Der litauische Fünfer Inquisitor wurde bereits 2002 gegründet, doch erst im vergangenen Jahr kam es, nach zwei Demos, zur Veröffentlichung des Debütalbums The Quantum Theory of Id.
Musikalisch bewegt man sich im Avantgarde Black Metal, wobei der
konzeptionelle Inhalt des Albums mindestens genau so interessant ist.
In ihrem Album beschäftigen sich Inquisitor mit
mathematischer Identität, Determinismus und Indeterminismus. Dieses
riesige mathemtisch physikalische Themengebiet passt sehr gut zum
modernen Black Metal und spiegelt sich auch im ansprechenden sowie klug
gestalteten Booklet des Digipaks wieder. Jedes der vier Lieder (Infimum ist lediglich eine Einleitung) ist in drei Kapitel unterteilt, zu dem es einen eigenen abgedruckten Text gibt.
Musikalisch ist The Quantum Theory Of Id ein sehr
vielfältiges Album, auf dem Eingängigkeit ein Fremdwort zu sein
scheint. Die vier Lieder sind alle um die zehn Minuten lang und
enthalten viel Abwechslung, wobei ein Grundelement immer wieder
auftaucht. Es ist oft ein melodisch gespieltes Piano zu hören, welches
schon für sich genommen sehr experimentell ist und mich immer wieder an
die wahnsinnige EP Kittens von Caverns
erinnert. Mir gefallen diese Pianopassagen sehr gut, da sie überaus
unkonventionell sind und nicht mit den ansonsten üblichen symphonischen
Keyboardarrangements im Black Metal zu vergleichen sind. Das
Piaonospiel von Inquisitor ist manchmal irrwitzig und
rasant, dabei auch überaus melodisch, aber doch niemals zu übertrieben
oder aufdringlich. Der Black Metal, der drumherum zu hören ist, ist
manchmal überaus technisch, vollgepackt mit trockenen aber melodischen
Riffs, andernorts aber auch enorm zupackend und kraftvoll treibend. Da
jedes Lied in drei Kapitel aufgeteilt ist, ist jedes Lied auch sehr
abwechslungsreich ausgestaltet worden. Es ist permanent etwas in
Bewegung, es gibt keine Wiederholungen und es fehlen klassische
Strukturen, in der sich Strophe, Refrain und Wiederholung abwechseln.
Auf den ersten Blick mag dies sperrig und schwierig erscheinen, doch es
funktioniert erstaunlich gut. Im Prinzip wirkt das Album sogar wie ein
einziges, überlanges, sich ständig veränderndes Lied, bei dem man
gespannt ist, in welche Richtung die nächste Veränderung führen wird. Inquisitor
verstehen es ausgezeichnet, eigenwillige Harmonien und konsequente
Abwechslung zu einem flüssigen roten Faden zu vereinen. Mich stört oft
an solchen melodisch-avantgardistischen Platten das Flackernde und
Unstete. Gefrickel, lebendiges Riffing und technische Verschachtelungen
gibt es zwar auch hier, aber in einem gesunden Maße, zu dem auch
direkt und geradeaus gespielte Passagen gehören. Zudem sind immer
wieder auch tolle Melodien zu hören, die klar und ergreifend sind.
The Quantum Theory Of Id ist eine sehr gute und
intensive Scheibe, die auf der einen Seite zwar überaus melodisch und
verspielt ist, auf der anderen Seite aber eben auch direkte Klarheit und
packende Härte besitzt. Zusammen mit der inhaltlichen Thematik und dem
gut gemachten Digipak ist das Album jedem zu empfehlen, der
unkonventionellen, experimentellen Black Metal mag.
9/10
Aceust
01. Infimum
02. Pricipia mathematica philosophiae naturalis
03. Die Welt als Wille und Vorstellung
04. Corpus hermeticum
05. The end of certainty; supremum
http://www.inquisitor.lt/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen