Fieber heißt die neue Veröffentlichung Animo Aegers, die zwei Jahre nach dem tollen Debütalbum Impuls nun auf die Menschheit losgelassen wird. Gelistet wird Fieber
zwar als Minialbum, kommt aber dennoch auf knapp 39 Minuten Spielzeit.
Minialbum deshalb, weil es sich nur bei den ersten fünf Titeln um
neues Material handelt. Die beiden letzten Lieder sind zwei ältere
Rehearsal-Stücke.
Schon gleich im ersten Stück Die Gedanken ans Gefüge merkt und hört man die Veränderung. Der Klang ist wesentlich professioneller als auf Impuls. Die Instrumente ertönen lauter und klarer, zudem auch weniger dünn und rau. Aber dies ist nicht die einzige Neuerung. Auf Fieber gibt es in verschiedenen Abstufungen zahlreiche unverzerrte Stimmen zu hören. Dies ist für Animo Aeger zwar kein Novum, in dieser Ausprägung aber dennoch neu. Gleich am Anfang von Die Gedanken ans Gefüge
bekommt man verzerrten Kreischgesang sowie Klargesang gleichzeitig zu
hören, was sich sehr wahnsinnig und eindringlich, abgefahren und
verstörend anhört. Aber nicht nur gesanglich ist das Lied vielfältig
und wahnwitzig, auch die instrumentale Darbietung ist abwechslungsreich
und reicht von ruhigen und atmosphärischen Akustikgitarrenparts bis
hin zu schnellen sowie aggressiven Ausbrüchen.
Ein wesentliches Merkmal dabei sind die Gitarren. Es gab ja bereits auf Impuls viele großartige Riffs und Melodien zu hören, die Tiefgang und Gänsehautcharakter haben. Auf Fieber
ist es nicht anders, es gibt in jedem Lied wunderbare Gitarrenläufe zu
hören, die sowohl zum Augen schließen und träumen verführen als auch
kraftvoll zupackend und energisch sind. Da der Klang im Vergleich zu Impuls
wesentlich druckvoller und klarer ist, wirken die vier neuen
Kompositionen (bei ... ist lediglich Stille zu hören) zudem auch sehr
modern, manchmal regelrecht progressiv. Denn es ist ständig etwas in
Bewegung, der Gesang ist wie gesagt überaus variabel. Klargesänge
wechseln sich mit Kreischgesang und manchmal sogar tiefem, kehligem
Death-Metal-Gegurgel ab. Monotonie und Eingängigkeit gibt es im Grunde
nicht, auch wenn es natürlich vereinzelt geradlinige Passagen gibt, so
lebt die Musik auf Fieber doch von der lebhaften Veränderung - ohne jedoch zu überladen zu sein. Zudem spielen Animo Aeger auf Fieber geschickt mit unterschiedlichen Stimmungen, die innerhalb von kurzer Zeit durch Gegensätze aufgelöst werden. In Schabe und Kolkrabe teilen sich das Weltenende
gibt es beispielsweise eine fröhliche und melodisch lebhafte Passage
mit sonnigem Klargesang, was sich sehr positiv anhört, fast schon ins
Schunkelhafte geht, um nur wenig später von einer düsteren, schweren
und melancholischen Passage abgelöst zu werden.
Die vier (bzw. fünf) neuen Lieder zeugen von großartigem
Dark/Black Metal mit jeder Menge verstörendem Wahnsinn und großartigen
Melodien. Animo Aeger haben zweifelsohne ihren eigenen Stil, doch brauchen sie sich hinter Größen wie etwa Bethlehem (die ohnehin stark nachgelassen haben) oder auch Nocte Obducta
nicht im Geringsten zu verstecken. Die beiden Rehearsal-Stücke runden
den überragenden Gesamteindruck angenehm ab, da man hier noch sehr
schön das Rohe und Ungeschliffene früherer Tage spürt - was natürlich
ein wenig an Impuls oder auch Wolfsvisionen
erinnert. Ich bin überrascht, wie gut es funktioniert, sich klanglich
so professionell weiterzuentwickeln. Im Vorfeld wäre ich skeptisch
gewesen, da ich auch das Wüste und Rohe von Impuls sehr zu schätzen weiß. Animo Aeger haben also alles richtig gemacht und Fieber ist ein vielschichtiges und stimmungsreiches Werk, das wohl für viele neue Hörer sorgen dürfte.
9/10
Aceust
01. Die Gedanken ans Gefüge
02. Heufeuer: Man war gewarnt
03. Schabe und Kolkrabe teilen sich das Weltenende
04. Zweifel
05. ...
06. Der letzte Diamant
07. Spuck mich ins Nirgendwo!
http://www.ashenproductions.net/animoaeger.html
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