Ich bin immer skeptisch und mache einen großen Bogen um Gruppen, die
aus der depressive Black Metal / Ambient Ecke kommen, deutsche Namen
und Titel verwenden und dann auch noch aus einer anderen Sprachregion
kommen. Ich bin da voreingenommen, da es in diesem musikalischen Pfuhl
einfach viel zu viel Mist gibt, der von niemanden gehört werden sollte.
So machte ich auch bisher stets einen abweisenden Bogen um das
brasilianische Zweiergespann Inmitten des Waldes. Wie
ich nun feststellen muss, zu Unrecht. Jedenfalls ist das, was hier auf
der Split zu hören ist, gut gespielter, langsamer, melancholischer und
roher Black Metal. Das kurze, einleitende Pianostück hätte man meiner
Meinung nach weglassen können, doch das dann erklingende Supreme tragedy of all the times
weiß mich zu überzeugen. Mir gefallen die grell und rau gestimmten,
hell klingenden Gitarren, die ich so in der Art zwar schon öfters zu
hören bekam, mir aber immer wieder gefallen, wenn sie gut gespielt
werden. In diesem Fall werden sie es. Die Melodieführung ist durchzogen
von einer latenten Melancholie, die nicht zu dick aufgetragen wurde.
Stellenweise erinnert sie mich an Marblebog. Ein weiterer Pluspunkt ist,
dass Inmitten des Waldes kein programmiertes
Schlagzeug verwendet. Das von Hand gespielte Instrument erweist sich
partiell sogar als recht vielfältig, was angesichts der langsamen,
schleppenden Spielweise nicht selbstverständlich ist. Mit dem
Kreischgesang können mich die Brasilianer gleichfalls überzeugen, da
dieser nicht zu extrem oder hysterisch ist und man auf emotionale
Befindlichkeiten verzichtet.
Mortualia ist auch eine Gruppe, die ich bisher
tunlichst vermied. Der Grund dafür ist, dass dies ein weiteres
(Solo)projekt von Shatraug ist. Ich kann es mir nicht so recht
vorstellen, dass eine Person soviel Kreativität und Muße haben soll, um
in zehn, fünfzehn Black Metal Gruppen anständiges Material zu
kreieren, das sich im Idealfall auch noch von allen anderen Projekten
abgrenzt und unterscheidet. Das Shatraug befähigt ist, erstklassigen
Black Metal zu machen, steht außer Frage. Aber muss man es immer und
überall tun, nur weil man es kann?
Wie dem auch sei. Mit Mortualia wird die düstere,
depressive Seite ausgelebt. Musikalisch geht es langsam zu, die
Gitarren versuchen den Spagat zwischen leichter Melodik und
Eingängigkeit, was soweit auch gut gelingt. Was aber, und damit stehe
ich wohl alleine dar, gar nicht geht, ist der Kreischgesang, der aus
der Ferne zu kommen scheint. Obwohl der Gesang am depressiven Black
Metal angepasst wurde und er ordentlich verzerrt ist, ist Shatraugs
Stimme unverkennbar. In Choir of arteries ist er sogar klar,
wovon ich Kopfschmerzen bekomme. Ironischer Weise gefällt mir die Musik
von Choir of arteries ziemlich gut. Sie ist kraftvoll, und trotz der
Langsamkeit treibend, ein wenig doomig, was mir gut gefällt. Aber der
Gesang gehört verboten, er hört sich an, als würde ein Kätzchen klagend
im Schneegestöber um Einlass mauzen. Das abschließende Paine sortie...
sagt mir musikalisch auch zu, nur handelt es sich hierbei um einen
instrumentalen Ausklang, der dafür aber mit guter, dunkler Melodik
aufwartet. Schade, dass man aus solcher Musik kein richtiges Lied
gemacht hat.
Diese Split hat ein Vorurteil widerlegt, ein anderes aber bestätigt. Von Inmitten des Waldes
bin ich angenehm überrascht worden, da ist auch noch Luft nach oben.
Mir gefällt die Bodenständigkeit des Materials, dass man es unterließ,
um jeden Preis verzweifelt oder besonders depressiv klingen zu wollen. Mortualia ist für mich allerdings ein Reinfall. In Choir of arteries ist die Musik gut, aber der Gesang wohl ein Witz. Das lange A song of harm and harmony ist solide, mehr aber nicht. Und wenn der instrumentale Abschluss das beste Lied ist, sagt das wohl alles!
Inmitten des Waldes 7,5/10
Mortualia 5/10
Aceust
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