24.12.2006

The Ruins Of Beverast | 2006 | Ván | CD | Black Metal

01. 50 forts alon the Rhine
02. Soliloquy of the stigmatised shepherd
03. Rapture
04. Blood vaults (I - Thy virginal malodour)
05. Soil of the incestuous
06. Balnaa-Kheil the bleak
07. Rain upon the impure
Lange hat's gedauert, nun ist es endlich soweit: Mit Rain upon the impure steht nun endlich der Nachfolger zum großartigen Debütalbum Unlock the shrine in den Startlöchern. Meine Erwartungen waren immens und konnten zunächst natürlich nicht erfüllt werden. Dies liegt vor allem am etwas dünnen und kraftlosen Klang, man muss den Lautstärkeregler schon recht hoch drehen um die düsteren Klänge mit stattlicher Wucht hören zu können.

Die Misere mit dem Klang macht sich nämlich gleich am Anfang bemerkbar, da 50 forts along the Rhine erstmal mit einem sehr schnellen, eingängigen Rhythmus beginnt und hier fällt es einfach auf, dass dem Schlagzeug jeglicher Druck fehlt. Diese Tatsache hat mir den Spaß vorerst verdorben und so legte ich, etwas enttäuscht und miesepetrig, die CD erst mal für ein paar Tage beiseite. Vernünftig war dieses Verhalten sicherlich nicht, doch ist es immer enorm schwierig, ein neues Album sachlich aufzunehmen, wenn man vom Vorgänger vollends begeistert war. Die Enttäuschung ist da vorprogrammiert, und dennoch ist es jedes Mal dasselbe Dilemma.

Nun, mit etwas Abstand zum ersten Eindruck, und nachdem ich mich ein wenig ins Album reingehört habe, geht es schon viel besser. Rain upon the impure ist noch düsterer und makabrer als Unlock the shrine, und das will schon etwas heißen. Der matte, etwas dumpfe Klang hat ganz sicher seinen Anteil hieran, doch nicht ausschließlich. Stilistisch ist sich The Ruins of Beverast seiner Linie von Unlock the shrine treu geblieben, doch hat sich strukturell etwas verändert.

Auf dem neuen Album gibt es „nur noch“ sieben anstatt zwölf Titel, dafür ist die Spielzeit mit fast genau 80 Minuten aber dennoch knappe zehn Minuten länger. Es fehlen die vielen instrumentalen und klanglichen Einlagen, die oftmals etwas Industrielles und maschinenhaftes hatten. Bis auf zwei Ausnahmen sind alle Kompositionen zwischen 13 und 17 Minuten lang.

Aber nun zurück zum Inhalt des Albums. Nachdem 50 forts along the Rhine also schnell und heftig anfing, folgt eine schaurigschöne, atmosphärische Passage mit tollen Melodien und einem langsamen, stark verzerrten und kraftvollen Gesang, der eine morbide und faszinierende Ausstrahlung hat. Diese Passage geht langsam in einen langen Part über, der noch ruhiger und atmosphärischer ist. Harmonische Melodien und vereinzelte Effekte sorgen sorgsam arrangiert für eine dunkle Stimmung. Irgendwann setzen der Gesang und das Schlagzeug schleppend ein, die Gitarren werden im Klang intensiver, melodisch bleiben sie aber eingängig. Insgesamt betrachtet, ist dies eine großartige, schauerliche Inszenierung die in einem schnellen, tosenden Part mündet.
Soliloquy of the stigmatised shepherd beginnt sehr langsam, kraftvoll und schleppend. Ein wenig erinnert mich dieser Anfang an Nortt, wobei The Ruins of Beverast die Gitarre melodischer führt und nicht ganz die erdrückende Langsamkeit des Dänen zelebriert. Aber dennoch hat Soliloquy of the stigmatised shepherd etwas vom atmosphärischen Funeral Doom. Die zumeist dunkel und düster gespielte Gitarre wird zuweilen recht sphärisch gespielt und es gibt auch schöne, harmonische Elemente. Erst nach mehr als sieben Minuten kommt es zu eine gravierenden Veränderung: es wird sehr schnell und teils auch ziemlich heftig. Nach diesem kurzen, gewaltigen Ausbruch geht es wieder ruhiger weiter, es ist sogar ein sonorer Chorgesang zu hören.

Rapture ist ein sehr kurzes und sehr düsteres Stück, in dem entsprechende Klänge und Effekte mit einer sehr leisen, kaum hörbaren Stimme vermischt wurden. Mit Blood vaults folgt ein sehr, sehr mächtiges Lied, das sehr düster und langsam seinen Lauf nimmt und vereinzelt sogar leicht orchestrale Züge hat. Diese düstere Melodieführung, die sich im Detail stets leicht verändert und phasenweise mit einer lauteren, heller gestimmten Führungsgitarre kombiniert wurde, könnte so auch auf Unlock the shrine zu hören sein. Blood vaults ist, wie auch die Lieder zuvor, dank, und auch aufgrund der immensen Länge, sehr abwechslungsreich ausgefallen. Es wechseln sich verschiedene Passagen ab, die dunkel und atmosphärisch sind, schnell und hart, ebenso gibt es Variationen im Gesang. Stellenweise gibt es wieder Chorgesänge zu hören, die der bedrückenden Atmosphäre, geschickt einen feierlich wirkenden Feinschliff verpassen.

Obwohl Soil of the incestuous ruhig und mit dunklen Melodien beginnt, entwickelt sich das Lied recht bald zu einem sehr derben und aggressiven Stück. Die Eindringlichkeit und Heftigkeit resultiert jedoch nicht so sehr aus dem hochgradig schnellem Schlagzeugspiel und der damit einhergehenden Eingängigkeit, sondern vielmehr aus dem extremen Gesang, der zwischen hellem und tiefem Gekreische wankt, und dabei sehr böse wirkt. Dieses Gemetzel wird zweimalig von langen, ruhigen und dunklen Passagen unterbrochen.

Balnaa-Kheil the bleak
ist wie ein Rapture ein kurzes düsteres Zwischenspiel aus abgründigen Klängen und Geräuschen. Zu guter letzt folgt mit dem Titellied Rain upon the impure ein monumental anmutendes und zugleich verstörendes Stück. Besonders auffällig hierbei ist der Chorgesang, in welchen erstmalig auch weibliche Stimmen zu hören sind, wodurch er einen sehr operettenhaften Charakter bekommt. Im Zusammenspiel mit den schleppenden Passagen, und den schnellen Schüben wird hier eine große, ehrwürdige Atmosphäre kreiert.

Trotz meiner anfänglichen Enttäuschung muss ich sagen, dass Rain upon the impure ein mehr als würdiger Nachfolger zu Unlock the shrine geworden ist. Es ist ein anderes Album. Die Unterschiede sind zweifelsfrei zu hören, doch war es wohl einzig richtig von The Ruins of Beverast, erst gar nicht versuchen zu wollen, sich selbst zu kopieren. Stattdessen ist das zweite Album ein sehr düsteres Werk geworden, das subtiler und unauffälliger ist als Unlock the shrine. Die melodischen, dramatischen und harmonischen Raffinessen sind, im sehr umfangreichen Material, auf Anhieb nicht so offensichtlich. Man muss das Album erst für sich entdecken und Stück für Stück die vielen Feinheiten ausfindig machen, die sich in den sehr langen Stücken versteckt halten. Selbst nach mehrmaligen Durchgängen gibt es immer noch neues zu entdecken, was für die erstklassige Qualität des Songwritings spricht.

Der einzige Kritikpunkt bleibt also der Klang. Doch nachdem man das erste Lied gehört hat und sich voll im Album befindet, fällt einem, das in den schnellen Passagen so drucklos klingende Schlagzeug, nicht mehr wirklich auf. Etwas schade ist, dass das Front- und Rückcover der CD sehr, sehr dunkel ausgefallen ist. Man muss es schon direkt ins Licht halten, um etwas erkennen zu können. Selbiges gilt leider auch für die zahlreichen Abbildungen im Booklet.

23.12.2006

Darkened Nocturn Slaughtercult - Hoca Nocturna | 2006 | Eigenproduktion | CD | Black Metal

Mit Hora nocturna geht der Feldzug nun in die vierte Runde. Es ist ein würdiger Nachfolger zu Nocturnal march geworden, auch wenn einige Abstriche zu verbuchen sind.

Das Eröffnungsstück Das All-Eine ist der stärkste Titel Hora nocturnas und beinhaltet alle spielerischen Facetten Darkened Nocturn Slaughtercults. Der Anfang ist flott und antreibend, allerdings eher gemächlich im Bezug zu der bald folgenden Raserei, in der Darkened Nocturn Slaughtercult alle Register ihres Könnens ziehen. Vor allem die Gitarre zaubert hier einige erstklassige Riffs, die direkt unter die Haut gehen. Wütend und rasend geht es dann auch mit den nachfolgenden Stücken weiter, die phasenweise sehr brachial vorgetragen werden. Die Strukturen bestehen jedoch nicht einfach nur aus simpler Raserei, die technischen Beschaffenheiten sind zuweilen sehr anspruchsvoll. Es kommen immer wieder Breaks, schnelle Wechsel und Übergänge die allesamt astrein umgesetzt wurden. Vor allem das Spiel am Schlagzeug ist hierbei bemerkenswert, da es vielschichtig ist und die Möglichkeiten gut genutzt werden, die das Instrument bietet. Lediglich der Klang des Schlagzeugs ist in den schnellen eingängigen Passagen leider etwas drucklos.

Hora nocturna besteht freilich nicht ausschließlich aus Schnelligkeit. Vereinzelt gibt es auch ruhigere Passagen zu hören, die kraftvoll und düster umgesetzt wurden. Der Klang ist als gut zu bezeichnen, auch wenn er im direkten Vergleich mit Nocturnal march eine Spur steriler ausgefallen ist, was sich sowohl am Gesang als auch am Schlagzeug heraushören lässt. Etwas schade ist die Tatsache, dass Hora nocturna mit dem Kracher Das All-Eine sehr stark beginnt, und danach etwas abflaut, da die folgenden Lieder an dieser Klasse nicht anknüpfen können.


01. Das All-Eine
02. Tempestous sermonizers of forthcoming death
03. Bearer of blackest might
04. Unearthing coming decay
05. Hora nocturna
06. Malignant deathcult
07. Cimonar de nuit
08. ...to necromancy

17.12.2006

Clandestine Blaze - Church Of Atrocity | 2006 | Northern Heritage | CD / Vinyl | Black Metal

Die bisherigen Veröffentlichungen von Clandestine Blaze konnten mich alle restlos begeistern und so erlag ich erneut meiner unsäglichen Schwäche, die immer dann eintritt, wenn von mir hochgeschätzte Gruppen etwas Neues herausbringen, die Erwartungen dann sehr hoch zu stecken. Dass darauf nur eine Enttäuschung folgen kann, ist logisch. Ganz genau so verhielt es sich zunächst auch mit Church of atrocity . Den ersten Eindruck, den die Platte auf mich machte, war der, dass Clandestine Blaze etwas von seinem Glanz und der Bissigkeit verloren hat. Doch nach einer Eingewöhnungszeit und mehreren Durchläufen, wurde das Album immer besser.

