Mit den ersten beiden
Veröffentlichungen „I“ und „II“ konnte mich das griechische Projekt SPECTRAL
LORE absolut von sich überzeugen. Das war in den Jahren 2006 und 2008. Vier
Jahre später erschien mit „Sentinel“ ein Album, mit dem mich SPECTRAL LORE
etwas enttäuschte. 2013 kam dann „Sol“, ein Gemeinschaftswerk mit MARE
COGNITUM, welches mich zumindest teilweise überzeugen konnte. Nun steht mit „III“
faktisch der direkte Nachfolger von „II“ in den Startlöchern und macht mich natürlich
vorab verdammt neugierig.
Und ja! Es fühlt sich gleich
von Anfang an ‚anders‘ als „Sentinel“ oder „Sol“ an! SPECTRAL LORE beginnt
schnell, düster und unheilvoll bizarr. Mit dem Lied „Omphalos“ startet das
Album rasend schnell und böse. Das Schlagwerk hämmert monoton einer Nähmaschine
gleich, während der extrem tiefe Gesang blasphemisch, düster und morbide ertönt
und das gequälte Riffing den Rest besorgt. Brutale Schnelligkeit gab es zwar
auch auf „Sentinel“, allerdings in einem komplizierten, abstrakten und sehr
lebendigen und verspielten Kontext. Hier sind die Strukturen hingegen klar, direkt
und geradeaus. Genau diese Schlichtheit hat für mich eine besondere Anziehungskraft.
Selbstverständlich bleibt das Lied „Omphalos“ nicht so heftig, aber mit diesem
Beginn bekennt sich SPECTRAL LORE zu seinen Wurzeln, die nun einmal auch
beklemmend und verstörend, schnell und hart, in jedem Fall aber bizarr und
obskur sind.
„III“ ist mit einer Länge von
knapp 90 Minuten, verteilt auf zwei CDs, ein intensives Werk epischen Ausmaßes.
Und obwohl es sich auf die Wurzeln bezieht ist „III“ selbstverständlich auch
ein aktuelles Werk, in dem sich die Entwicklung SPECTRAL LORES wiederspiegelt. Es lassen sich also Elemente entdecken, die
man so und ähnlich auch von „Sol“ und „Sentinel“ kennt, aber in einer
reduzierteren Form. „Sentinel“ war ja zum großen Teil extrem komplex und
kompliziert, dies ist nun anders. Die Lieder sind relativ übersichtlich
aufgebaut, die Komplexität der Lieder wirkt stets nachvollziehbar und lässt den
Fokus auf das große Ganze, nämlich den atmosphärischen Spannungsbogen, gerichtet.
Ayloss, der Mann der hinter SPECTRAL LORE steht, ist überzeugt dass „III“ sein
bisher bestes Werk sei. Der Mann hat Recht! „III“ ist in gewisser Weise die
Essenz aller bisher erschienenen Werke. Es extrahiert die Vorzüge der früheren
Werke und braut daraus ein großartiges, stimmungsreiches Opus, welches die
düstere und obskure Beklemmung von „I“ und „II“ mit dem handwerklichen Geschick
und druckvollen Klang von „Sentinel“ verbindet.
Interessant ist auch der
nahezu komplette Verzicht auf Ambient. Mit dem Lied „Drifting Through Moss And
Ancient Stone“ gibt es zwar ein Instrumentallied, in dem eine großartig
gespielte und stimmungsvolle Akustikgitarre zu hören ist, doch würde ich dies
nicht als Ambient werten. Lediglich im abschließenden Titel „Cosmic Significance“
ist Ambient zu hören, allerdings ist es Ambient von extrem gediegener und
entspannender Art und Weise, wie man sie sich auch als Klangtherapie für
gestresste Individuen vorstellen kann.
Ayloss hat wirklich Recht, „III“
ist tatsächlich seine beste Arbeit bisher. Es ist ein absolut stimmiges Album,
welches musikalisch und handwerklich gleichermaßen überzeugt. Es gibt
großartige Melodien, fantastische harmonische Arrangements mit Gänsehautfaktor
und auch hässliche, verstörende und beklemmende Arrangements. „III“ ist ein
sehr intensives Werk, welches hoffentlich dazu beiträgt, dass sich endlich mal
mehr Leute mit SPECTRAL LORE beschäftigen.
CD1 - Singularity
1. Omphalos
2. The Veiled Garden
3. The Cold March Towards Eternal Brightness
4. Drifting Through Moss And Ancient Stone
CD2 - Eternity
1. The Spiral Fountain
2. A Rider Through The Lands Of An Infinite Dreamscape
3. Cosmic Significance
http://spectrallore.bandcamp.com/
http://www.i-voidhanger.com/
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