Arghoslent hat ein spezielles Problem, um das die Gruppe sicherlich von vielen beneidet würde. In der Geschichte Arghoslents
gab es mindestens zwei Veröffentlichungen, die dermaßen großartig
waren und die Messlatte in unerreichbare Höhen katapultierten, dass
nachfolgendes Material eigentlich nur enttäuschen kann. Dabei ist
dieses neue Material durchaus gut. Das letzte Album Hornets of the Pogrom war beispielsweise für sich genommen ein wirklich gutes Death Metal Werk. Doch im Vergleich zu Galloping Through the Battle Ruins und Incorrigible Bigotry erreichte es nicht die Klasse von einst, und enttäuscht dann erstmal. Ähnlich ergeht es Arghoslent
nun mit dem Beitrag zu dieser Split. Jedenfalls im ersten und zweiten
Augenblick wirken die vier Lieder nicht ganz so knackig und präzise.
Dabei feuern die Gitarristen wieder ein bares Rifffeuerwerk ab, dass es
nur so eine Freude ist. Und stellenweise kann Arghoslent
atmosphärisch sogar an die frühe Klasse anschließen. Genauer
betrachtet, wenn man versucht sachlich und nüchtern zu sein, ist diese
Split gar nicht enttäuschend. Man muss lediglich versuchen, den
menschlichen Makel abzulegen, alles immer vergleichen zu wollen. Denn
für sich genommen sind die vier Titel hier großartige Lieder, melodisch
und riffbetont, aber dennoch kraftvoll und brachial – eben typisch Arghoslent! Zudem ist das neu eingespielte The Ghosts of Flossenburg um Längen besser als die erste Version.
Für eine Überraschung konnte Martial Barrage sorgen, die ich bisher noch nie zu hören bekam. Gleich mit dem ersten Lied The Arctic Seat könnte der Kontrast zu Arghoslent kaum deutlicher ausfallen. Einerseits ist der Klang von Martial Barrage roher und dumpfer, andererseits ist der Death Metal der Kanadier dreckiger und aggressiver als der von Arghoslent. So stampft es wüst und gurgelt es kehlig in The Arctic Seat.
In den schnellen Passagen ertönt das Schlagwerk blechern und dumpf,
und wenn dann noch der tiefe und gurgelnde Gesang dazu kommt, hat Martial Barrage
teilweise schon etwas „grindiges“. Aber auch nur stellenweise, da es
zwei Gesangsarten gibt. Der eine ist eben stark verzerrt, tief und
gurgelnd, der andere heller, harscher und verständlicher.
Die Lieder sind abwechslungsreich und zum Teil recht unterschiedlich strukturiert. In The Arctic Seat gibt es schnelle, aggressive Anteile, die es auch in Murus strictus gibt. In Murus strictus
gibt es aber auch teilweise sehr technische und trockene Elemente, die
wunderbar ins rohe und barbarisch anmutende, streckenweise gnadenlos
eingängige Spiel, eingebettet wurden. In anderen Liedern gibt es
darüber hinaus phasenweise auch sehr riffbetonte Strecken, welche die
brachiale Rohheit kurzweilig ein wenig aufbrechen.
Martial Barrage versteht es auf dieser Split
hervorragend, Brutalität und Rohheit mit einer gehörigen Portion
Oldschool sowie technischer Frickelei zu verbinden. Da die einzelnen
Strukturen zum Teil recht unterschiedlich ausgefallen sind, kann man
die Kanadier gar nicht so genau festlegen. In Rising Sun Cremation
gibt es zum Beispiel erst einen relativ ruhigen Part, der getragen ist
von einer melodischen Gitarre, ehe dann unverhofft der Wechsel
stattfindet und übelstes Gebolze, mitsamt kehligem Gegurgel,
zerstörerisch und heftig zu hören ist.
Freunde von Arghoslent können sich die Split sorgenlos kaufen. Arghoslent
enttäuscht nicht wirklich. Die Lieder sind zwar nicht ganz so
überragend wie die besagten, älteren Werke. Aber das ist auch alles
Ansichtssache und eine Frage des persönlichen Geschmacks. Die Split ist
aber auch wegen Martial Barrage überaus empfehlenswert, die für mich eine absoluter Höhepunkt im derzeitigen Death Metal für mich sind.
Arghoslent 8/10
Martial Barrage 9/10
Aceust
ARGHOSLENT
01. Fodder for the Shoah
02. Converts at the tents of grace
03. Tar-Skinned pygmoids of the dense bush
04. The Ghosts of Flossenburg
MARTIAL BARRAGE
05. The arctic seat
06. Murus strictus
07. To topple the dragon throne
08. Rising sun cremation
09. Mantle of strength
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