Wer hätte das gedacht? Elf lange Jahre nach dem überwältigendem Debüt …niemals kroenender als was einst war, welches für mich ein unerreichter Meilenstein im deutschen Black Metal seither ist, gibt es nun völlig unverhofft mit Treue & Verrat ein neues zweites Album.
In diesem langen Zeitraum hat sich natürlich einiges getan. A.K.
und M. Gericke wanderten zu Nox Intempesta ab und Skøll setzte seine
Ideen hinsichtlich der Einbringung von Folk und Pagan Metal Einflüssen
um. Diese Neuorientierung wird auch sogleich mit dem Auftaktstück Am Tage der letzten Schlacht
deutlich, welches ein ruhiges Pagan Metal / Neo-Folk Stück ist,
bestehend aus klarem Gesang, klassischer Gitarre und atmosphärischem
Keyboard.
Das nachfolgende Siegfried von Xanten ist da schon viel abwechslungsreicher und beinhaltet als unmittelbarer Nachfolger zum grandiosen Hymne des Winters Zorn
auch rohe Black Metal Passagen. Allerdings sind diese Black Metal
Passagen leider nicht mehr ganz so eindringlich, überwältigend und
genial wie im 1997er Stück. Zwar wurde teilweise dessen Melodieführung
übernommen, doch ist es vor allem der Klang von Treue & Verrat,
der die Entstehung der großartigen und dichten Atmosphäre verhindert.
Das programmierte Schlagzeug klingt etwas zu mechanisch und blechern und
der verzerrte Gesang von Skøll erreicht nicht die ausdrucksstarke und
raumfüllende Präsenz, wie es noch der Fall war, als A.K. dafür
verantwortlich war. Das zweite Kapitel von Siegfried von Xanten ist wie schon zuvor Am Tage der letzten Schlacht,
extrem ruhig und besticht mit klaren sonorem Gesang, klassischer
Gitarre und einer traumhaftschönen Melodieführung. Im dritten Kapitel
ist dann wieder abwechslungsreicher und atmosphärischer Black Metal zu
hören, der sowohl schnelle und treibende, wie auch harmonische Parts
beinhaltet.
Schöne Melodien, die von Flöten vorgetragen werden und mit einer gewissen Schwermut behaftet sind, durchströmen Hagens Verrat.
Die gleichfalls ruhige und leicht metallische Begleitung von Gitarre
und Schlagzeug trägt zu dieser latenten Schwermut bei, wie man sie auch
vom Debüt her kennt. Hagens Verrat ist ein tolles Stück,
vollgepackt mit herrlichen Melodien und Harmonien, die instrumental
hervorragend vorgetragen und umgesetzt worden sind. Die vereinzelten
kurzweiligen Aufwallungen bringen etwas Druck und Härte ins Stück, was Hagens Verrat komplettiert und gelungen abrundet.
Siegrfrieds Tod hingegen ist vollständig frei von
jedweder metallischer Stilistik. Es ist vor allem Skølls klarer Gesang,
der die Stimmung vorgibt und Akzente setzt. Die ruhige instrumentale
Begleitung ist zumeist unauffällig und tritt nur während der gesanglosen
Passagen wirklich in Erscheinung.
Im abschließenden Ragnarök ist anfangs ein eingängiger
und flotter Rhythmus zu hören, der an das Debüt erinnern macht, doch
statt des erwarteten verzerrten Gesangs kommt klarer Gesang und Ragnarök
wandelt sich wenig später zu einem ruhiger werdenden und
atmosphärischen Stück, in dem dann erstmalig englisch gesungen wird.
Doch im mittleren Teil wird es dann erneut eingängig und treibend und
diesmal ist der verzerrte Gesang dann auch tatsächlich zu hören. Ein
wenig schimmert die großartige Atmosphäre vom Debüt durch, da Arathorn nach wie vor ein unglaublich gutes Gespür für hochkarätige Melodien und Harmonien besitzt.
Treue & Verrat ist sicherlich nicht das, was ich mir von einem Nachfolger von …niemals kroenender als was einst war
gewünscht hätte. Für gewöhnlich mag ich keine klaren Gesänge und
beinahe hätte dieser auch in diesem Falle dazu geführt, dass mir das
Werk insgesamt eher nicht zusagt. Doch Skøll hat es letztlich dennoch
geschafft mich in seinen Bann zu ziehen, da die musikalische Umsetzung
in der Kombination mit seinem klaren Gesang traumhaft schön und frei
von den sonst üblichen Pagan Metal Attitüden ist. Deshalb fällt es auch
gar nicht ins Gewicht, dass der Black Metal Anteil recht gering ist und
klare und ruhige Passagen und Stücke das Werk bestimmen. Die einzige
Kritik an Treue & Verrat ist die, dass die Black Metal Parts in Siegfried von Xanten
etwas unter ihren Möglichkeiten bleiben, was aber vor allem auch daran
liegt, dass sie sich mit dem Debüt messen lassen müssen, und diesen
Vergleich können sie nur verlieren.
Nichtsdestotrotz ist Treue & Verrat ein überaus ansprechendes Werk, welches trotz des starken Pagan Metal und Neo-Folk Einschlags extrem eigenständig ist.
8,5/10
Aceust
01. Am Tage der letzten Schlacht
02. Siegfried von Xanten (in 3 Kapiteln)
03. Hagens Verrat
04. Siegfrieds Tod
05. Ragnarök
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen