoskalder
06. Låt oss minnas
07. Dödsdans
08. Ett ode

Seul. - Suicidal & Emotional Black Metal | 2009 | Ewiges Eis Records | CD | Black Metal

Seul. ist ein französisches Einmannprojekt, welches als Ambient Black Metal katalogisiert wird. Das ist nicht gerade mein musikalischer Geschmack, weshalb ich dann auch nicht allzu viel von Suicidal & Emotional Black Metal erwartete. Doch beim ersten Durchlauf des Materials erwies sich Seul. sehr bald besser als erwartet. Am Anfang ist ein längeres Instrumenalstück zu hören, das mir schon gut gefällt, da es gleich zu Beginn mit hohem Tempo aufwartet. Ich finde es immer gut, wenn sich suizidale Black Metal Projekte nicht nur auf Langsamkeit versteifen. In Act 2 gibt es also keinen Gesang und dafür Tempowechsel. Auf Keyboards oder andere atmosphärische Hilfsmittel wird komplett verzichtet, was ich gleichfalls gutheiße. Lediglich in den letzten Sekunden ist eine Akustikgitarre zu hören. In dem Instrumentalstück sind also nur Schlagzeug und Gitarren zu hören, und das auf eine gute, abwechselnde Art und Weise.

Nach dem überraschend guten Einstieg folgen zwei Kapitel des dritten Aktes, die beide relativ kurz sind und teilweise auch melodisch daher kommen. Es kommen Akustikgitarre sowie eine unverzerrt sprechende Stimme zum Einsatz. Verzerrter Kreischgesang der qualvoll und intensiv ertönt, fehlt deswegen allerdings nicht. Act 4 ist dann wieder länger und von variablem Tempo. Depressive Langsamkeit gepaart mit schwermütigen Gitarrenläufen wechselt sich mit eingängiger Raserei ab. Das ist zwar an sich nichts besonderes, doch ist es Seul. gelungen, dies ansprechend umzusetzen. Immerhin handelt es sich hierbei ja um Demomaterial, und dafür ist es gelungen, klanglich als auch spielerisch. Klanglich roher und rauschender ist es dann allerdings im abschließenden fünften Akt, der sehr rohe, schnelle und harsche Passagen beinhaltet, die mich in ihrer atmosphärischen Ausstrahlung mitsamt des Keyboards ein wenig an Xasthur erinnern.

Suicidal & Emotional Black Metal ist und bleibt ein passabler sowie gelungener Einstand. Die Lieder sind stilistisch und atmosphärisch recht unterschiedlich, so als würde Seul. auf dem ersten Demo noch ein wenig herumexperimentieren, was aber überhaupt nicht stört. Mir gefällt es sogar gut, dass man sich nicht nur auf eine spezielle Spielart festlegt und stattdessen mit verschiedenen Facetten probiert, düstere, und emotionalen Suicidal Black Metal zu kreieren.


7/10
Aceust

01. Act 2 (Instrumental version)
02. Act 3 Pt. 1
03. Act 3 Pt. 2
04. Act 4
05. Act 5

07.06.2010

Zora - Gore | 2010 | Bloodred Horizon Records | CD | Death Metal

Zora ist ein italienisches Dreiergespann, welches sich dem Death Metal mit gehörigem amerikanischen Gore-Einschlag gewidmet hat. Das mit Gore simpel betitelte Album ist das Debütalbum und wurde bereits 2007 aufgenommen, ehe es nun zur Veröffentlichung kam.

So einfach der Name der Platte ist, so einfach ist auch die Musik von Zora. Gore ist einfach Death Metal, wie man ihn so und ähnlich bereits unzählige Male zu Gehör bekam. Zora probiert nichts Neues oder Originelles, was bei einigen Leuten vielleicht für Unmut sorgt, mir jedoch gefällt. Die Lieder sind zwei bis drei Minuten lang, rhythmisch abwechslungsreich und die Gitarren schmettern trockene Riffwände. Dualen Gesang gibt es auch zu hören, der mir gut gefällt. Dunkel, tief und kehlig ist er, eben "gore". Manchmal sind die Lieder angenehm druckvoll, treibend und mit Schwung. Andere Lieder hingegen wirken klanglich phasenweise etwas dünn und blass, vor allem dann, wenn man an den Gitarren lockere, schnelle Riffs spielt. Dann wirkt Zora etwas zu harmlos. Dies ist übrigens das größte Manko der Scheibe. Obwohl es temporeiche Passagen und Breaks gibt, fehlt es der Musik in der letzten Konsequenz an Brutalität und echter Härte. Es gibt gute Ansätze, man hält die Waage zwischen technischen Frickeleien und Geradlinigkeit. Doch auf die Dauer verlieren sich die guten Ansätze in Belanglosigkeit.

Gore ist also eine durchschnittliche Genre-Veröffentlichung, die ausschließlich bei echten Anhängern auf Anklang finden dürfte. Normalen Hörern des Death Metals wird Zora somit zu langweilig und durchschnittlich sein.


5/10
Aceust

01. Hipocrisy
02. Humanimals
03. R.I.P.
04. Sign your body
05. Gore
06. Hate me
07. Kill who kill you
08. Enslaved by the pigs
09. Escape
10. Pachidermik

Azahel's Fortress | 2010 | Bloodred Horizon Records | CD | Black Pagan Metal

Azahel's Fortress ist ein Einmannprojekt aus Österreich, welches kürzlich mit The Chaos Kingdom das zweite Album veröffentlichte. Auf The Chaos Kingdom will man traditionellen Black Metal mit Pagan Metal sowie Black 'n' Roll vermischen, und das auf eine recht moderne Art und Weise. Gleich im ersten Titel Slave of the Throne wird zum Beispiel der Ansatz des Black 'n' Roll deutlich. Treibend und mittelschnell ist der Rhythmus, die Gitarren ertönen riffbetont und verpackt wurde das Ganze druck- und schwungvoll. Dabei bleibt es nicht, denn kurze, schnelle Schübe brechen die Black 'n' Roll Stimmung kurzweilig auf. Dennoch bleibt der Einstieg ins Album melodisch und ein wenig verspielt. Anders verhält es sich da mit dem folgenden Mankind Misery, in dem Azahel's Fortress die Temposchraube oft nach oben dreht, sodass das Stück ob der melodischen Riffs weitaus mehr Härte und Black Metal ausstrahlt.

Mit Dark Forest Kingdom folgt dann ein weiteres Lied, welches langsam und gitarrenlastig ist, ehe dann mit The Pagan Sun ein schnelles Black/Pagan Stück erklingt, in dem standesgemäß auch Klargesang zu hören ist. Die schnellen Parts gefallen mir gut, da sie oftmals geradlinig und eingängig sind und dabei eine gewisse Kälte versprühen. Da stört oder überrascht auch nicht die Maultrommel, die kurz als Break zu hören ist. Gleichfalls schnell, aber brutaler kommt dann Entkrist Pyromania daher, welches sich als eine weitere Facette von Azahel's Fortress entpuppt, da hier sehr trockene sowie technische Arrangements zu hören sind, die mich gar ein wenig an Satyricon erinnern. Ähnlich technisch gelagert ist Behind a Mirror of Chaos, auch wenn sich hier kraftvoll schleppende Parts mit schnellen Nackenbrechern abwechseln. Technisch, abstrakt und verschachtelt bleibt das Lied aber dennoch. Überaus abwechslungsreich ist Days of Tyrants, in dem Azahel's Fortress alle bisherigen Facetten in einem Lied abschließend zusammenfließen lässt. Melodische Gitarren wechseln sich mit sonoren Klargesängen ab und auch das Tempo ist sehr vielschichtig. Dennoch bleibt das Lied druckvoll und packend, da es stimmig und flüssig ist.

