Fünf Jahre ist es her, seit Orthancs letzter Tonträger erschien. Nun hat man sich dazu entschlossen, mit L'Age de Raison
eine Zusammenstellung alter, neu eingespielter Lieder, neuer Titel und
Livestücken herauszubringen. Bei den ersten sechs Titeln handelt es
sich um Studioaufnahmen aus den Jahren 2007 und 2008. Da ich das alte
Material nicht kenne, kann ich keinen Vergleich machen, aber der Klang
ist stellenweise überaus warm und druckvoll aber von Lied zu Lied
unterschiedlich. Musikalisch zeugen die fünf Eigenkompositionen von
französischem Black Metal mit extremen Kreischgesang (wie man ihn von
französischen Bands öfters hört). Der Sänger kreischt sich also voller
Verzerrung und Innbrunst jeglichen Groll von der Seele, während man an
den Saiteninstrumenten auf melodische Riffs setzt. Die sechs
Studiolieder sind allerdings recht unterschiedlich ausgefallen. Statues de sel
ist ein über weite Strecken eingängig eingehämmertes, sehr aggressives
Lied mit starkem Bassgitarreneinsatz und minimaler Melodik. Andernorts
agiert Orthanc jedoch überaus melodisch und verspielt. Diese sechs Lieder überzeugen auf Anhieb, da es Orthanc
sehr schön versteht, barbarische Rohheit und harsche Aggressivität mit
melodischem Spiel zu verbinden. Manchmal klingen einzelne Riffs etwas
sonderbar, aber das war es bei französischen Gruppen eigentlich fast
immer. Eigenartig sind allerdings die klanglichen Unterschiede der
Studioaufnahmen, die stark schwanken. Die sechs Lieder sollen in zwei
Sitzungen aufgenommen worden sein, was sich klanglich absolut nicht
nachvollziehen lässt. Klangliebhaber sollten also aufpassen, da es zum
Teil überaus grell und roh erklingt, was aber auch sehr französisch
ist, wenn ich an Gruppen wie Seigneur Voland, Kristallnacht oder Blessed in Sin denke.
Die nachfolgenden sechs Titel sind Liveaufnahmen von einem
Konzert, das am 17. Februar in der Schweiz gespielt wurde. Für ein
kleines Untergrundkonzert ist die Klangqualität überaus passabel und
vielleicht sogar überraschend gut, wenn man ihn mit den neueren
Studioaufnahmen vergleicht. Jedenfalls ist er etwas dumpf, dunkle Töne
dominieren das Klangbild und live kann der Sänge nicht die harsche
Eindringlichkeit der Studiolieder erreichen, was angesichts der
extremen Verzerrung und Bedingungen auch nicht verwundert. Wer
Livelieder mag, wird hiervon nicht enttäuscht sein, zumal vereinzelt
auch Stimmen aus dem Publikum zu hören sind. Am Ende von L'Age de Raison gibt's dann noch von Absurd das nachgespielte Stahl blitzt kalt. Das Original kenne ich nicht, aber die Version von Orthanc weiß zu gefallen, was aber vornehmlich an Orthancs Gesangsstil liegt.
L'Age de Raison ist eine interessante wie auch
überzeugende Kompilation. Vor allem die Studiolieder haben mich
überzeugt, da sie doch bester französischer Black Metal sind. Wer den
französischen Black Metal vom Anfang dieses Jahrtausends kennt und mag,
sollte sich diese Veröffentlichung also auf gar keinen Fall entgehen
lassen.
7/10
Aceust
01. Orthanc (1ère partie: Héritiers de numénor)
02. Statues de sel
03. Les secrets de la pierre
04. Succubus (In Articulo Mortis Cover)
05. Cénotaphe
06. Ora pro nobis
07. Le bon pasteur s'endort
08. Le Glaive
09. The dark crusade
10. Les chiens & les loups
11. 732
12. Nos paradis perdus
13. Stahl blitzt kalt (Absurd Cover)
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