24.10.2011

Funeral In Heaven / Plecto Aliquem Capite - Astral Mantras of Dyslexia | 2011 | Dunkelheit Produktionen | Vinyl | Black Metal


Astral Mantras Of Dyslexia ist der Name dieser Vinyl-Split zweier Gruppen aus Sri Lanka. So ungewöhnlich die Herkunft ist, so ungewöhnlich ist zum Teil auch die musikalische Darbietung. Die A-Seite belegt Funeral In Heaven, eine 2003 gegründete Band die aus sechs Musikern besteht. Die B-Seite wird von Plecto Aliquem Capite beansprucht, welche mir mal die 2008er Demo Atrocities geschickt haben. Da diese Demo ziemlich abgefahren war, konnte ich also erahnen was mich mit dieser Split in etwa erwarten würde.

Zunächst aber zu Funeral In Heaven. Deren Musik ist nicht leicht einzuordnen. Das erste der drei Lieder ist eine lange Instrumentalnummer, die volkstümliche Musik aus Sri Lanka wiedergibt. Neben dem bekannten Cello (welches wunderbar gespielt wird) sind auch traditionelle Instrumente wie das Yak Bera und Thabla (Trommelinstrumente) zu hören. Es ist ein wunderschönes und sehr atmosphärisches, ja geradezu spirituelles Lied, das alleine schon zum Kauf der Split ausreicht. Auf diesen wunderbaren Einstieg folgt dann das mit über 12 Minuten nur wenig längere metallische Lied Bandhana. Dieses beginnt langsam, ruhig und mittels leicht melodischer Gitarre. Irgendwann kommt verzerrter Gesang hinzu, während sich an der Instrumentalisierung wenig ändert. Der Rhythmus bleibt langsam und die Harmonien der Saiteninstrumente verändern sich wenig. Man könnte dies als schleppenden Black Metal bezeichnen, der für den einen atmosphärisch, für den nächsten depressiv ist. Wie dem auch sei, düster und melancholisch ist die Atmosphäre in jedem Fall. Auch wenn in dem Lied recht wenig passiert, gefällt mir vor allem das Zusammenspiel von Kreischgesang und den Gitarren sehr gut, die zusammen punktuell sehr hochkarätige Momente haben. Das abschließende Buddhang Saranang - Thapas tribute. ist ziemlich abgefahren und völlig anders als die beiden Stücke zuvor. Wenn ich richtig liege, sind hier wieder die sri-lankischen Trommelinstrumente mit einer sehr rockigen Gitarre zu hören. Dazu auch mal ein ins Mikrophon platziertes Husten oder sonore aber heisere Chorgesänge. Es ist ein merkwürdiges aber liebenswürdiges Lied. Am besten lässt es sich wohl als düsterer sri-lankischer Rock beschreiben, was positiv gemeint ist.


Nach der sehr interessanten  A-Seite folgt nun Plecto Aliquem Capite. Deren Demo Atrocities überaus extrem und abgefahren war. Seitdem sind ja einige Jahre vergangen und es gab zwischenzeitlich auch einige weitere Veröffentlichungen von Plecto Aliquem Capite. Ich war also auf die Entwicklung sehr gespannt! Mit Lament beginnt die B-Seite jedenfalls überraschend ruhig. Es ist eine instrumentale Einleitung, die der von Funeral In Heaven atmosphärisch nicht unähnlich ist, und für deutsche Ohren womöglich auch ein wenig exotisch wirkt. Im folgenden Stoned Guru Ramblings wird es dann allerdings extrem und experimentell. Das Schlagwerk und die Gitarre ertönen sehr langsam, schleppend und tragend, während man mit der verzerrten Stimme wilde Effekte macht, sodass die Stimme oft gar nicht mehr als solche zu erkennen ist und nur noch als Geräusch ausgemacht werden kann. Irgendwann nimmt das Schlagwerk an Fahrt auf und wird schneller, und der Gesang, sofern man ihn noch als solchen bezeichnen kann, wird noch extremer: Gegurgel, Gekreische und kranke Geräusche dringen aus den Lautsprechern hervor. Klingt irgendwie nach einer abgefahrenen Mischung aus Noise Grind und Noise Black Metal. Mir gefällt es verdammt gut, auch wenn die meisten jetzt wohl ausschalten würden. Auf dieses überaus verstörende Lied folgt dann Cemetary Of The Deep, welches zwar auch total abgefahren aber nicht ganz so extrem ist, da auch hier wieder mit gequälten Stimmen herum experimentiert wird, das Lied insgesamt aber weniger experimentell ist. Ich glaube, ich habe selten eine so kranke Band wie Plecto Aliquem Capite gehört. Und ich kann auch nicht ansatzweise nachvollziehen, wieso man die Band oft als Depressive Black Metal schimpft. Das was die Jungs da spielen ist Black Noise Grind oder ähnliches. Vielleicht macht es Leute ja depressiv, die sich das anhören und dann daran kaputt gehen, weil sie nicht damit fertig werden. Jedenfalls habe ich selten Krach in solch einer edlen musikalischen Form gehört. Wahrscheinlich werden sich vor allem Noisegrind-Leute hierrüber freuen oder einfach Wesen, die gerne sehr abgefahrene Musik mit viel Krach hören. Beendet wird die Split LP mit dem Titel Crestfallen: Immolating Shakthi, den Funeral In Heaven und Plecto Aliquem Capite gemeinsam eingespielt haben.


