Mit dieser Split und Kollaboration werden all jene voll auf ihre Kosten
kommen, die lange, atmosphärische und abwechslungsreiche Lieder und
Arrangements mögen. Sol ist ein Werk, welches trotz der
geringen Liedzahl auf knapp 80 Minuten Spielzeit kommt. Dabei gibt es
jeweils ein Lied von dem us-amerikanischen Einmannprojekt MARE COGNITUM
sowie von SPECTRAL LORE aus Griechenland. Bei Sol handelt es
sich um ein kosmisches Konzeptalbum, auf dem es, natürlich, um das
Zentralgestirn sowie die philosophischen Weitens unseres Universums
geht.
Den Anfang macht MARE COGNITUM mit Sol Ouroboros, einem
29 Minuten andauerndem Titel, der überaus abwechslungsreich ausgefallen
ist und sehr verschiedene Stimmungen transportiert. Natürlich steht
die atmosphärische Ausrichtung im Vordergrund, doch gibt es, zu meiner
Überraschung, relativ wenig sphärischen Ambient zu hören. Stattdessen
beherrscht sehr facettenreicher Black Metal das Geschehen. MARE
COGNITUM wechselt teilweise sehr harschen und schnellen Black Metal mit
melodischen Passagen ab. Die atmosphärischen Momente wurden vorwiegend
durch melodische Gitarren inszeniert, sphärische oder kosmische
Keyboardklänge sind sehr rar und fungieren vor allem als Überleitungen
zwischen den einzelnen Kapiteln. Obwohl Sol Ouroboros durchaus
atmosphärisch und melodisch ist, verliert man sich dabei aber nicht in
selbstvergessene Spielereien, die sich endlos in die Länge ziehen.
Viel mehr gibt es sich ständig verändernde Passagen, die entweder sehr
laut und hart, aber ebenso auch sanft und leise sein können. Trotz des
kosmischen Themas und der durchaus guten instrumentalen Umsetzung
gelingt es MARE COGNITUM jedoch nicht, einen ähnlich hypnotischen Sog
auf mich zu entwickeln wie etwa BATTLE DAGORATH oder DARKSPACE. Dafür
ist MARE COGNITUM viel zu wenig roh und harsch und viel zu sehr in
klaren, sauberen und druckvollen Strukturen verhaftet, die zudem sehr
abwechslungsreich sind.
Sol Medius von SPECTRAL LORE ist mit einer Spielzeit von
26 Minuten nur unwesentlich kürzer. Sol Medius ist ganz ähnlich wie
sein Pendant Sol Ouroboros ein hochgradig abwechslungsreiches Stück, wobei SPECTRAL LORE aber phasenweise wesentlich rohere Töne anschlägt. Sol Medius
ist eine Art Wechselbad der Gefühle, da sich sehr rohe, ruppige und
harsche Passagen und Klänge mit melodischen, sphärischen und astralen
Klängen eng beieinander liegend, abwechseln. Es gibt kurzweilige
Eruptionen, in denen SPECTRAL LORE richtig bösartig, gurgelnd und
gemein klingt, nur um einen Takt weiter,verfrickelte, technische und
trockene Riffs zum Besten zu geben. Durch diese Abwechslung auf engstem
Raum wirkt Sol Medius teilweise extrem technisch und komplex,
was fast schon anstrengend sein kann. Dann gibt es aber irgendwann
einen sphärischen und sehr ruhigen Klangteppich an Ambientklängen, die
durchaus an die endlosen Weiten des Universums erinnern. Danach folgt
quasi die zweite Hälfte von Sol Medius, welche anfänglich
wesentlich schwerer, düsterer und beklemmender ist, da es sich hierbei
um eine Art Funeral Drone Doom handelt. Die Riffs sind extrem langsam
und langgezogen und auch der überaus schleppende Rhythmus reiht sich in
diesen Reigen der Langsamkeit ein. Doch irgendwann ist Schluss mit
lustig und SPECTRAL LORE vollzieht eine 180° Drehung und verfällt fortan
in Raserei.
Abschließend ist Red Giant zu hören, welches von MARE
COGNITUM und SPECTRAL LORE gemeinsam eingespielt wurde. Viel gibt es
dazu nicht zu sagen, da das Lied ausschließlich aus ruhigen, sphärisch
wabernden Ambientklängen besteht und somit eine überlange und zum
Konzeptthema passende Ausleitung darstellt.
Ich muss gestehen, dass ich ein wenig enttäuscht bin. Ich hatte mir im Vorfeld mehr von diesem Konzeptwerk erhofft. Sol Medius
ist mir gerade in der ersten Hälfte zu unruhig und technisch, aber der
zähe Doom-Part in der zweiten Hälfte ist dafür sehr gut. Sol Ouroboros
ist insgesamt leichter zu verdauen und zugänglicher, kommt aber für
meine Wahrnehmung ohne echte Höhepunkte aus, wobei das Lied schon gut
ist. Wer lange, abwechslungsreiche Lieder und Ambient mag, soll Sol
durchaus probieren. Es ist keine schlechte Genre-Veröffentlichung,
auch wenn mir für meinen Geschmack, auf die Länge bezogen, echte
fesselnde Momente fehlen.
01. Mare Cognitum - Sol Ouroboros
02. Spectral Lore - Sol Medius
03. Mare Cognitum & Spectral Lore - Red Giant
https://www.facebook.com/MareCognitumMusic
http://spectrallore.bandcamp.com/
http://www.i-voidhanger.com/
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