elten war der Titel eines Albums (in seiner Mehrdeutigkeit) so zutreffend, wie bei diesem: Denn voller Andacht muss man sich dem hingeben, was Lunar Aurora hier, mit dem inzwischen achten Album, bewerkstelligt hat.
Gleich zum Auftakt ins neue Album steht mit Glück das
längste Lied der CD an. Der einleitende Anfang ist sehr ruhig und
atmosphärisch gestaltet. Neben seichten atmosphärischen Klängen ist ein
leiser, religiös anmutender, chorartiger Gesang zu hören. Dieser taucht
übrigens immer wieder mal auf dem Album auf. Nach etwa zwei Minuten
Einleitung setzen die Gitarren und das Schlagzeug druckvoll und
schleppend ein. Recht bald geht dieser Part nahtlos und fließend in eine
schnelle antreibende Passage über. Die Beschaffenheit in diesen
schnellen Abschnitten besticht durch eine Ausstrahlung kalter Ästhetik,
die durch die besondere Gitarrenarbeit erzielt wird. Die eine, schnell
und hart gespielte Gitarre, steht kompakt und unverrückbar im
Hintergrund, während die Zweite, sich im Vordergrund befindend, für
sphärische und atmosphärische Momente sorgt. Die kalten Strecken werden
immer wieder mal, von ruhigen Zwischenpassagen unterbrochen, in denen
wieder diese chorartigen Gesänge zu hören sind.
Ähnlich mystisch geht es mit Geisterschiff weiter, an
verschiedenen Stellen wurden unterschiedliche Geräusche platziert, wie
etwa das knarrende Wiegen eines Schiffes in den Wogen. Phasenweise wird Geisterschiff
überaus heftig und brachial, die Gitarren und das Schlagzeug schmettern
erbarmungslos ihren zerstörerischen Rhythmus dahin. Es gibt aber auch
sehr harmonische Momente der Ruhe, mit melodischen Keyboardklängen und
zuweilen auch grandiosen, rauen Gitarrenmelodien.
Mit Dunkler Mann hat sich Lunar Aurora
selbst übertroffen. Anfänglich ist das Lied sehr kraftvoll und
schleppend, dabei aber dennoch antreibend. Ein intervallartiges Geräusch
ist begleitend zu hören, eine wunderbare traumhafte Melodie setzt ein
und die Intensität der Musik steigert sich nahezu unermesslich. Diese
schleppenden Strecken wechseln sich mit schnelleren ab, bis es zu einem
Punkt kommt, an dem sich die zuvor aufgebaute Intensität in einem
brutalen und sehr schnellen Part entlädt, der mit qualvollen Schreien
aus dem Hintergrund eingeläutet wird. Doch damit ist Dunkler Mann noch längst nicht zu ende. Lunar Aurora
führt das Stück meisterhaft weiter, schnelle und kraftvolle
Arrangements wechseln sich miteinander ab, in den ruhigeren Passagen
tauchen wunderbare Melodien auf.
Die drei weiteren Titel sind ebenso überzeugend und grandios, wie
die bereits beschriebenen, deshalb unterlasse ich es, näher auf sie
einzugehen. Nur eines sei dazu gesagt: In dem Lied Der Pakt steigert sich Lunar Aurora jedoch nochmals und stellt damit sogar Dunkler Mann in den Schatten.
Andacht ist ein Meisterwerk geworden, mit dem sich Lunar Aurora wohl selbst ein Denkmal setzen wird. Es ist beeindruckend und zugleich unglaublich, mit welcher Eleganz Lunar Aurora
die verschiedenen Elemente miteinander vereint und damit eine
durchgehend ergreifende Stimmung produziert, die als düster und mystisch
zu beschreiben ist und von einer unnahbaren Kälte gekennzeichnet ist.
Obwohl das Jahr noch sehr jung ist und zahlreiche Veröffentlichungen folgen werden, steht mit Andacht bereits ein Titel Bestenliste für dieses Jahr fest!
01. Glück
02. Geisterschiff
03. Dunkler Mann
04. Findling
05. Der Pakt
06. Das Ende
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