Astral Mantras Of Dyslexia ist eine großartige Split LP mit zwei sehr unterschiedlichen Gruppen, die beide absolut überzeugend sind. Vor allem Plecto Aliquem Capite ist sehr verstörend und absolut masseninkompatibel. Man kann diese Musik entweder nur lieben oder hassen, ich bin jedenfalls total von dieser Platte infiziert. Wer sich dennoch unsicher ist, kann auf der Seite von Dunkel Produktionen mal in das gemeinsame Lied Crestfallen reinhören. Die Platte erscheint im Dezember und Vorbestellungen werden bereits angenommen.


10/10
Aceust

FUNERAL IN HEAVEN
01. Transmigrations into eternal submission (of altered consciousness)
02. Bandhana (Gatahaththey kathaa wasthuwa)
03. Buddhang Saranang - Thapas tribute.

PLECTO ALIQUEM CAPITE
04. Lament
05. Stoned guru ramblings
06. Cemetary of the deep
07. FIH / PAC - Crestfallen: Immolating Shakthi

http://www.dunkelheit-produktionen.de/

Haemoth - In Nomine Odium | 2011 | Debemur Morti | CD | Black Metal

Sechs Jahre lang war es still um Haemoth, sieben Jahre liegt sogar das letzte Album Vice, Suffering & Destruction zurück. Nun meldet sich das französische Duo mit dem neuen Album In Nomine Odium zurück. Erscheinen wird das Album am 11. November und ob sich das Warten bis dahin lohnt, wird an dieser Stelle geklärt.

Haemoth waren noch nie für liebliche Klänge oder anspruchsvolle, verschachtelte Strukturen bekannt. Haemoth war schon immer roher und hasserfüllter Black Metal. Daran hat sich auch in den sechs Jahren der Stille nichts geändert. In Nomine Odium ist klanggewordener, unverfälschter und kalter Hass. Die Gitarren sind wieder stark verzerrt und grell, der Kreischgesang gleichfalls stark verzerrt und hochgradig böse und giftig. Im direkten Vergleich zu Vice, Suffering & Destruction ist das neue Album wesentlich härter und übler. Kalte Raserei herrscht hier vor.

In Nomine Odium ist ein hochgradig fieses Black-Metal-Album, welches spielerisch als auch klanglich einfach nur Negativität verkörpert und ausstrahlt. Es gibt absolut nichts aufhübschendes, keine melodischen Spielereilen oder Passagen, nur roher, greller und hasserfüllter Black Metal ist zu hören. Auch wenn die Spielweise Haemoths geradlinig ist, sind die rasanten Riffs durchaus alles andere als plump und auch Schlagwerker Syht geht mit seiner technisch anspruchsvollen Spielweise in die Vollen. In Nomine Odium ist ein Album, welches bei einigen Leuten sicherlich für Kopfschmerz sorgen wirkt, so rigoros grell und derbe ist es. Haemoth sind sich absolut treu geblieben und kotzen hier zerstörerischen und absolut kompromisslosen Black Metal aus, der in erster Linie zwar laut, heftig und grell ist, beim genaueren Hinhören aber viele gute Details beherbergt. Gerade auch dann, wenn Haemoth mal das Tempo drosseln und eine kurze Verschnaufpause einlegen. Wer also auf kompromisslosen Black Metal steht, kann sich auf das Veröffentlichungsdatum freuen. Schöngeister, die Ästhetik in der Form von ausgefeilten atmosphärischen Arrangements brauchen, haben hier ganz klar verloren. Aber dies macht eigentlich auch schon der Albumname deutlich, der ganz klar auch für den musikalischen Inhalt steht. In Nomine Odium ist kalter, hasserfüllter und gnadenloser Black Metal, der spielerisch als auch klanglich absolut überzeugt.