Das Titellied Church of atrocity setzt sofort, mit einer dezidiert antreibenden und eingängigen Rhythmik ein. Das etwas schrummig klingende Riffing steht überwiegend dezent im Hintergrund und so sorgt das hämmernde und sehr druckvolle Schlagzeug, gemeinsam mit Mikkos unverkennbarem Gesang, für eine grimmige Atmosphäre. Viel mehr, außer dieser Minuten andauernden und überaus minimalistischen Spielweise, hat das Stück nicht zu bieten. Dies war anfänglich auch einer der Gründe meines Enttäuschtseins.
Schleppend und gemächlich geht es mit Ashes of eternal wanderer weiter. Die Gitarre ist hier klarer zu hören, was an ihrer melodischeren Spielweise liegt. Mit dem Einsetzen des Gesangs wird das Riffing jedoch undeutlicher und sehr eingängig. Die Passagen zwischen den Strophen sind zwar durchaus melodisch beschaffen, doch besitzen diese Melodien nicht eine solche ergreifende und bedrückende Tiefe, wie beispielsweise in Funeral of humanity oder Winter of white death . Dafür ist der Klang jedoch so gut, wie auf keiner anderen Veröffentlichung Clandestine Blazes . Vor allem das Schlagzeug besitzt einen sehr mächtigen und voluminösen Klang, der, zusammen mit dem rauen Gesang, für eine düstere und eindringliche Atmosphäre sorgt. Die zweite Hälfte von Ashes of eternal wanderer , ist ein langer instrumentaler Part, mit einfachen, langgezogenen Melodien und knisternden Hintergrundgeräuschen. Plötzlich ist sie da, diese beklemmende Stimmung die mir bisher fehlte. Dieser instrumentale Abschnitt mündet zum Ende hin, in ein schleppendes Finale, in dem kurzweilig Gesang zu hören ist, der hier besonders kraftvoll vorgetragen wird.

Kraftvoll, dabei mit leicht verächtlicher und räudiger Ausstrahlung präsentiert sich Storm of purification . Das Stück ist ein schleppendes und riffbetontes Machwerk, welches phasenweise stark an Darkthrone erinnert und nach „alte Schule“ klingt. Vor allem einzelne, bestimmte Riffs sorgen für die Nähe zu den Norwegern. Schön an Storm of purification ist der Gesang, der hier kehliger und tiefer aus dem Inneren ist; was gut zur instrumentalen Begleitung passt, da es die Atmosphäre der Gleichgültigkeit alles und jedem gegenüber, perfekt abrundet.
Last morning of old north ist in den ersten anderthalb Minuten idyllisch ruhig und entsprechend melodisch, bevor sich das Stück offenbart, und als schneller, eingängiger Kracher der Marke Doll of darkness entpuppt. Erst in den letzten zwei Minuten tritt Clandestine Blaze auf die Bremse und legt eine langsame Passage hin, in der die Basslinie besonders schön zu hören ist. Nebenbei besorgt die Gitarre auch noch gute Riffs.
Dem ersten Anschein nach, ist das folgende Frozen angel etwas langweilig geraten. Rhythmisch schwankt es zwischen schleppend und mittelschnell, die Riffs wechseln ebenfalls zwischen eingängig und melodisch hin und her. Doch mit dem Fortlauf baut diese behäbige und zahnlos wirkende Eingängigkeit ihren ganz eigenen Reiz auf; zumal der Klang phasenweise sehr packend wird, was nicht zuletzt am Bass liegt. Am Ende des Stückes ist ein ruhiges Soli zu hören, das etwas sphärisch wirkt.
Das letzte reguläre Stück des Albums, Unforgiven acts , beginnt sehr schnell und eingängig. Das Schlagzeug hämmert unermüdlich und präzise seinen Takt. Die Gitarre wird entsprechend schnell gespielt, ist aber deutlich zu hören und auch das Bassspiel kommt nicht zu kurz. Nach zwei Minuten folgt eine schleppende Passage, die mir sehr gut gefällt. Die Melodieführung ist kompakt und vereinnahmend, und dazu ist ein Geräusch zu hören, welches möglicherweise eine verfremdete, von Qual zeugende, Frauenstimme ist. Es könnte jedoch auch irgendein elektronisch erzeugtes Geräusch sein. Egal, es klingt jedenfalls gut und verleiht dem Ganzen etwas Düsteres und Gepeinigtes. Nach diesem schleppenden Zwischenspiel geht es wieder brachial, schnell und eingängig weiter.

Bei den beiden letzten Titeln Nation of god und Altar of perversion handelt es sich um einen Bonus, anlässlich der 50. Veröffentlichung von Northern Heritage und des zugleich 5. Albums von Clandestine Blaze . Diesen Bonus, in der Form einer zusätzlichen 7“ EP bzw. MCD, gab es jedoch nur bei den ersten 270 bzw. 300 Kopien von Church of atrocity. Diese waren ausschließlich bei Northern Heritage selbst erhältlich und sind bereits komplett vergriffen. Aufgenommen wurden die Stücke im Dezember 2001. Nation of god ist ein durchgängig schleppender Titel, der ein typisches, durchschnittliches Clandestine Blaze - Lied ist. Altar of perversion hingegen ist ergreifender. Es ist ein eingängig schneller Titel, der eine sehr grimmige Atmosphäre hat und einige gute Riffs enthält.

