24.12.2006

The Ruins Of Beverast | 2006 | Ván | CD | Black Metal

01. 50 forts alon the Rhine
02. Soliloquy of the stigmatised shepherd
03. Rapture
04. Blood vaults (I - Thy virginal malodour)
05. Soil of the incestuous
06. Balnaa-Kheil the bleak
07. Rain upon the impure
Lange hat's gedauert, nun ist es endlich soweit: Mit Rain upon the impure steht nun endlich der Nachfolger zum großartigen Debütalbum Unlock the shrine in den Startlöchern. Meine Erwartungen waren immens und konnten zunächst natürlich nicht erfüllt werden. Dies liegt vor allem am etwas dünnen und kraftlosen Klang, man muss den Lautstärkeregler schon recht hoch drehen um die düsteren Klänge mit stattlicher Wucht hören zu können.

Die Misere mit dem Klang macht sich nämlich gleich am Anfang bemerkbar, da 50 forts along the Rhine erstmal mit einem sehr schnellen, eingängigen Rhythmus beginnt und hier fällt es einfach auf, dass dem Schlagzeug jeglicher Druck fehlt. Diese Tatsache hat mir den Spaß vorerst verdorben und so legte ich, etwas enttäuscht und miesepetrig, die CD erst mal für ein paar Tage beiseite. Vernünftig war dieses Verhalten sicherlich nicht, doch ist es immer enorm schwierig, ein neues Album sachlich aufzunehmen, wenn man vom Vorgänger vollends begeistert war. Die Enttäuschung ist da vorprogrammiert, und dennoch ist es jedes Mal dasselbe Dilemma.

Nun, mit etwas Abstand zum ersten Eindruck, und nachdem ich mich ein wenig ins Album reingehört habe, geht es schon viel besser. Rain upon the impure ist noch düsterer und makabrer als Unlock the shrine, und das will schon etwas heißen. Der matte, etwas dumpfe Klang hat ganz sicher seinen Anteil hieran, doch nicht ausschließlich. Stilistisch ist sich The Ruins of Beverast seiner Linie von Unlock the shrine treu geblieben, doch hat sich strukturell etwas verändert.

Auf dem neuen Album gibt es „nur noch“ sieben anstatt zwölf Titel, dafür ist die Spielzeit mit fast genau 80 Minuten aber dennoch knappe zehn Minuten länger. Es fehlen die vielen instrumentalen und klanglichen Einlagen, die oftmals etwas Industrielles und maschinenhaftes hatten. Bis auf zwei Ausnahmen sind alle Kompositionen zwischen 13 und 17 Minuten lang.

Aber nun zurück zum Inhalt des Albums. Nachdem 50 forts along the Rhine also schnell und heftig anfing, folgt eine schaurigschöne, atmosphärische Passage mit tollen Melodien und einem langsamen, stark verzerrten und kraftvollen Gesang, der eine morbide und faszinierende Ausstrahlung hat. Diese Passage geht langsam in einen langen Part über, der noch ruhiger und atmosphärischer ist. Harmonische Melodien und vereinzelte Effekte sorgen sorgsam arrangiert für eine dunkle Stimmung. Irgendwann setzen der Gesang und das Schlagzeug schleppend ein, die Gitarren werden im Klang intensiver, melodisch bleiben sie aber eingängig. Insgesamt betrachtet, ist dies eine großartige, schauerliche Inszenierung die in einem schnellen, tosenden Part mündet.
Soliloquy of the stigmatised shepherd beginnt sehr langsam, kraftvoll und schleppend. Ein wenig erinnert mich dieser Anfang an Nortt, wobei The Ruins of Beverast die Gitarre melodischer führt und nicht ganz die erdrückende Langsamkeit des Dänen zelebriert. Aber dennoch hat Soliloquy of the stigmatised shepherd etwas vom atmosphärischen Funeral Doom. Die zumeist dunkel und düster gespielte Gitarre wird zuweilen recht sphärisch gespielt und es gibt auch schöne, harmonische Elemente. Erst nach mehr als sieben Minuten kommt es zu eine gravierenden Veränderung: es wird sehr schnell und teils auch ziemlich heftig. Nach diesem kurzen, gewaltigen Ausbruch geht es wieder ruhiger weiter, es ist sogar ein sonorer Chorgesang zu hören.

