Wer meine Besprechung zur Kassette Nostalgia II: Grabgesänge
gelesen hat und von der minimalistischen Aufnahmequalität abgeschreckt
wurde, der sollte hier unbedingt weiterlesen. Die junge, deutsche Band
präsentiert mit Im Schatten toter Worte ihr kürzlich
erschienenes, erstes Album und damit gab man sich mal richtig, richtig
Mühe. Man wählte das Digipak und veredelte das dann mit Silberdruck auf
schwarzem Karton. Sieht wirklich edel aus und zeigt, daß sich Seelenfrost
im Vorfeld einige Gedanken gemacht haben. Lesestoff in Form von Texten
ist auch vorhanden. Die CD selbst wurde aus schwarzem Polycarbonat
gefertigt und hat daher Vinyloptik. Als Randinfo: Laut meinem
Wissensstand ist es keine CD aus dem Presswerk, sondern sie wurde eben
selbst so beschrieben. Das soll natürlich den sehr guten
Gesamteindruck, den die Optik hinterläßt, nicht schmälern.
In der Einleitung sprach ich bereits die Kassette Nostalgia II: Grabgesänge an, die der einzige Tonträger war, den ich bisher von Seelenfrost kannte, bevor ich das Album zu hören bekam. Seelenfrost haben mit Im Schatten toter Worte
einen Aufstieg auf der Qualitätsleiter hingelegt, das hätte ich so
nicht für möglich gehalten, zumindest von dem mir bekannten Material
ausgehend. Der Sprung, den die Jungs aus NRW hier in
aufnahmetechnischer Hinsicht machten, ist enorm und ich begrüße diesen
uneingeschränkt. Nichts ist nun zu sauber, zu glatt oder dergleichen,
aber dennoch ist es kein Vergleich mehr mit dem Rumpelklang der oben
genannten Kassette. Auch ein anderer Schlagzeuger unterstützt Seelenfrost nun, was der Musik einen weiteren Aufschwung verschafft. All diese Umstände führen dazu, daß Im Schatten toter Worte für mich eine überaus positive Überraschung darstellt. Trotz des neuen, besseren Klangs büßen Seelenfrost
nichts von ihrer Atmosphäre ein. Noch immer treiben die hallenden
Gitarren ihr schauriges Unwesen und werden dabei öfters von einer
Melodiegitarre ergänzt. Auch der neue Trommler erfüllt seine Aufgabe
und verleiht der Musik neuen Schwung und Variabilität. Dadurch ist es Seelenfrost
nun auch möglich, die Variation mehr in die Geschwindigkeitsgestaltung
zu bringen. Es finden sich vor allem auch viele treibende Passagen,
wie zum Beispiel in Harzduftende Dunkelheit.
D.S.O.N. besitzt neben seltsamen Wortaneinanderreihungen
vor allem die größte Portion Arschtritt des Albums und hebt sich
dadurch vom Rest ab. Beim Gesang wird es auch nicht zu eintönig, da Seelenfrost
verschiedene Gesangsarten verwenden. Völlig unkritisch soll diese
Besprechung ja nicht werden, hier also noch meine kleinen Kritikpunkte:
Der Klang des Schlagzeugs ist etwas künstlich (wurde aber definitiv
von Hand eingespielt!) und einige Schreie des Sängers sind
gewöhnungsbedürftig.
Mir bescherten Seelenfrost ein gelungenes
Hörerlebnis, denn das erste Album ist besser als erwartet. Sie sollten
ihre guten Ideen intensivieren, um sich mit künftigem Material noch
deutlicher von der Masse abzuheben. Ihr klassischer Black Metal gefällt
mir jetzt schon ganz gut und ich bin zuversichtlich, daß die Musiker
die nötige Begeisterung und die Fähigkeiten besitzen, sich in Zukunft
noch weiter zu steigern. Für Im Schatten toter Worte, das mit viel Herzblut und optischer Finesse erschaffen wurde, vergebe ich 7 Punkte.
7/10
Der Einsiedler
01. Im Schatten toter Worte
02. Sturm der Illusion
03. Als kalter Regen...
04. Harzduftende Dunkelheit
05. Kapitel VI
06. Vom Zauber der Winterhexe
07. D.S.O.N.
08. Welk
09. Wenn Raben hämisch lachen
10. Ich bin die Dunkelheyt
11. Wenn der Schnee fällt
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