Es gibt Gruppen die im Grunde
alles richtig machen und dennoch Schwierigkeiten haben eine Plattenfirma zu
finden. Zu dieser glücklosen Gattung sind bisher auch DISTRESSED TO MARROW aus
Karlsruhe zu zählen. 2008 startete man zunächst als Duo, doch wuchs man zu einem
Fünfer heran der mit „Relase Of Insanity“ kürzlich die dritte Scheibe veröffentlichte.
Musikalisch verlotet man sich selbst zwischen Old School Death Metal und
melodischem Doom.
Es hat nicht lange gebraucht
bis ich wusste dass mir „Release Of Insanity“ gefallen würde. Mit „Hellride“
haben DISTRESSED TO MARROW einen starken und eindringlichen Titel an den Anfang
ihrer CD gestellt. Die ersten Sekunden sind vom Rhythmus her schleppend und
zäh, während das langsam lauter werdende Gitarrenspiel melancholisch und
hypnotisch ist und mich an ältere Sachen von MY DYING BRIDE und PARADISE LOST erinnert.
Nach knapp drei Minuten ändert sich das Antlitz schlagartig und schneller Death
Metal bricht los. Exakt hier haben mich die Fünf zum Gefangenen gemacht. Dieser
schnelle Part dauert zwar nicht lange, doch die Stimmung und die Atmosphäre die
erzeugt wurde, sind authentisch und vereinnahmend und DISTRESSED TO MARROW
sprechen mich auch ihres Klanges wegen an. Obwohl die Aufnahmen im Rosenquarz
Studio veredelt wurden, klingt „Release Of Insanity“ alles andere als glatt und
überproduziert. Mich erinnert der Klang ein wenig an einen Proberaum, was ich
großartig finde, da es für mich immer auch natürlich und authentisch klingt.
Authentizität und
Natürlichkeit lassen sich aber auch auf die Musik übertragen. Die Lieder
bewegen sich zwischen sechs und zwölf Minuten wobei langsame Doom Passagen
federführend sind. Der Death Metal ist allerdings allgegenwärtig, er äußert
sich in speziellen Riffs, Gesängen oder Temposchüben. Trotzdem ist „Release Of
Insanity“ eine melancholische Angelegenheit. Es sind viele düstere Riffs und
schwermütige atmosphärische Parts zu hören. Allerdings trägt man diese
Traurigkeit nicht zu dick oder plakativ auf, sondern verpackt sie in einer
latenten Allgegenwärtigkeit, die mit stets wiederkehrenden Death-Metal-Ausbrüchen
kokettiert.
Es gibt viele Bands an die ich
beim Hören von „Release Of Insanity“ denken muss. Die Einflüsse sind zahlreich,
es lässt sich vieles raushören, doch am meisten verwundert und begeistert mich
der zeitlose Anstrich. Sowohl der Klang als auch die Atmosphäre erinnern mich
an alte Zeiten, wirken auf mich irgendwie nostalgisch, so, als wäre die Scheibe
bereits 1998 oder 2004 und nicht 2013 erschienen.
„Release Of Insanity“ ist ein
tolles Album, welches mich vor allem seiner Atmosphäre und klanglichen Ästhetik
her anspricht. Es ist sicherlich nicht perfekt, doch genau das mag ich an
solchen Veröffentlichungen. DISTRESSED TO MARROW spielen vielseitigen Death /
Doom Metal der düstere Melodien mit viel Schwermut und einer gewissen
Ruppigkeit verbindet. Ich hoffe es wird DISTRESSED TO MARROW nicht so ergehen
wie FALLEN YGGDRASRIL aus Tübingen, die in der Presse und Konzerten abgefeiert
wurden, jedoch nie den Durchbruch schafften und sich 2011, fünf Jahre nach der
letzten Demo, auflösten. Potenzial für ein anderes, besseres und
vielversprechendes Schicksal haben DISTRESSED TO MARROW!
01. Hellride
02. Massive
03. Disappear
04. Revelation Of Insanity
05. Furious
06. Murder
07. Crossing Horizons
https://www.facebook.com/pages/Distressed-to-Marrow/210849182295530
http://www.distressedtomarrow.com/
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