Sechs Jahre nach dem großartigen Debütalbum Entrückung legen WOLFHETAN nun mit Was der Tag nicht ahnt nach. Bereits Entrückung
machte optisch wie auch haptisch etwas her, gleiches gilt nun auch für
das zweite Album, welches in einem edlen A5-Digipak mit 16-seitigem,
dickem Booklet kommt. Musikalisch haben sich WOLFHETAN natürlich
weiterentwickelt auch wenn der Stil des Debüts, nämlich lange sowie
komplexe Lieder zu spielen, beibehalten wurde.
Was der Tag nicht ahnt ist knapp 73 Minuten lang, die
einzelnen Lieder sprengen gern und ausgiebig die 10-Minuten-Marke und
sind vielschichtig, komplex und anspruchsvoll ausgefallen. Melodisch,
rhythmisch und atmosphärisch gibt es sehr viel Abwechslung. WOLFHETAN
kombinieren Schnelligkeit und Härte mit langsamen, melodischen und
teils auch leicht folkig oder paganesk anmutenden Passagen, in denen
unter anderem Klargitarren oder dezente sonore Choräle zum Einsatz
kommen. Am Anfang von Eispalast erinnert mich dies gar
kurzweilig ein wenig an die alten Sachen von BORKNAGAR. Diese auf dem
Album wiederkehrende Komponente ist aber nur ein Element von vielen,
ein weiteres, wesentlich zentraleres Element ist das facettenreiche
Riffing. WOLFHETAN spielen sehr viele abwechslungsreiche Riffs, die
sowohl schnell und hart, bissig und flink als auch gediegen und
gefühlvoll sein können. Dieses ausdrucksstarke Gitarrenspiel war
bereits auf Entrückung sehr gut und wurde verfeinert und verbessert.
Was der Tag nicht ahnt ist ein stimmungsvolles Werk, das
atmosphärisch dicht ist und viele verschiedene Stimmungen bereit hält.
Obwohl es zahlreiche schnelle und harte Passagen gibt, entfalten
WOLFHETAN nicht mehr diese harsche Eindringlichkeit des Debüts. Der
Verlust des Wüsten und Rohen ist wohl einfach der natürlichen
Fortentwicklung geschuldet, was ich persönlich ein wenig bedauere. Ich
mochte die atmosphärische als auch klangliche Rohheit von Entrückung. Im Gegenzug sind die neuen Lieder natürlich wesentlich detailreicher, komplexer und vielschichtiger. Was der Tag nicht ahnt
ist ohne Zweifel ein gutes Album, für das man sich viel Zeit nehmen
muss, es wird quasi mit jedem Durchgang besser, da es einfach enorm
viel zu hören und entdecken gibt. WOLFHETAN kombinieren und verbinden
sehr gut Atmosphäre mit Melodik und Härte, ohne jedoch ein Element zu
stark in den Mittelpunkt zu drängen. Darüber hinaus ist Was der Tag nicht ahnt
ein verdammt eigenständiges Werk, was heutzutage nicht gerade einfach
ist. Es ist also ein Album, welches inhaltlich als auch optisch überaus
überzeugend, anspruchsvoll und empfehlenswert ist.
01. In die Stille der Zeit
02. Abschied
03. Vollkommenheit
04. Eispalast
05. Was der Tag nicht ahnt
06. Tagtraum
07. Ankunft
http://www.facebook.com/wolfhetan.band
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