01.11.2009

Seelenfrost - Im Schatten toter Worte | 2009 | Eigenproduktion | CD | Black Metal

Wer meine Besprechung zur Kassette Nostalgia II: Grabgesänge gelesen hat und von der minimalistischen Aufnahmequalität abgeschreckt wurde, der sollte hier unbedingt weiterlesen. Die junge, deutsche Band präsentiert mit Im Schatten toter Worte ihr kürzlich erschienenes, erstes Album und damit gab man sich mal richtig, richtig Mühe. Man wählte das Digipak und veredelte das dann mit Silberdruck auf schwarzem Karton. Sieht wirklich edel aus und zeigt, daß sich Seelenfrost im Vorfeld einige Gedanken gemacht haben. Lesestoff in Form von Texten ist auch vorhanden. Die CD selbst wurde aus schwarzem Polycarbonat gefertigt und hat daher Vinyloptik.  Als Randinfo: Laut meinem Wissensstand ist es keine CD aus dem Presswerk, sondern sie wurde eben selbst so beschrieben. Das soll natürlich den sehr guten Gesamteindruck, den die Optik hinterläßt, nicht schmälern.

In der Einleitung sprach ich bereits die Kassette Nostalgia II: Grabgesänge an, die der einzige Tonträger war, den ich bisher von Seelenfrost kannte, bevor ich das Album zu hören bekam. Seelenfrost haben mit Im Schatten toter Worte einen Aufstieg auf der Qualitätsleiter hingelegt, das hätte ich so nicht für möglich gehalten, zumindest von dem mir bekannten Material ausgehend. Der Sprung, den die Jungs aus NRW hier in aufnahmetechnischer Hinsicht machten, ist enorm und ich begrüße diesen uneingeschränkt. Nichts ist nun zu sauber, zu glatt oder dergleichen, aber dennoch ist es kein Vergleich mehr mit dem Rumpelklang der oben genannten Kassette. Auch ein anderer Schlagzeuger unterstützt Seelenfrost nun, was der Musik einen weiteren Aufschwung verschafft. All diese Umstände führen dazu, daß Im Schatten toter Worte für mich eine überaus positive Überraschung darstellt. Trotz des neuen, besseren Klangs büßen Seelenfrost nichts von ihrer Atmosphäre ein. Noch immer treiben die hallenden Gitarren ihr schauriges Unwesen und werden dabei öfters von einer Melodiegitarre ergänzt. Auch der neue Trommler erfüllt seine Aufgabe und verleiht der Musik neuen Schwung und Variabilität. Dadurch ist es Seelenfrost nun auch möglich, die Variation mehr in die Geschwindigkeitsgestaltung zu bringen. Es finden sich vor allem auch viele treibende Passagen, wie zum Beispiel in Harzduftende Dunkelheit.
D.S.O.N. besitzt neben seltsamen Wortaneinanderreihungen vor allem die größte Portion Arschtritt des Albums und hebt sich dadurch vom Rest ab. Beim Gesang wird es auch nicht zu eintönig, da Seelenfrost verschiedene Gesangsarten verwenden. Völlig unkritisch soll diese Besprechung ja nicht werden, hier also noch meine kleinen Kritikpunkte: Der Klang des Schlagzeugs ist etwas künstlich (wurde aber definitiv von Hand eingespielt!) und einige Schreie des Sängers sind gewöhnungsbedürftig.

Mir bescherten Seelenfrost ein gelungenes Hörerlebnis, denn das erste Album ist besser als erwartet. Sie sollten ihre guten Ideen intensivieren, um sich mit künftigem Material noch deutlicher von der Masse abzuheben. Ihr klassischer Black Metal gefällt mir jetzt schon ganz gut und ich bin zuversichtlich, daß die Musiker die nötige Begeisterung und die Fähigkeiten besitzen, sich in Zukunft noch weiter zu steigern. Für Im Schatten toter Worte, das mit viel Herzblut und optischer Finesse erschaffen wurde, vergebe ich 7 Punkte.


7/10
Der Einsiedler

01. Im Schatten toter Worte
02. Sturm der Illusion
03. Als kalter Regen...
04. Harzduftende Dunkelheit
05. Kapitel VI
06. Vom Zauber der Winterhexe
07. D.S.O.N.
08. Welk
09. Wenn Raben hämisch lachen
10. Ich bin die Dunkelheyt
11. Wenn der Schnee fällt

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