Obscurys ist ein Zweiergespann aus Bayern, welches jüngst mit Diary of my untold apocalypse den zweiten Tonträger veröffentlichte. Obscurys
ist eigenartig und definitiv auch obskur. Die Musik, die die Zwei
spielen, ist eine eigenständige sowie äußerst eigenwillige Mischung aus
Death Metal, Black Metal und manchmal auch Grindcore. In einem
gewissen Sinn kann man die Musik als experimentell bestimmen, auch wenn
es im Falle von Obscurys nichts mit Avantgarde und modernen Strömungen zu tun hat. Auf eine interessante Art und Weise klingt Diary of my untold apocalypse
wie ein Manifest wider jeden Trend. Die Musik klingt stellenweise
grotesk, überaus einfach, so als würde man am Versuch, explosiven
Death/Black Metal zu machen, kläglich scheitern. Doch dieser Eindruck
trügt. Unter dieser äußersten Schicht verbirgt sich nämlich bei
genauerer Betrachtung ein hochinteressantes, metallisches und tief
gehendes Konstrukt.
Alleine die Tatsache, drei verschiedene Stilrichtungen
miteinander zu vereinen, macht das Ganze vielschichtig. Zusätzlich
abwechslungsreich und vielschichtig wird die Musik aber auch durch die
sehr eigene Art der Musiker, Metal zu spielen. Manchmal, nämlich dann,
wenn die Anteile des Death Metal überwiegen und der Gesang sehr dunkel,
tief und kehlig ist, erinnert mich Obscurys an frühe Varathron (man höre sich nur How to catch a virgin angel
an). Doch dann, wie aus heiterem Himmel, bricht barsche Raserei und
flinkes, grelles Gitarrenspiel, los. Es sind überraschende Wechsel, die
launisch wirken, die das Album prägen. Gods and monsters ist
beispielsweise mit Keyboards unterlegt und von dualem Gesang geprägt.
Black und Death Metal wechseln sich ab, Melodik, teilweise episch und
grazil, kämpft gegen Splatter und Gore. Eigenartig, eigenwillig und
dennoch mit einem gewissen Charme.
Die Musik entwickelt manchmal aber auch irre, wahnsinnige und groteske Züge, wie in Macht und Dominanz.
Es ist ein lautes und oft extremes Lied, in dem sich Black Metal und
Death Metal zu einem obskuren, verschmolzenem Dickicht verformen. Im
Ansatz interessant, aber etwas langatmig, da man in den siebeneinhalb
Minuten irgendwie nicht auf den Punkt zu kommen scheint. R66m 6
hingegen ist eine extreme Vermischung von old school Death Metal und
harschem Noisegrind. Klassische Death Metal Riffs, die sich zu
drückenden Wänden auftürmen, wechseln sich mit Raserei und harschem
Gekreische ab. Das hat was, klingt schön verrückt.
Diary of my untold apocalypse ist eine interessante
Veröffentlichung, die manchmal, aufgrund des stellenweise dünnen
Klanges und programmierten Schlagzeugs, einfach umgesetzt wirkt. Diese
Schwächen mögen für manch einen sicherlich unverzeihlich sein, für mich
gehören sie aber zum liebenswürdigen Charme Obscurys'. Auch wenn nicht alles zu 100% überzeugt, verfolgt man bei Obscurys
interessante, gute und vor allem eigenständige Ansätze entgegen jeder
Strömung. Mit so etwas kann man bei mir immer punkten. Das man so
eigenwillige Musik macht, wird aber auch dazu führen, von vielen
geringgeschätzt zu werden, da die Musik sicherlich nicht massentauglich
ist. Für Freunde vom extremen, bisweilen bizarrem und groteskem Metal,
aber absolut zu empfehlen.
6/10
Aceust
01. Intro / Gods and monsters
02. How to catch an virgin angel
03. Macht und Dominanz
04. Morbid voices of agony
05. R66m 6
06. Symphony of sadism
07. Dungeon of a cyanide blooded soul
08. Pest swarm
09. In cold blood
10. Passing the gates
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