8/10
Aceust

01. Odium
02. Slaying the blind
03. Demonik omniscience
04. Spiritual pestilence
05. Disgrace
06. Son of the black light
07. ...and then came the decease

Livsnekad - Nostalgisk Katarsis | 2011 | Art Or Propaganda | CD | Death / Doom

Nostalgisk Katarsis ist keine neue Veröffentlichung, sondern die neu eingespielte Debüt EP Köttets Och Sinnets Biografi mit Bonusstück. Livsnekad waren mit dem Klang der EP nicht zufrieden und nutzen die Veröffentlichung von Nostalgisk Katarsis nun dazu, ein altes Kapitel zu schließen um mit einem neuen zu beginnen. Wohin die Reise gehen wird, weiß ich nicht, mir ist auch das 2009 erschienene Album Den Sociala Vanförheten nicht bekannt. Das alles ist hierfür aber auch nicht so wichtig. Nostalgisk Katarsis umfasst zwar nur vier Stücke, kommt aber dennoch auf die beachtliche Gesamtspielzeit von über 51 Minuten.

Obwohl ich Livsnekad bisher nicht kannte, ich also keine Vorstellung von der Musik haben konnte, war ich dennoch vom Inhalt der CD überrascht. Irgendwie hatte ich depressiven Black Metal erwartet, doch stattdessen ist eine schwere Mischung aus Black Metal und Death / Doom zu hören. Den Anfang macht Bered Mig Den Väg. Es ist eine langsames und atmosphärisches Doom Stück mit einem kehlig und düster singenden Ulf Nylin, der mir schon bei Korpblod sehr gefiel. Bered Mig Den Väg ist jedenfalls düster, melancholisch, lang, langsam und schwer aber trotzdem atmosphärisch; es sind sehr schöne Melodieführungen zu hören. Der anfänglich tiefe, death/doomige Gesang von Ulf geht im Mittelteil kurzweilig ins depressive Gekreische über, das krächzend und heiser wirkt - und für einen guten sowie stimmigen Kontrast sorgt.

Jag Är Levande Död ist atmosphärisch ein ähnliches Lied, das düsteren aber atmosphärischen Death/Doom bietet. Mit dem dritten Stück endet die ursprüngliche EP. Es ist abwechslungsreicher, besitzt verschieden geartete Passagen, die vom drückenden Death/Doom über atmosphärische Klarparts bis hin zu eindringlicher Raserei reichen. Das Bonusstück Fobisk Sälta ist mit 17 Minuten das mit Abstand längste Lied und gleichfalls abwechslungsreich. Es gibt wunderbare sphärische Momente, kraftvolle Arrangements und auch Klargesang zu hören.

Nostalgisk Katarsis ist eine sehr schöne Veröffentlichung, die wunderbar gespielten Death/Doom mit einer Prise Black Metal beinhaltet. Nostalgisk Katarsis ist streckenweise schön atmosphärisch aber ebenso auch schwer und beklemmend und phasenweise sogar sehr kraftvoll, was mir gut gefällt. Insgesamt ist Nostalgisk Katarsis eine überaus runde und in sich stimmige Veröffentlichung, die nur zu empfehlen ist.


8/10
Aceust

01. Bered mig den väg
02. Jag är levande död
03. En fägrad kärlek; en vissnad begivenhet
04. Fobisk sälta

10.10.2011

Reign In Blood - Diabolical Katharsis | 2011 | Black Hate Productions | CD | Black Metal

Diabolical Katharsis ist das bereits 2009 auf Kassette veröffentlichte Debütalbum, welches nun im Digipak einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. Reign In Blood entstand aus dem Niedergang von Dunkelgrafen heraus und es entstand zunächst eine Split-Demo mit Infernal Regency, einer weiteren Band des Dunkelgrafen.

Das aktuelle Debütalbum Diabolical Katharsis lässt sich als schnörkellöser und kalter Black Metal mit Bezug zu den alten Tagen der 80er und frühen 90er umschreiben. Das Tempo ist zumeist hoch, die Riffs ertönen flink und spielfreudig und der Kreischgesang kommt bissig und giftig. Reign In Blood verharren aber nicht in einfacher Raserei, es gibt zahlreiche Breaks, Tempovariationen und vielfältige Strukturen, die für ein gesundes Maß an Abwechslung sorgen. Das Schlagwerk wurde sehr abwechslungsreich gespielt, was auch für die Gitarren gilt, die gerne auch mal schön dreckige Oldschool-Riffs schmettern oder sich zu einem verzerrten Soli verleiten lassen. Auf Diabolical Katharsis herrscht aber nicht nur rohes Tempo vor. In Creative Spirit zeigen sich Reign In Blood von einer melodischen und langsamen Seite, trotzdem lässt sich sagen, dass sich die Band auf geradlinigen Black Metal konzentriert hat. Atmosphärische Spielereien, wie irgendwelche Keyboard- oder Ambientüberleitungen fehlen gänzlich, was mir gut gefällt. Diabolical Katharsis ist von Anfang bis Ende lupenreiner Black Metal im Zeichen des Gehörnten. Dann und wann gibt es auch sehr dezent gehaltene thrashige Anleihen zu hören, was dem Ganzen eine angenehme Abrundung verleiht. Spielerisch und atmosphärisch gibt es an dem Album nichts zu bemängeln, lediglich der Klang ist mir manchmal eine Spur zu reich an hohen, hellen Tönen.

Diabolical Katharsis ist ein gutes und vor allem zeitloses Album ohne schnick schnack, dessen Neuauflage auf CD absolut berechtigt ist. Das Album erscheint am 21. Oktober und ist allen Freunden des ungeschönten, unpolierten und direkten Black Metals zu empfehlen.


7,5/10
Aceust

01. Rib shall rise
02. Bless the unholy flesh
03. Realization (...into the coat of night)
04. Kill your god
05. Creative spirit
06. Diabolical Katharsis
07. Symphony of death
08. Fog on the hill
09. The demon calls

08.10.2011

Fourth Monarchy - Amphilochia | 2007 | Helvete.ru | CD | Black Metal

Amphilochia ist für Geschichtsversessene sicherlich eine interessante Albumveröffentlichung, da es neben esoterischer Themen auch um Byzanz und Paris um 1400 geht. Allerdings sind die Texte alle, bis auf eines das griechisch ist, italienisch, was den Zugang zum Text wesentlich erschwert. Inhaltlich ist Amphilochia also sehr interessanter Stoff. Die musikalische Seite von Fourth Monarchy kann sich gleichfalls sehen und hören lassen. Es handelt sich hierbei um melodischen Black Metal, der klanglich schroff, roh und grell gehalten ist. Das ist auch gut so, denn Fourth Monarchy spart nicht an Melodik in der Form von Riffs, Melodiebögen und Keyboardeinlagen. Mit einem besseren Klang würde das Album womöglich bombastisch und überladen wirken, doch mit dem rohen Klang wirkt Fourth Monarchy ob aller Melodik anständig und erträglich. Das Keyboard etwa ist auch nicht ständig und überall zu hören, man hat sich schon überlegt, wann und wo es passt und es entsprechend platziert. Ich empfinde die Keyboardeinlagen jedenfalls als gelungen und sie passen auch gut zur geschichtsträchtigen Thematik, die angemessen inszeniert werden will. Amphilochia besteht aber nicht nur aus melodischen Arrangements. Es gibt auch jede Menge Geschwindigkeit und damit einhergehende Härte. Diese wechselt sich ab mit melodischen und atmosphärischen Passagen, zum Teil wird Raserei auch mit Keyboard kombiniert.

Obwohl ich grundsätzlich kein Freund von melodischem Keyboard Black Metal bin, gefällt mir Amphilochia. Denn Fourth Monarchy hat sich eine rohe Klangproduktion ausgesucht und versteht es auch, wenn es sein muss, schön hart und aggressiv aufzuspielen. Amphilochia ist eine vielfältige Scheibe, die 40 Minuten andauert und eine Menge Abwechslung bereit hält. Zu überladen, abwechslungsreich oder verspielt ist das Album dabei aber nicht.


7/10
Aceust

 01. Alkaest
02. La torre di sette torri
03. Al castello
04. Notre Dame. La città gotica
05. Mistica notte di uno stilita
06. Antiochia
07. Il sangue del deicidio
08. Ars naturae ministra (Une aventure esoterique)
09. Aghia sophia

http://www.fourthmonarchy.altervista.org/