07.04.2014

Distressed To Marrow - Release Of Insanity | 2013 | Eigenproduktion | CD | Death/Doom Metal




Es gibt Gruppen die im Grunde alles richtig machen und dennoch Schwierigkeiten haben eine Plattenfirma zu finden. Zu dieser glücklosen Gattung sind bisher auch DISTRESSED TO MARROW aus Karlsruhe zu zählen. 2008 startete man zunächst als Duo, doch wuchs man zu einem Fünfer heran der mit „Relase Of Insanity“ kürzlich die dritte Scheibe veröffentlichte. Musikalisch verlotet man sich selbst zwischen Old School Death Metal und melodischem Doom.

Es hat nicht lange gebraucht bis ich wusste dass mir „Release Of Insanity“ gefallen würde. Mit „Hellride“ haben DISTRESSED TO MARROW einen starken und eindringlichen Titel an den Anfang ihrer CD gestellt. Die ersten Sekunden sind vom Rhythmus her schleppend und zäh, während das langsam lauter werdende Gitarrenspiel melancholisch und hypnotisch ist und mich an ältere Sachen von MY DYING BRIDE und PARADISE LOST erinnert. Nach knapp drei Minuten ändert sich das Antlitz schlagartig und schneller Death Metal bricht los. Exakt hier haben mich die Fünf zum Gefangenen gemacht. Dieser schnelle Part dauert zwar nicht lange, doch die Stimmung und die Atmosphäre die erzeugt wurde, sind authentisch und vereinnahmend und DISTRESSED TO MARROW sprechen mich auch ihres Klanges wegen an. Obwohl die Aufnahmen im Rosenquarz Studio veredelt wurden, klingt „Release Of Insanity“ alles andere als glatt und überproduziert. Mich erinnert der Klang ein wenig an einen Proberaum, was ich großartig finde, da es für mich immer auch natürlich und authentisch klingt.

Authentizität und Natürlichkeit lassen sich aber auch auf die Musik übertragen. Die Lieder bewegen sich zwischen sechs und zwölf Minuten wobei langsame Doom Passagen federführend sind. Der Death Metal ist allerdings allgegenwärtig, er äußert sich in speziellen Riffs, Gesängen oder Temposchüben. Trotzdem ist „Release Of Insanity“ eine melancholische Angelegenheit. Es sind viele düstere Riffs und schwermütige atmosphärische Parts zu hören. Allerdings trägt man diese Traurigkeit nicht zu dick oder plakativ auf, sondern verpackt sie in einer latenten Allgegenwärtigkeit, die mit stets wiederkehrenden Death-Metal-Ausbrüchen kokettiert.

Es gibt viele Bands an die ich beim Hören von „Release Of Insanity“ denken muss. Die Einflüsse sind zahlreich, es lässt sich vieles raushören, doch am meisten verwundert und begeistert mich der zeitlose Anstrich. Sowohl der Klang als auch die Atmosphäre erinnern mich an alte Zeiten, wirken auf mich irgendwie nostalgisch, so, als wäre die Scheibe bereits 1998 oder 2004 und nicht 2013 erschienen.

„Release Of Insanity“ ist ein tolles Album, welches mich vor allem seiner Atmosphäre und klanglichen Ästhetik her anspricht. Es ist sicherlich nicht perfekt, doch genau das mag ich an solchen Veröffentlichungen. DISTRESSED TO MARROW spielen vielseitigen Death / Doom Metal der düstere Melodien mit viel Schwermut und einer gewissen Ruppigkeit verbindet. Ich hoffe es wird DISTRESSED TO MARROW nicht so ergehen wie FALLEN YGGDRASRIL aus Tübingen, die in der Presse und Konzerten abgefeiert wurden, jedoch nie den Durchbruch schafften und sich 2011, fünf Jahre nach der letzten Demo, auflösten. Potenzial für ein anderes, besseres und vielversprechendes Schicksal haben DISTRESSED TO MARROW!



01. Hellride
02. Massive
03. Disappear
04. Revelation Of Insanity
05. Furious
06. Murder
07. Crossing Horizons

https://www.facebook.com/pages/Distressed-to-Marrow/210849182295530
http://www.distressedtomarrow.com/

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