Bei dieser Besprechung ist nicht nur der Name des Albums umständlich
und sperrig, auch der musikalische Inhalt ist überaus
gewöhnungsbedürftig und alles andere als leicht verdaulich. Hesperia ist ein italienisches Einmannprojekt, welches sich geschichtlichen und mythologischen Themen Italiens widmet. Hesperia war unter anderem in der Antike der griechische Name für Italien. Thematisch behandelt Hesperia auf diesem Album ein römisch-italienisches Gedicht Namens „Eneide“. Wer mehr zu dieser Thematik und dem Schaffen Hesperias wissen möchte, legt einfach die CD in das Laufwerk eines Rechners. Nun aber zur Musik!
Mit der instrumentalen Einleitung Praeludium ist die
Welt noch in Ordnung. Es ist sogar ein recht ansprechendes Intro, in
dem gute und atmosphärische Gitarrenklänge sowie orchestral und
majestätisch anmutende Arrangements zu hören sind. Doch mit dem
folgendem und zwölf Minuten langem Ad hesperiam wird es dann
schwierig und kompliziert. Anfangs sind noch harmonisch und sphärisch
gespielte Gitarren zu hören, die dann allerdings alsbald in einer
diffusen, wirren und chaotischen Krachklanglandschaft münden. Die
Rhythmen sind abgehackt und wechselhaft, wirken sehr künstlich und
mathematisch. Sofern man noch von einem Rhythmus sprechen kann. Aber
auch an der harmonischen Front tut sich Ungemach auf. Das Gitarrenspiel
ist überaus vielschichtig und dabei zumeist melodisch eingefärbt. Aber
in der Kombination mit der überaus seltsamen Rhythmik alles andere als
harmonisch und entspannend. Hinzu kommt der verzerrte Gesang, der mehr
obskur Gesprochen als gesungen ist. Ad hesperiam ist ein sehr
anstrengendes Lied ohne klare Struktur. Die Arrangements wirken oft
willkürlich und wirr. Ein wenig erinnert mich das an psychotische
Zustände.
In den anderen Liedern wird es nicht besser. Hesperia
verharrt in seiner ureigensten Interpretation von chatoischer und
bizarrer Musik. Immerhin muss man der Musik eingestehen, dass die
eingeschobenen klaren, atmosphärischen Parts überraschend stimmig und
hörbar sind. Mir ist es jedenfalls nicht möglich, dieses Album ohne
Unterbrechung in einem Durchgang zu hören. Dabei weiß ich eigenwillige
und extravagante, chaotisch und psychotische Kompositionen bisweilen
durchaus zu würdigen, ich danke da zum Beispiel an Traumatic Voyage.
Aber im Falle von Hesperia gelingt es mir nicht ansatzweise, einen Zugang zur Musik zu finden.
Wer irren, düsteren und bizarren Dark/Pagan/Black Metal mag und
auf aberwitzige und chaotische Strukturen steht oder einfach ein
Geschichtsfreak ist, wird das alles womöglich ganz anders sehen. Ich
bin für meinen Teil jedenfalls sehr froh, diese CD nie wieder hören zu
müssen!
3/10
Aceust
01. Praeludium (In Honorem Herois)
02. Ad Hesperiam (Aeneidos: Liber III, scaenae I-XI)
03. Interludium I (Morte di Anchise / Didone Innamorata)
04. Tragoidia Didonis (Aeneidos: Liber IV, scaenae XII-XXI)
05. Interludium II (Il Rogo di Didone / Il Ritorno in Trinacria)
06. Olympicus (Aeneidos: Liber V, scaenae XXII-XXIX)
07. Postludium (Ad Spiritum Patris)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen