Der erste Abschnitt ist von einer ruhigen Schönheit, die vor allem durch eine sehr dezent gehaltene Melodieführung und dem klaren, ein wenig an einen Chor erinnernden, Gesang auffällt. Dieser Gesang ist an und für sich nichts besonderes, doch durch die Art und Weise, wie er von Stefan vorgetragen wird, zusammen mit der sanften und unauffälligen melodischen Begleitung, entfaltet er eine Atmosphäre, die etwas demütiges in sich trägt.
Im zweiten Abschnitt wird es dann etwas dunkler, die Bassgitarre schimmert deutlicher durch, der Gesang ist nun leicht verzerrt und auch das melodische Gefüge birgt mehr Dunkelheit in sich. Im Verlauf fallen dabei aber viele Wechsel auf, die aus längeren instrumentalen Parts bestehen, die entweder langsam und dunkelharmonisch oder schnell und treibend sind. Diese wechselhafte Vielschichtigkeit trifft im Übrigen auf das gesamte Werk zu.
Der dritte Abschnitt enthält beispielsweise mehr Text und das druckvoll gestaltete und treibende Schlagzeugspiel wird von einer sehr lebendigen Gitarre begleitet, die selten still hält und dem Abschnitt einen sehr markanten Zug verleiht. Viel atmosphärischer, ruhiger und geradezu malerisch zeigt sich der vierte Abschnitt. Hier sind zum teil klare Gitarren zu hören, die schöne Melodien erzeugen die ein wenig schwermütig sind, was auch an der ruhig sprechenden aber minimal verzerrten Stimme liegt.
Lebhafter und schneller geht es im fünften Abschnitt zu. Die Gitarren stehen auffallend im Mittelpunkt und werden eingängig flott gespielt. Der ruhig im Hintergrund stehende Bass gibt dem Treiben eine tiefe und druckvolle Note. Dieses eingängige strukturierte Gitarrenspiel steigert sich allmählich und gleicht beinahe schon einem Soli als es abrupt endet und die anfängliche Eingängigkeit wieder einkehrt. Dieses stete flackernde Gitarrenspiel, mitsamt des ebenso antreibenden Schlagzeugs, erzeugt ein Gefühl der inneren Unruhe, ein Gefühl, dass einen nervös und zucken macht.
Der letzte Abschnitt beginnt ziemlich schnell und druckvoll. Diese barsche Schnelligkeit wird allerdings immer wieder von langsameren oder stampfenden Parts unterbrochen, die zum Teil aber nicht weniger brachial sind. In diesem letzten Abschnitt wird auch Stefans Gesang erstmalig richtig intensiv. Oft ist auch die Bassgitarre druckvoll und mächtig wabernd zu hören, was dazu führt, dass die erste Hälfte des letzten Abschnitts der heftigste und energischste Part des Albums ist. Die zweite Hälfte ist dann nämlich ein sehr ruhiger Ausklang, in dem ausschließlich Naturgeräusche, wie etwa Vogelgezwitscher, zu hören sind.
die Zeit spielt den Wunden zu ist weitaus weniger druckvoll und aggressiv als der Vorgänger

Für aufgeschlossene Leute, die keine Scheu vor experimenteller Musik haben, ist – wie auch das übrige Material von Stefan Johannes – die Zeit spielt den Wunde zu, empfehlenswert.
7,5/10
Aceust
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