Neurasthénie ist das, nach drei Demobändern und einer MCD, Debütalbum Niflheims, einem kanadischen Zweiergespann, der sich dem abgründigen und schwermütigen Black Metal verschrieben hat.
Das Album fängt mit Le neurasthénique, einem ruhigen
Instrumental, großartig an. In den ersten zwei Minuten ist lediglich
eine äußerst ruhige wie zugleich langsam gespielte Gitarre zu hören, die
eine herrliche und traurige Melodie zum Besten gibt. An und für sich
nichts besonderes, doch geht diese Melodie direkt ins Mark und
verbreitet Schwere und Trübsal. Rau, schleppend und nicht minder
melancholisch geht es mit The cold wind of my breath is always blowing
weiter. Der Klang der Gitarre ist sehr rau und dabei grell, was der
schleppenden Langsamkeit eine harsche Note verleiht. Besonders
interessant ist der Gesang Nifelheims, der nicht, wie
sonst üblich im schleppend düsteren Black Metal, schmerzvoll und grelles
Gekreische ist, sondern: rau, kehlig, dunkel und mehr gesprochen als
gesungen ist. Diese Gesangsstimme drückt – passend zur instrumentalen
Begleitung – ausgesprochen gut die Attribute latenter Tristesse aus.
Im atmosphärischen Lueur d'ombre ist der Gesang sehr
viel verzerrter und damit auch extremer. Dieser extreme Gesang befindet
sich fast schon ein wenig im Konflikt zur Musik, die sehr ruhig,
eingängig und aufgrund der harmonischen Hintergrundklänge, eben
atmosphärisch ist. Diese Idee, solche Gegensätze miteinander zu
kombinieren ist jedoch nicht neu, weiß aber dennoch zu gefallen. Erst
nach über fünf Minuten kommt es zu einer Veränderung im Lied. Das
Schlagzeug setzt nun mit einem langsamen Takt ein, und an die Stelle der
Hintergrundklänge tritt, mit einer eingängig-dunklen Melodie, die raue
Gitarre.
Das knapp zehn Minuten lange Where so many tombs were forgotten
wartet dann wieder mit dem rauen, kehligen Gesang auf und ist
phasenweise durch ein munteres, aber leises, Keyboard geprägt, welches
mir etwas zu plump ist. Nach einigen Minuten wird das Lied für einige
Augenblicke schnell und antreibend, zum ersten Mal verlässt Niflheim auf diesem Album die Langsamkeit. Ein weiteres Instrumental folgt mit Elder moons,
in dem eine ruhige Akustikgitarre zu hören ist, zu der sich zum Ende
hin ein gleichfalls ruhig gespieltes Piano gesellt. Als sehr rau und
sehr schleppend erweist sich Funérailles, in dem der Gesang
wieder so extrem verzerrt ist. Die Rhythmik bleibt sehr schleppend, doch
wechseln sich raue Gitarrenparts mit atmosphärischen Strecken ab.
Abschließend folgt mit Aux serres de la mélancolie das längste Lied von Neurasthénie.
Wie alle anderen Stücke, ist auch dieses ein schleppendes. Allerdings
fehlen hier weitgehend atmosphärische Einlagen, dafür herrschen raue,
kraftvolle Riffs vor, sowie der weniger verzerrte Gesang, der mir besser
gefällt.
Neurasthénie ist ein Album, das mit den ersten beiden Stücken sehr stark anfängt, dann nach Lueur d'ombre
leider etwas abflacht und erst mit dem letzten Titel wieder das
anfängliche Niveau erreicht. Vor allem missfallen mir stellenweise die
atmosphärischen Einlagen, wie etwa in Where so many tombs were forgotten.
Da sind mir die rauen Gitarrenarrangements lieber, da sie die Schwere
und deren Tiefe besser verkörpern. Sehr gelungen ist dieser raue
Gesang, der einen düsteren und eigenständigen Charakter hat. Neurasthénie ist ein Album, das man sehr gut im Hintergrund laufen lassen kann, wenn man in der entsprechenden Gemütslage ist.
01. Le neurasthénique
02. The cold wind of my breath is always blowing
03. Lueur d'ombre
04. Where so many tombs were forgotten
05. Elder moons
06. Funérailles
07. Aux serres de la mélancolie
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