The Chaos Kingdom ist eine seltsame und eigenwillige Veröffentlichung, die mir zuerst gar nicht gefiel. Aber nach mehreren Durchgängen finde ich langsam Gefallen an der Musik, zumal das Album mit guten Riffs und Melodiebögen aufwartet. Trotzdem enthält das Album auch sehr technische und verschachtelte Momente, mit denen ich nach wie vor nur wenig anzufangen weiß. Dennoch ist The Chaos Kingdom unterm Strich eine interessante Scheibe, die vor allem für aufgeschlossene Hörer zu empfehlen ist, denen es nach Eigenständigkeit und reichhaltiger Abwechslung dürstet.


7/10
Aceust

01. Slave of the throne
02. Mankind misery
03. Dark forest kingdom
04. The pagan sun
05. Entkrist pyromania
06. Behind a mirror of chaos
07. Days of tyrants
08. Nachterwachen

Thurs - Myths And Battles From The Paths Beyond | 2010 | Bloodred Horizon Records | CD | Viking Metal

2007 erschien mit dem Demo Mot Nord das erste Lebenszeichen von Thurs, einer norwegischen Black/Viking/Pagan Gruppe. Mot Nord gefiel mir damals ganz gut, da es nicht zu stark verspielt oder ausufernd melodisch war. Thurs wahrte auf dem Demo eine gewisse Roh- und Dunkelheit. Nun, drei Jahre später, gibt es das Debütalbum.

Alle Lieder vom Demo finden sich auch auf Myths and Battles From the Paths Beyond wieder, woran man die Entwicklung besonders gut ableiten kann. Denn wenn man die drei Lieder vom Demo mit den neuen Albumversionen vergleicht, erkennt man sofort, dass sich Thurs ganz klar vom Black Metal weg, hin zum Viking/Pagan Metal entwickelt hat. Es gibt nun weitaus mehr Melodik, helle, freundliche und verspielte Aspekte, die das komplette Album durchziehen. Dies sind nun genau jene Attribute, die es auf Mot Nord nicht oder kaum gab, und weshalb es mir so gut gefiel. In der logischen Konsequenz sagt mir das Album dann auch nicht sonderlich zu. Schlecht geht Thurs deshalb nicht vor, zumal es eine gewisse Abwechslung gibt. Obwohl es viele melodische Schunkelparts gibt, zu denen man sich Lagerfeuer, Met und Tanz vorstellt, besteht das Album glücklicherweise nicht nur aus solchen Elementen. Hie und da gibt es auch schnelle und harte Einlagen, die stellenweise auch sehr brachial rüberkommen, wie in The Hunt, dem extremsten Titel der Scheibe.

Ansonsten besteht das Album aber überwiegend aus melodischen Riffs und mittelschnellen, variablen Tempi, irgendwo ist auch mal eine Maultrommel zu hören und Passagen mit unverzerrten Gitarren fehlen auch nicht. Für eingefleischte Pagan/Viking Anhänger vielleicht eine gelungene, runde Sache, zumal der leicht verzerrte Gesang eine gewisse charismatische Ausstrahlung hat. Für mich ist das alles aber zu sehr Viking, zu harmlos und stellenweise sogar etwas zu rockig.


6/10
Aceust

01. Raise your sword
02. Nord for Åsgard
03. Trollbundet
04. Skogens grusomme sang
05. Skogens grusomme sang Del II
06. The hunt
07. Slaget
08. Utferd

03.06.2010

Heirs - Fowl | 2010 | Denovali Records | CD | Post Metal

Heirs ist wieder mal so eine Gruppe,  die mich rezensiertechnisch an meine Grenzen bringt. Wer sich das Cover anschaut, ahnt vielleicht, dass es von Heirs eigenartige Musik zu hören gibt. Soweit mein beschränkter musikalischer Horizont reicht, lässt sich Fowl nur ungern in eine Schublade stecken, zu sperrig der Inhalt, viel zu reichhaltig die Palette an Stilistiken, derer man sich bei Heirs bedient. Fowl ist ein Werk, auf dem sich Anteile von Post-Rock, Shoegaze, Ambient, Post-Metal, Sludge, Doom und was weiß ich nicht noch alles sammeln. Nun kenne ich mich in diesem großen, vielseitigen und angesagten Bereich der Musik kaum aus, aber soweit mein Wissen reicht, kann man Heirs als einen durchaus eigenständigen und ansprechenden Vertreter dieser Gattung bezeichnen. Gerade im Sektor der Post-Rock-Gruppen gibt es unglaublich viele unglaublich langweilige Gruppen, die mich mit ihrem melodischen Gitarrengefrickel total nerven. Bei Heirs ist dies überhaupt nicht so. Obwohl rein instrumental und obwohl Fowl über weite Strecken ruhig ist, strahlt das Album eine sonderbare und zugleich auch dunkle Stimmung aus. Das erste Lied Dust ist ein langes und über weite Strecken monotones Stück, welches von Anfang an eine berückende, beklemmende Schwermut vermittelt. In der ersten Hälfte sind ruhiges Schlagzeugspiel und sanfte Ambientklänge zu hören. In der zweiten Hälfte kommen dann brachiale Gitarrenwände hinzu, die mich punktuell ein wenig an Omega Massif erinnern. Das Titellied, welches umgehend folgt, ist ebenfalls monoton, aber durchzogen von einer wunderbaren, tieftraurigen Melodik. Diese verändert sich nicht, weshalb das Ganze auch recht hypnotisch wirkt. Wie schon zuvor bei Dust, oder auch bei Men, ist es bei Heirs so, dass die Lieder recht ruhig beginnen und sich die Intensität langsam aber sicher steigert. Die sich steigernde Intensität äußert sich entweder in der Zunahme der Lautstärke und/oder des Hinzukommens weiterer Instrumente. Das gefällt mir gut, da es sowohl die Eindringlichkeit der Musik unterstreicht, als auch den Spannungsaufbau zusätzlich betont.

Neben so tollen Liedern mit lauten und kräftigen Gitarren enthält Fowl aber auch lieblichere Lieder die lebendiger und fröhlicher sind. Burrow ist so ein Lied, in dem die Finger auf den Gitarren recht locker hin und her fliegen. Ist nicht schlecht, aber so schwere Brocken wie Dust und Fowl sagen mir mehr zu. Fowl ist eine gute, vielseitige Scheibe, die man nicht auf ein Merkmal festnageln kann. Freunde von Brachialklängen werden ebenso angesprochen wie Leute, die leisere und melodische Strukturen bevorzugen. Man muss auf jeden Fall eine Menge Zeit mitbringen, da die Strukturen doch recht komplex ausgefallen sind, gerade wenn man das Album als Ganzes betrachtet. Fowl ist also uneingeschränkt zu empfehlen. Zudem bin ich fest davon überzeugt, dass die Lieder von Fowl live auf einem Konzert richtig gut funktionieren werden. Wenn Heirs mal in der Nähe spielen, sollte man sich die Gruppe nicht entgehen lassen.


8,5/10
Aceust

01. Dust
02. Fowl
03. Burrow
04. Tyrant
05. Men
06. Mother
07. Drain

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Heidenblut - The Hadnur-Daimos Complex | 2010 | Stunde des Ideals | CD | Black Metal

Heidenblut hat bereits einige Jahre auf  dem Buckel und kann sich nun über die CD-Veröffentlichung von The Hadnur-Daimos Complex freuen. Ganz taufrisch ist das Material nicht mehr, da es bereits 2008 aufgenommen worden ist und bereits 2009 auf Kassette erschien. Meine erste Berührung mit Heidenblut hatte ich damals als Frisian War Metal herauskam, besonders angetan war ich seinerzeit nicht von der Musik und so hörte ich erst 2007 erneut etwas von Heidenblut, als die Split mit Flammentod kam. Zwischen dieser Split und dem aktuellen Album hat sich bei Heidenblut verdammt viel getan. Klanglich als auch strukturell war Heidenblut nie so gut. The Hadnur-Daimos Complex ist von Anfang bis Ende ein großartiges Album, auf dem Hauptmitglied Shadow auf exzellente Art und Weise riffbetonten Black Metal mit einem feinen Schuß Death Metal zum Besten gibt.

