07.07.2014

Nemesis Sopor - Glas | 2014 | Eigenproduktion | CD | Black Metal



Drei Jahre nach dem Debütalbum „Wurzelloser Geist“ melden sich NEMESIS SOPOR aus Dresden mit ihrem zweiten Album „Glas“ eindringlich zurück. Zwischendurch gab es noch die Split „Rauhnächte“. Mit „Wurzelloser Geist“ konnten sie mich bereits überzeugen, gefiel mir doch das Wechselspiel von kalter Atmosphäre und grimmiger Schnelligkeit. Auf „Glas“ präsentieren sich NEMESIS SOPOR nun in neuem Glanz und gefestigter, der Stil wurde dabei konsequent fortgesetzt.

Wenn man sich die beiden Alben direkt nacheinander anhört, fällt zunächst der wesentlich verbesserte Klang von „Glas“ auf. „Glas“ klingt viel klarer und professioneller als „Wurzelloser Geist“, wobei ich auch den rauen Klang des Debüts zu schätzen wusste. Ein Effekt des verbesserten Klangs ist auch der Wegfall des Rohen und Wüsten, dafür kommen nun aber die tollen Riffs und Melodien besser zur Geltung. Denn am Stile von NEMESIS SOPOR hat sich wenig geändert. Sie spielen nach wie vor Black Metal, der eine kalte atmosphärische Grundausrichtung mit bissigem, deutschem Gesang verbindet. Die nicht gerade kurzen Lieder sind abwechslungsreich, sowohl harmonisch als auch rhythmisch, wobei ein Hauptaugenmerk aber definitiv auf dem vielschichtigen Gitarrenspiel liegt. Die beiden Gitarristen spielen zahlreiche atmosphärische und melodische Riffs, die je nach Passage, grimmig und eisig oder auch  luftig, klar und auffächernd sein können. Trotz dieser melodischen Vielfalt des Gitarrenspiels verlieren sich NEMESIS SOPOR jedoch nicht im Gefrickel. Im Gegenteil, die Strukturen sind sogar recht klar aufgezogen und das atmosphärische Gefüge ist sehr flüssig und stimmig.

„Glas“ ist aber nicht nur auf Melodik und schönem Gitarrenspiel fokussiert. NEMESIS SOPOR lassen es sich nicht nehmen auch aggressiv, schnell und böse aufzuspielen. „Splitter“ etwa ist ein Lied, in dem es viel Härte und Tempo zu Gehör gibt. In solchen Liedern und Passagen kommt dann eine grimmige Kälte zum Tragen, die sie sich sehr gut ins harmonische Grundgerüst einfügt. NEMSIS SOPOR machen sowohl mit den atmosphärischen und melodischen Elementen als auch mit den schnellen und grimmigen Passagen eine sehr gute Figur, weshalb „Glas“ in seiner Gesamtheit ein sehr überzeugendes Album ist. Manchmal klingt „Glas“ wie böser, deutscher Black Metal, der schnell, grimmig und giftig ist - und mich ab und zu an FROSTKRIEG erinnert -, andernorts schimmern dann Tiefgang, Klarheit und Melancholie durch. Somit ist „Glas“ eine vielschichte Scheibe, die trotz des nicht gerade geringen Maßes an Abwechslung überhaupt nicht überladen wirkt.

„Glas“ ist ein von Anfang bis Ende stimmiges, flüssiges und in sich geschlossenes Werk auf dem es viel zu entdecken gibt. „Glas“ ist ein Werk der Nuancen. Harmonisch und stimmungstechnisch ist es ein Album mit sehr vielen Zwischentönen und dezenten Abstufungen. Ganz gleich ob schnell und eisig oder riffbetont und atmosphärisch, „Glas“ überzeugt in jeglicher Hinsicht. NEMESIS SOPOR haben alles richtig gemacht und mit „Glas“ ein wunderbares, zweites Album abgeliefert.


1. Stille Heimat
2. Kairos
3. Weisse Augen
4. Leere Träume
5. Glas
6. Splitter
7. Eis zu Stein 1: Wind 

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