Clandestine Blaze es mal wieder geschafft hat, ein erstklassiges Werk puren Black Metals zu veröffentlichen. An dieser Stelle möchte ich sogar die Behauptung aufstellen, dass Clandestine Blaze zur absoluten Speerspitze des finnischen Black Metals zu zählen ist, da sich die Qualität der Veröffentlichungen durch die Jahre hinweg, auf einem konstant hohen Niveau befindet. Church of atrocity wird von Lied zu Lied besser und fesselnder. Die Qualitäten sind diesmal nicht ganz so offensichtlich, wie zuletzt bei Deliverers of faith , weshalb ich am Anfang etwas enttäuscht war. Doch mit der Zeit entdeckt man die Stärken, die im Detail verborgen liegen. Wer wenigstens noch die normale Vinylversion haben möchte, sollte sich beeilen, da auch diese bereits beinahe ausverkauft ist.

01. Church of atrocity
02. Ashes of eternal wanderer
03. Storm of purification
04. Last morning of old north
05. Frozen angel
06. Unforgiven acts
07. Nation of god *
08. Altar of perversion *

* Nur auf den ersten 300 CDs / 270 LPs als Bonus 

http://www.cfprod.com/nh/

16.12.2006

Isolation - A Prayer For The World To End | 2006 | Eigenproduktion | CDR | Black Metal

A prayer for the world to end ist bereits das zweite Demo Isolations, welches in diesem Jahr erscheint. Diese beiden Demos sind allerdings auch die einzigen Veröffentlichungen dieser Gruppe, die sich im Jahr 2004 gründete.

Die ersten Augenblicke des Eröffnungsstückes Quiet these colours will fade, sind geprägt durch sehr ruhige und atmosphärische Ambientklänge, die quasi als Einklang fungieren. Nach etwa anderthalb Minuten endet dieser „Einklang“ und eine schleppende, mit langsamen dunklen Melodien ausgekleidete Passage nimmt ihren Lauf. Der Gesang, der alsbald einsetzt, passt perfekt zur stilistischen Umschreibung „depressiver Black Metal“, da dieser intensiver, heller Kreischgesang ist, wie man ihn von Genre-Gruppen wie etwa Sterbend her kennt. Rhythmisch bleibt Quiet these colours will fade vorwiegend schleppend, doch die Gitarrenarbeit wird abwechslungsreicher. Diese anfänglichen dunklen Melodien, wechseln sich mit helleren, vordergründigeren Melodieführungen ab, die punktuell jedoch eingängig wirken können. Ein weiteres Element der Vielschichtigkeit ist, dass der helle Kreischgesang phasenweise durch einen sehr tiefen und kraftvollen Gesang ersetzt wird, was von Isolation sehr gut umgesetzt wurde und für die Atmosphäre sehr dienlich ist. Nach sechs Minuten kommt der stärkste Part des Liedes. Eine schöne atmosphärische Passage mit akustischer Gitarre setzt ein, die einmal von einem kurzen aber kraftvollen und durchdringenden Aufbäumen durchbrochen wird.

The nameless and the unnamable geht dann langsam aber druckvoll weiter. Die Saiteninstrumente erklingen sehr klar und tief und durch die übersichtlichen Strukturen hört sich Isolation nun nach einer packenden Doom / Black Metal – Mischung an, was die Gruppe selbst als „Niemandsland“ zwischen beiden Stilistiken bezeichnet. Auch hier kommen beide Gesangsstile vor, doch durch die druckvollere Spielweise der Instrumente erschafft The nameless and the unnamable eine bedrückendere Atmosphäre als Quiet these colours will fade. In der Mitte des Liedes kommt es dann jedoch zu einem Wandel, es wird schneller, schubweise sogar aggressiv und der Kreischgesang übernimmt die Federführung. Aus der Beklemmung wird nun etwas Kämpferisches und lebendiges. Die letzten Sekunden enden dann in einer trostlos anmutenden Ambientpassage, die das Werk würdig ausklingen lässt.

Es besteht kein Zweifel an der Klasse und Eigenständigkeit von A prayer for the world to end. Obwohl ich mich in den ersten zwei, drei Durchläufen vor allem mit dem ersten Lied schwer tat, empfinde ich die Vorstellung Isolations nun insgesamt als sehr ansprechend und gelungen. Gerade diese Vermischung von Doom Metal und der depressiven Form des Black Metals, verleiht Isolation einen sehr überzeugenden Ausdruck und sorgt stellenweise für erstklassige atmosphärische Momente.

01. Quiet these colours will fade
02. The nameless and the unnamable

http://www.churchofisolation.net/

09.12.2006

Front Beast - Black Spells Of The Damned | 2006 | Isengard Productions | CD | Black Metal

Nach diversen Demobändern und Split EPs gibt es nun endlich, mit Black spells of the damned, das erste Front Beast-Album und somit auch die erste CD.

Mit Dawn of Azrael beginnt das Album gediegen und schwermütig. Das knapp vier Minuten andauernde Instrumental besteht vor allem aus der langsam aber unverkennbar gespielten Gitarre, sowie einem punktuell eingesetzten Keyboard im Hintergrund, welches diese melancholische Atmosphäre festigt. Als bedrückend erweist sich auch das folgende Candlelights, das zwar flott und antreibend beginnt, sowohl rhythmisch als auch an der Gitarre, doch mit dem Einsetzen des Gesangs, wird es durch und durch schleppend. Die instrumentalen Passagen zwischen den Strophen wanken zwischen typischen, flotten Front Beast-Riffs und einer – überraschend – düsteren Melodieführung.
Das folgende Unbound evil, längstes Stück der CD, führt diese ernste Stimmung fort. Die ersten Minuten sind gekennzeichnet von einer ruhigen, dunklen Gleichförmigkeit, deren Eingängigkeit etwas beklemmend Fesselndes hat. Die schleppende Rhythmik wird auch während der Strophe beibehalten und die Gitarren sind ebenfalls auffällig eingängig, lediglich Avengers Gesang erweist sich als variabel. Er singt, schreit und kreischt in bekannter und genialer Art. Dennoch fehlt dem Lied Unbound evil etwas. Es ist über neun Minuten lang, und, dabei eben sehr eingängig, irgendwie schwermütig dumpf.
Ganz anders ist es da mit Past midnight they arrive, das mit dem typischen Front Beast-Riffing beginnt, welches oft einen dreckigen, anrüchigen Beigeschmack hat. Passend dazu, ist der Rhythmus schleppend und ein wenig holprig. Past midnight they arrive passt atmosphärisch gut in die Reihe der Meisterwerke wie Slaughter the heaven, Laws of the cemetary oder Geschichten aus der Folterkammer.
Mit einem lauten, grell verzerrten Schrei wird Devils flame eröffnet, einem Lied, das die Bezeichnung „Black Heavy Metal“ perfekt verkörpert. Nach dem antreibend strukturierten Anfang, folgt eine wunderbare Passsage, die durch erstklassige, langsame Riffs besticht. Diese Passage wird nach einem heftigen und aggressiven Schub wiederholt, bevor es dann zum Ende hin wieder schneller und heftiger zugeht.
Zu guter letzt gibt es das Titellied Black spells of the damned, ein rhythmisch ruhiges und unauffälliges Stück. Leider ist auch der Rest recht glanzlos. Es gibt natürlich allerhand Riffs, doch diese hauen einen nicht gerade um. Das Lied ist insgesamt etwas zu farblos, ähnlich wie schon Unbound evil. Einzelne Elemente sind durchaus gelungen und schön anzuhören, doch da die Lieder nicht gerade kurz sind, fehlt das bestimmte Etwas, die Würze sozusagen.

Dies lässt sich auch über das Album insgesamt sagen. Es gibt Höhen und Tiefen wobei die Schwächen leider überwiegen. Die großen Erwartungen die ich hatte, konnten nicht erfüllt werden. Dazu fehlen mir einfach die zündenden Knaller, (wie beispielsweise die erwähnten Titel der Split EPs) die es von Front Beast ja zahlreich gibt. Black spells of the damned ist sicherlich auch kein schlechtes Album, doch wenn man eine Vielzahl der bisherigen Veröffentlichungen kennt, wirkt es etwas langweilig.

01. Dawn of Azrael (Intro)
02. Candlelights
03. Unboound evil
04. Past midnight they arrive
05. Devils flame
06. Black spells of the damned

01.12.2006

Interview: Wintermoon



Das Erscheinen von „Arroganz“, dem zweiten Album Wintermoons (bestehend aus Argathon und Asagh) ist der Anlass für mich, den Dingen mal genauer auf den Zahn zu fühlen.


HATEFUL METAL: Salve Argathon. Es gibt zwar Menschen, die es für unentbehrlich erachten, am Anfang eines Zwiegesprächs um die Vorstellung der Gruppen und deren Geschichte zu bitten, doch mich langweilt es, und so hoffe ich, dass es Dich nicht stört, wenn ich hierfür auf die Wintermoon-Seite im Netz verweise. Seit kurzem ist das zweite Wintermoon-Album „Arroganz“ erhältlich. Zu aller erst interessiert mich, was es mit dem Albumtitel „Arroganz“ auf sich hat.

ARGATHON: Grüss Dich, Aceust. Mit Deiner Meinung zur obligatorischen Einführung in die Bandgeschichte stimme ich absolut überein; deswegen bin ich froh, dass Du uns damit verschonst.
„Arroganz“ – ein Titel mit vielen Bedeutungen. Denen wir mit Wintermoon ein Dorn im Auge sind – man kennt die ermüdenden Endlosdiskussionen um Abklatsch, Innovationslosigkeit etc. – ist „Arroganz“ der Schlag ins Gesicht. Für die, die unsere Kunst und unseren Kult vergewaltigen durch Kapitalismus und idiotische Ideologie, ist Wintermoon mit Arroganz” der Knüppel zwischen den Beinen. Wir blicken voller Stolz auf unser bisheriges Schaffen und nun auch, und besonders auf „Arroganz“ und nennen uns Teil der kleinen Elite des Black Metals – wer uns daraufhin als arrogant beschimpft, der soll sich in dem Albumtitel bestätigt finden... Weiterhin hat dieser Begriff noch persönliche Bedeutung, die hier allerdings keine Erwähnung finden braucht.


Wie Du aufgrund meiner Besprechung zu „Arroganz“ weißt, bin ich von dem Werk angetan und positiv überrascht. Ich empfinde es vielschichtiger, dadurch auch eigenständiger und deshalb auch insgesamt etwas besser als das Debütalbum „Sorrow & Hate“. Wie siehst Du das?

Ich stimme Dir durchaus zu, auf „Arroganz“ haben wir mit Wintermoon den bisher höchsten Grad an Vielschichtigkeit und Eigenständigkeit erlangt. Mein Anspruch an meine Erschaffungen ist sehr hoch, sodass ich nichts veröffentliche, von dem ich nicht absolut überzeugt bin, und ich denke, eine sehr gute Selbsteinschätzung diesbezüglich zu besitzen.
So war es auch mit „Sorrow & Hate“, doch leidet dieses Werk unglücklicherweise und nicht unerheblich an seinem Klang, der trotz langem Versuchen und Werkeln nicht wie gewünscht ausgefallen ist. (Somit spiel(t)e ich mit dem Gedanken, dieses zweite Opus nochmals aufnehmen und auf einer eh geplanten LP-Veröffentlichung preiszugeben). Im Nachhinein tat sich zudem doch der ein oder andere Zweifel auf; somit ist auch meine Meinung, dass „Sorrow & Hate“ etwas hinter den anderen beiden Werken zurücksteht.


Mir ist sofort aufgefallen, dass die Lieder auf „Arroganz“ allesamt kürzer sind als zuvor auf „Sorrow & hate“. Steckt dahinter eine bewusste Veränderung oder war diese Entwicklung eher Zufall?

Von einer „bewussten Veränderung“ kann nicht die Rede sein. Es hat sich einfach so ergeben, und diesem Werdegang habe ich nicht im Weg gestanden. Erwähnenswert ist, dass sich ebenfalls die Musik, ihre Aussage und Atmosphäre, ja, selbst die Lyrik, sehr gewandelt haben. Nichtsdestotrotz ist es ohne Zweifel wieder erkennbar, das Schaffen aus meiner / unserer Hand.


Euer Liedgut ist insgesamt und oberflächlich betrachtet sehr eingängig beschaffen. Es ist gekennzeichnet durch zumeist lange Passagen in einem eingängigen schnellen Rhythmus. Welche Bedeutung hat diese grimmige Eingängigkeit für Dich?

So lange sind die einzelnen Passagen ja gar nicht mehr, wie wir festgestellt haben, haha! Diese Monotonie ist (für mich) unerlässlicher Bestandteil wahren Black Metals und dunkler, intensiver Musik im Allgemeinen; der Grimm, der auf „Arroganz“ deutlich zugenommen hat, ebenso; sein Zuwachs zeigt, dass er im Verhältnis der beiden großen Emotionen – Trauer und Hass („Sorrow & Hate“) mittlerweile, mindestens auf „Arroganz“, dominiert. So hat sich, wie erwähnt, auch die Lyrik einem extremen Wandel unterzogen und ist nun nicht mehr vordergründig von Traurigkeit und Ohnmacht gekennzeichnet, sondern schlichtweg: satanisch. Das bedeutet Intoleranz, Aggressivität, Brutalität, Stärke. Und diese Stärke kann man beim Hören von „Arroganz“ spüren!


Was hat zu diesem Wandel – vom Traurigen zum Aggressiven und Intoleranten geführt? Ich frage auch deshalb, weil zwischen den beiden Werken gerade mal ein gutes Jahr liegt.

„Sorrow & Hate“ erschien mit fast einem Jahr Verspätung aufgrund einiger Komplikationen. Was diesen Wandel bewirkt hat? Es ist das Ergebnis meines Seelenlebens, der blackmetalbezogene Überdruss (auf den ich noch eingehen werde) und noch andere Faktoren.


Wenn ich Deiner Musik lausche, muss ich ab und zu an Darkthrone, bisweilen auch an Judas Iscariot denken. Nerven Dich solche vergleichenden Überlegungen und findest sie unangemessen?

Diese Vergleiche nerven mich nicht im Geringsten; sie ehren mich! (Ausgenommen sind solche, die diese Similarität als Negativaspekt attackieren. Leute mit solcher Haltung haben allerdings entweder kein Gespür für diese Musik oder einen Haufen Neid, entstehend aus ihrer eigenen Unfähigkeit, selbiges zu er-schaffen.) Mit Darkthrone und ferner Judas Iscariot nennst Du zwei meiner größten Einflüsse und Ideale, welche Darkthrone zweifellos anführen. Ich liebe diese Kunst, von der es nur so wenig Gutes gibt. Also erschaffe ich mit Wintermoon Werke nach diesem Ideal, und das, wie ich denke, ausgesprochen und außerordentlich gut. Sagt jemand “Hey, Wintermoon klingen wie Darkthrone”, dann ist das doch toll, denn es zeigt, dass wir erfolgreich sind. Wie viele – etliche – versuchen sich daran, scheitern aber gnadenlos! Dabei soll ebenfalls gesagt sein, dass sich Wintermoon durchaus eines eigenen, wieder erkennbaren Stils rühmen kann.



Neben Wintermoon bist Du gemeinsam mit Asagh auch in Necroccult tätig. Bisher ist nur das Demo „Chapter I…“ veröffentlicht. Was hat es mit Necroccult auf sich, zumal es ebenfalls grimmiger Black Metal ist, der in Richtung alte Schule und Darkthrone geht?

„Chapter I...“ entstand damals als Huldigung an die kompromisslose und satanische schwarzmetallische Kunst, wie sie allem voran auf „Under a Funeral Moon“ zu finden ist; ohne leidenschaftliche Melodien, ohne Melancholie – einfach bloß pechschwarz.
Damals schien mir der Unterschied zu Wintermoon und dem bereits veröffentlichten Debüt „Kingdom of Hate“, dessen Stil ich strikt weiterführen wollte, zu groß und beschloss, dieses zweite schwarzmetallische Werk aus meiner Feder unter anderem Banner zu veröffentlichen – Necroccult – und somit die Stile zu trennen. Es ist dabei offensichtlich, dass diese zwei Stile, wenn man so überhaupt differenzieren kann, sehr eng zusammen liegen; zu eng, wie ich mit der Zeit feststellte. Somit fasste ich den Entschluss, diese Trennbarriere einzureißen und die beiden Stile miteinander zu verschmelzen. Es war die richtige, die nötige Entscheidung.
Somit entstand schließlich „Arroganz”, wie man unverkennbar hören und sehen kann. Necroccults „Chapter I...” kann also auch als Werk unter dem Banner Wintermoons anerkannt werden. Folglich ist die Weiterführung des Projektes „Necroccult“ nicht mehr nötig; das letzte Lied, „Slay the Worthless“, wird noch auf dem bald erscheinenden Gemeinschaftstonträger der Kältetod Legion erscheinen – damit verabschiedet sich Necroccult.
„Sorrow & Hate” war die erste Veröffentlichung von Seelenkrieg Records, Deiner eigenen kleinen Plattenfirma. Was bewog Dich dazu, Seelenkrieg Records ins Leben zu rufen?

Anfangs sollte Seelenkrieg Records lediglich eine Plattform darstellen, auf der sämtliche Werke meines Schaffens zu finden sein sollten. Es hätte sich nicht viel geändert – Eigenproduktionen wären es weiterhin geblieben, nur mit dem Unterschied, dass alles von mir Kreierte einen Sammelpunkt findet und somit Interessenten zugänglich ist (damals hatte ich noch einige weitere Projekte, die ich umgesetzt sehen wollte). Einen Verlag im eigentlichen Sinn zu erschaffen war mir zuwider, da die Szene von unzähligen (zumeist überflüssigen) Plattenverlagen und –vertrieben überschüttet ist; selbiges gilt für Gruppen und e-Magazine. Wieso also sich in die Kette einreihen und die Übersichtslosigkeit noch unterstützen?!
Diesen Zustand, der meine Entscheidung begründete, nahm ich allerdings etwas später geradezu als Anlass!, einen richtigen Verlag zu gründen. Denn: Es existieren, wie geschildert und allgemein bekannt, so viele Verlage/Vertriebe, die dem Ruin des Black Metals beisteuern, entweder durch unwürdige Veröffentlichungen oder kapitalistische Ausbeutung, sodass ich entschloss, Seelenkrieg Records als eine Konstante ins Leben zu rufen, die diesem Trend entgegenwirkt. Das heißt, nur Ausgezeichnetes zu veröffentlichen und zu fairen Preisen den Interessenten anzubieten. (Im Übrigen sind genrespezifisch keine Grenzen gesetzt).
Mittlerweile ist Seelenkrieg Records zu einer für mich wichtigen Aufgabe geworden, die ich mit Leidenschaft verfolge. Somit gibt diese kleine Plattenfirma jedem etwas: den Gruppen, den Hörern und mir. (Und das sicherlich nicht in finanzieller Hinsicht. Wenn ich auf Null rauskomme, bin ich diesbezüglich überglücklich!)


Wintermoon steht ja – man könnte durchaus konzeptionell sagen – für traditionellen puren Black Metal, was Du sowohl musikalisch wie auch visuell darlegst. Welche Bedeutung haben Schwarzweiß-Abbildungen mit Corpsepaint und Kerzenleuchter in der Hand, für Dich?

Das Optische gehört einfach zu einem Werk dazu; so ist es auch bei Wintermoon essentieller Bestandteil. Gerade bei „Arroganz“ ist das Vorbild nur allzu deutlich, die Anspielung bewusst gewählt, was wir uns jedoch, wie ich denke, erlauben können, da unsere Qualität es legitimiert. Das Corpsepaint (wie auch andere Symbole) sind Tradition uns für uns absolut unerlässlich, gleichzeitig auch Tribut.


Zu dieser Überzeugung gehört auch eine gewisse Sicht auf weltliche Dinge. Wie siehst Du die Tendenzen und Veränderungen dahingehend, dass aufgrund der Einfachheit durch technische Möglichkeiten jeder sein Musikmagazin (Webzine) oder Ein-Mann Black Metal-Projekt publiziert und ins Netz stellt?

Alles hat zwei Seiten. Ich störe mich jedoch sehr an der negativen Komponente, welche die ist, dass die Szene überflutet wird, größtenteils mit Müll, und somit die Orientierung verloren geht und die Gesamtqualität stark herabgesetzt wird.


Kannst Du das ein wenig erläutern? Wodurch genau geht die Orientierung verloren und wird die Gesamtqualität herabgesetzt?

Die heutige Zeit mit ihrer Technik hat folgendes Phänomen zur Folge: Jeder Scheiß kann himmelhoch angepriesen werden (und wird er auch) und entsprechend, wenngleich ungerechterweise, erfolgreich vermarktet. Die qualitativ hochwertigen Werke, welche eh immer die Minderzahl bilden, gehen dadurch verloren. Davon ist auch der Black Metal natürlich nicht verschont. Diese Freiheit (Veröffentlichung, Presse, Propaganda) ist also ein großes Übel, denn es lässt den Pöbel und die Ausbeuter regieren.