Rapture ist ein sehr kurzes und sehr düsteres Stück, in dem entsprechende Klänge und Effekte mit einer sehr leisen, kaum hörbaren Stimme vermischt wurden. Mit Blood vaults folgt ein sehr, sehr mächtiges Lied, das sehr düster und langsam seinen Lauf nimmt und vereinzelt sogar leicht orchestrale Züge hat. Diese düstere Melodieführung, die sich im Detail stets leicht verändert und phasenweise mit einer lauteren, heller gestimmten Führungsgitarre kombiniert wurde, könnte so auch auf Unlock the shrine zu hören sein. Blood vaults ist, wie auch die Lieder zuvor, dank, und auch aufgrund der immensen Länge, sehr abwechslungsreich ausgefallen. Es wechseln sich verschiedene Passagen ab, die dunkel und atmosphärisch sind, schnell und hart, ebenso gibt es Variationen im Gesang. Stellenweise gibt es wieder Chorgesänge zu hören, die der bedrückenden Atmosphäre, geschickt einen feierlich wirkenden Feinschliff verpassen.

Obwohl Soil of the incestuous ruhig und mit dunklen Melodien beginnt, entwickelt sich das Lied recht bald zu einem sehr derben und aggressiven Stück. Die Eindringlichkeit und Heftigkeit resultiert jedoch nicht so sehr aus dem hochgradig schnellem Schlagzeugspiel und der damit einhergehenden Eingängigkeit, sondern vielmehr aus dem extremen Gesang, der zwischen hellem und tiefem Gekreische wankt, und dabei sehr böse wirkt. Dieses Gemetzel wird zweimalig von langen, ruhigen und dunklen Passagen unterbrochen.

Balnaa-Kheil the bleak
ist wie ein Rapture ein kurzes düsteres Zwischenspiel aus abgründigen Klängen und Geräuschen. Zu guter letzt folgt mit dem Titellied Rain upon the impure ein monumental anmutendes und zugleich verstörendes Stück. Besonders auffällig hierbei ist der Chorgesang, in welchen erstmalig auch weibliche Stimmen zu hören sind, wodurch er einen sehr operettenhaften Charakter bekommt. Im Zusammenspiel mit den schleppenden Passagen, und den schnellen Schüben wird hier eine große, ehrwürdige Atmosphäre kreiert.

Trotz meiner anfänglichen Enttäuschung muss ich sagen, dass Rain upon the impure ein mehr als würdiger Nachfolger zu Unlock the shrine geworden ist. Es ist ein anderes Album. Die Unterschiede sind zweifelsfrei zu hören, doch war es wohl einzig richtig von The Ruins of Beverast, erst gar nicht versuchen zu wollen, sich selbst zu kopieren. Stattdessen ist das zweite Album ein sehr düsteres Werk geworden, das subtiler und unauffälliger ist als Unlock the shrine. Die melodischen, dramatischen und harmonischen Raffinessen sind, im sehr umfangreichen Material, auf Anhieb nicht so offensichtlich. Man muss das Album erst für sich entdecken und Stück für Stück die vielen Feinheiten ausfindig machen, die sich in den sehr langen Stücken versteckt halten. Selbst nach mehrmaligen Durchgängen gibt es immer noch neues zu entdecken, was für die erstklassige Qualität des Songwritings spricht.

Der einzige Kritikpunkt bleibt also der Klang. Doch nachdem man das erste Lied gehört hat und sich voll im Album befindet, fällt einem, das in den schnellen Passagen so drucklos klingende Schlagzeug, nicht mehr wirklich auf. Etwas schade ist, dass das Front- und Rückcover der CD sehr, sehr dunkel ausgefallen ist. Man muss es schon direkt ins Licht halten, um etwas erkennen zu können. Selbiges gilt leider auch für die zahlreichen Abbildungen im Booklet.

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