The Hadnur-Daimos Complex ist sowohl brachial, urgewaltig und direkt, als auch sehr gefühlvoll mit einem Hauch Melancholie. Monotony ist beispielsweise ein großartiges, langsames Stück mit wunderbaren, ergreifenden Riffs und Melodien. Dem stehen aber auch treibende, massive Lieder wie Into my Subconcious Dusk gegenüber, die verdammt schnell und brutal sind. Es sind aber nicht nur die vielen guten Riffs, die das Album so erstklassig machen, auch der Gesang von Shadow trägt zum überaus positiven Erscheinungsbild des Albums bei. Der kehlige und warme Gesang ist stilistisch eher dem Death Metal zuzuordnen, was an den Titel des zweiten Demos Frisian War Metal erinnert. The Hadnur-Daimos Complex ist allerdings kein War Metal, sondern ein sehr persönliches Album, auf dem Shadow eine schwere Zeit aufarbeitet und abschließt.

Obwohl die CD in den letzten Dezembertagen erschien, stellt The Hadnur-Daimos Complex für mich ein früher Höhepunkt im noch so jungen Jahr dar. Brachial, mächtig aber dennoch vollgepackt mit grandiosen Riffs und Melodien. Was will man mehr?  


9/10
Aceust



Der werte Kollege Aceust schrieb ja bereits eine Kritik, dennoch möchte ich mich ihm mit ein paar Worten anschließen. Heidenblut geistert nun schon einige Jährchen im Untergrund herum, wirkliche große Beachtung bekam Shadow für sein Werk aber nie. Das mag zum einen daran liegen, daß recht wenig Werbung betrieben wurde und zum anderen daran, daß die Musik nie in irgendwelche Trends reinfiel, die gerade schrecklich angesagt waren/sind. Außerdem steht halt nicht jeder auf diese kauzige Mucke, was niemandem zu verübeln ist. Trotz allem können auch Leute, deren Geschmack Heidenblut nie traf, ein Reinhören riskieren, denn The Hadnur-Daimos Complex ist noch Heidenblut, aber doch ein enormer Sprung nach vorne. Optisch gibt es gewohnte Qualität von SDI, die Kassettenversion enthält Texte und sieht schlicht schick aus.

Eine wichtige Neuerung im Hause Heidenblut gab es: Das ist das erste Album, das in einem Studio aufgenommen wurde und das ist gut so. Erzielt wurde ein organischer, authentischer Klang, der den Liedern gut zu Gesichte steht und Kraft sowie Ausdrucksstärke nicht vermissen lässt. Stilistisch pendelt man – wie bereits Aceust anmerkte – zwischen Black und Death Metal, ohne sich dabei in vorgefertigten Schablonen zu bewegen. Mir persönlich sagen besonders die etwas weniger brachialen Momente zu, die mit hervorragender Melodieführung glänzen, exemplarisch dafür der Mittelteil des ersten Stückes The Complex! Ein weiterer Höhepunkt stellt die eigenwillige (und durch Shadow ergänzte) Vertonung des Gedichtes Im Nebel von Hermann Hesse dar, mit dem ich persönlich schon einiges verbinde, aber auch die metallische Umsetzung finde ich richtig gelungen. Idee gut, Umsetzung gut – so soll's sein.

Ach, machen wir es kurz. The Hadnur-Daimos Complex ist das einfach ehrlicher, guter Metal aus dem Untergrund, den man bedenkenlos unterstützen kann. Von der Hörprobe auf der Myspace-Seite von SDI solltet Ihr Euch nicht täuschen lassen, denn I, Daimos ist bei weitem nicht das beste Lied des Albums. Wer skeptisch aber dennoch interessiert ist, kann sich ja aus Kostengründen für eine Kassette entscheiden – Ihr bekommt was fürs Geld! Nach objektiven Maßstäben mag meine Bewertung überzogen sein, aber wenn Aceust so vorlegt, schließe ich mich mal eiskalt an.


9/10
Der Einsiedler

01. The complex
02. I, Daimos
03. Architects and arsonists
04. Into my subconcious dusk
05. Im Nebel
06. Monotony
07. The dreaming woods of Hadnur