Alle Wintermoon-Veröffentlichungen wurden mit einem Schlagzeuger eingespielt und aufgenommen. Daraus schließe ich, dass es Dir wichtig ist, Deine musikalischen Intentionen ohne Hilfe eines Drumcomputers zu verwirklichen. Ist an meiner Schlussfolgerung etwas dran?

Ja, Du liegst richtig, auf einen Schlagzeugcomputer würde ich niemals zurückgreifen wollen, denn es schadete erheblich der Atmosphäre. Weiterhin gilt zu sagen, dass es nicht irgendein Schlagzeuger ist, der mir Beistand leistet, sondern – seit „Chapter I...“ Asagh, dessen Wichtigkeit und Beitrag mit jeder Veröffentlichung zunehmend größer wurde und der spätestens seit „Arroganz“, möchte ich sagen, für Wintermoon unverzichtbar ist.


Es rücken immer mehr Gruppen ins Licht der Öffentlichkeit, die mit dem ursprünglichen Black Metal mit all seiner Roh- und Einfachheit nichts mehr gemeinsam haben. Sie erschaffen sehr anspruchsvolle und künstlerische Werke, die oftmals mit komplexen philosophischen Themen einhergehen (was ich mit einer aktuellen modernen Entwicklung verbinde, der ich skeptisch gegenüber stehe). Wie empfindest Du diese Tendenzen, dass der extreme (Black) Metal immer künstlerischer (lyrisch, gestalterisch und natürlich musikalisch) und dabei auch professioneller wird?

Die Wege, die der moderne Black Metal einschlägt, sprechen mich zum größten Teil nicht an, wenngleich ich einzelnen Vertretern dieser Sparte ihre Qualität nicht abspreche. Er interessiert mich allgemein also nicht.
Ob „professionell(er)“ dabei der richtige Begriff bzw. als positiv zu verstehen ist, bezweifle ich stark. Zwar stimmt es, dass Klangqualität und technisches Können zunehmen, doch wirkt dies der eigentlichen Qualität, der Quintessenz, des Black Metal entgegen.


Da bald ein neues Jahr beginnt, möchte ich von Dir gerne wissen, welche Veröffentlichung Dich in diesem Jahr am meisten berührt und beeindruckt hat und wovon Du am meisten enttäuscht warst.

Eine Frage, die ich Dir nur schwer beantworten kann und ungern will, denn (zu) wenig bekomme ich nur noch von den aktuellen Black Metal-Veröffentlichungen mit (aufgrund genannter Missstände und Interessenverschiebung, besser: Horizonterweiterung durch musikalische Aufgeschlossenheit). Wenngleich kein Black Metal, doch die Seelen dessen Hörer durchaus ebenso ansprechen könnend, ist das Debüt Nachtreichs, „Von Dornen & Selbstmord“, und zugegebenermaßen „Arroganz“ (soviel zur Titelwahl...). Zumeist vergnüge ich mich mit älterem Material, womit Du Dich mit dieser unzureichenden Antwort begnügen musst.


Bei den, von Dir angesprochenen Nachtreich, handelt es sich im eine Folk-Gruppe. Meinst Du mit „Horizonterweiterung“ das Erschließen anderer Musikstile, welche neben dem Black Metal Dein Innerstes ansprechen und berühren? Und wenn ja, was gibt es da noch außer dem Folk?

Ja, Du beschreibst es sehr richtig. Folk und Akustikmusik im Generellen sind für mich wichtige Sparten, sei es nun skandinavisch oder irisch. (Für Nachtreich ist “Folk” im Übrigen wohl nicht die richtige Bezeichnung. “Melodramatische, melancholische Klangästhetik” deutet vielleicht am besten ihren Stil an.) Da sind aber auch vereinzelte Sachen aus Metal, progressivem/alternativem Rock, Ambient und Klassik.


Folk ist mit Ambient zurzeit recht beliebt innerhalb des Black Metals. Da Du selbst davon gesprochen hast, interessiert es mich, wie Du Dir das erklärst.

Folk fand recht früh Einzug in den Black Metal; man erinnere sich an Ulver und Enslaved. Musikalisch ist Folk, wie auch Ambient, (oftmals) sehr dem Black Metal verwandt, und die Symbiose kann sich bekanntlich (vereinzelt) hören lassen. Thematisch ist es wohl schwelgende Romantik in der Mythologie mit ihren kriegerischen Göttern und der Naturbezogenheit (so bspw. auch Tolkien) Tradition und Mystik, was zudem gerne als Gegenstück zum Christentum genommen wird. Allerdings stehe ich dem, wie erwähnt, sehr kritisch gegenüber.


Was wird uns bezüglich Wintermoon die Zukunft bringen, ist bereits irgendetwas in der Planung?

Zukunftsprognosen kann und will ich hier nicht geben, denn wenn Zukunft eins ist, dann: ungewiss.


Wie es sich gehört, überlasse ich Dir an dieser Stelle das letzte Wort.

Ich danke Dir, Aceust, dass Du mich hier hast ausführlich zu Wort kommen lassen und fühle mich durch dieses Gespräch geehrt, zumal ich weiß; Deine Gespräche sind rar und somit sorgfältig gewählt. Ein Lob sei Dir ausgesprochen für Hateful Metal, mit dessen Existenz Du noch die alten Werte verfechtest und die Tradition bewahrst.