01.01.2005

Forgotten Woods - Eine Würdigung






[FORGOTTEN WOODS - Ein Würdigung]



FORGOTTEN WOODS gehören wohl zu jener norwegischen Sorte von Gruppen, die im schier übermächtigen und gleissenden Strahlen von Satyricon, Mayhem, Burzum und Darkthrone in der Versenkung von Nichtbeachtung untergegangen sind. Es ist wohl der ostdeutschen Plattenfirma No Colours Records zu verdanken (nicht nur deshalb, weil sie 2002 die Box mit drei CDs herausbrachten), dass die Norweger um Olav Berland und Rune Vedaa hierzulande letztlich doch noch in einigen Kreisen verdientermaßen Beachtung fanden.

Denn was FORGOTTEN WOODS in den 1990iger Jahren musikalisches geleistet und vollbracht haben, steht dem in nichts nach, was etwa Burzum oder Darkthrone taten, es war nur leiser und weniger medial inszeniert. Auf dem ersten Demo „Through The Woods“ aus dem Jahre 1993 ließen sie bereits ein wenig erkennen, in welche Richtung sich das Ganze entwickeln könnte und sich aus heutiger Sicht ja auch entwickelt hat. Es waren zwar nur drei Lieder auf der Kassette enthalten, allerdings war „Inside the witches cave“ über zehn Minuten lang und besaß lange instrumentale Strecken die teilweise eigenwillig (eben bandtypisch) strukturiert waren. Lediglich der Gesang war auf dem ersten Demoband noch anders als man ihn von den späteren Alben her kennt.

Noch im selben Jahr erschien das zweite gleichnamige Demo. Es war weitaus rauer und räudiger als „Through the woods“. Der Gesang war extrem verzerrt, der Klang grell, schrill und unsauber aber wenn man sich die Mühe macht und trotz der ohrenunfreundlichen Grelle den Melodien der Gitarren zuhört, wird einem schnell klar das FORGOTTEN WOODS von Anfang an ihren eigenen wunderbaren Stil hatten.
FORGOTTEN WOODS sind stilistisch wohl auch zu den Vorreitern im düsteren und depressiven Black Metal zu zählen. Malefic von Xasthur wusste dies zu würdigen und spielte speziell für die Vinylversion von „The Funeral Of Being“ (From Beyond Productions, 2003) das Lied „Dimension Of The Blackest Dark“ nach.

Olav und Rune haben nicht nur mit FORGOTTEN WOODS großartige und ergreifende Musik gemacht sondern haben auch gespürt, zur richtigen Zeit die Gruppe zu Grabe zu tragen. 1996, nach dem „As the wolves gather“ erschien, war es aus mit FORGOTTEN WOODS. Um 1998 herum erschienen zwar unter dem neuen Namen JOYLESS noch – zum Teil unbekannte – Lieder aus der alten Zeit. Doch mit der ersten richtigen JOYLESS-Veröffentlichung, der 10“ MLP „Blue In The Face“ ( Lustreless Eyes Productions 1999, 200 Kopien) wurde es klar, dass es endgültig vorbei ist.

Bis heute sind die großartigen Werke und die ungetrübten Erinnerungen daran erhalten. Nicht zuletzt wahrscheinlich auch deshalb, weil Olav und Rune im Gegensatz zu den anderen norwegischen Bands, einen anderen (besseren!) Weg für sich gewählt haben. Wer weiß, vielleicht ist es am Ende sogar gut, dass FORGOTTEN WOODS niemals eine so große Aufmerksamkeit bekommen haben, ihnen blieb eine mediale und kommerzielle Ausschlachtung erspart.

Interview: Fallen Yggdrasil


HATEFUL METAL: Hallo Simon,vor einem halben Jahr ist euer Debütalbum "Building up a ruin to come" erschienen. Nun, mit etwas Abstand dazu. Bist Du zufrieden wie die CD bei den Leuten angekommen ist und seid ihr als Band es auch?


FALLEN YGGDRASIL: Hi, ich bin nach wie vor zufrieden mit der CD – obwohl ich sie im Moment echt nicht mehr hören kann. Das hat aber weniger mit der Qualität der CD zu tun, als damit, dass ich mir die Scheibe über einen Zeitraum von mehreren Wochen jeden Tag mehrmals angehört habe, weil ich sie so cool fand, haha. Nach dem ich sie nun vermutlich an die 400 mal angehört habe und wir die Songs ja auch noch häufig live spielen, bin ich für's erste etwas „gesättigt“... Aber es spricht vermutlich für die Platte, beziehungsweise zumindest für meine Zufriedenheit damit, dass es so lange gedauert hat, bis dieser Zustand eingetreten ist. Bei vielen anderen Cds reicht mir dazu ein halber Durchlauf aus, haha. Natürlich gibt es, um auf Deine Frage zurückzukommen, so ein paar kleinere Sachen, die ich nun mit etwas Abstand doch gerne etwas anders gemacht hätte, aber das ist jetzt eh unerheblich, es bringt nichts, sich darüber zu ärgern. Die Reaktionen der Leute waren für uns sehr zufrieden stellend, obwohl es natürlich die ganze Bandbreite an Reaktionen gab, von schlechten, über mittelmäßige, bis zu euphorischen Kritiken. In der Zwischenzeit kann man ein erstes Fazit ziehen, und da können wir unter'm Strich sehr zufrieden sein, die guten und sehr guten Kritiken überwiegen bei Weitem, die Klatschen beschränken sich auf ein paar Ausnahmen. Wir werden demnächst sämtliche Reviews, also nicht nur die Jubelkritiken, sondern auch die paar Ausreißer nach unten, auf unserer Homepage gesammelt haben, also falls sich jemand einen Eindruck von den Pressereaktionen bilden will, kann er das da tun.



Die auffälligste Veränderung zu der MCD „In no sense innocence„ ist ja Dein Gesang, der so erst einmal gewöhnungsbedürftig war. Weshalb dieser Schritt?



Mir erschien der Gesang auf „In no sense...“ im Nachhinein einfach teilweise zu stumpf. Das hat auch ein bißchen daran gelegen, dass ich, als ich im Studio an die Reihe kam, nicht mehr viel Zeit hatte & die Sachen darum auf Sicherheit eingesungen habe. Das Ergebnis hat mir mit zunehmendem Abstand aber immer mehr missfallen. Das heißt nun nicht, dass ich die Vocals schlecht finde, aber es war nicht unbedingt das, was ich eigentlich gewollt hatte. Deswegen habe ich bei „Building...“ mehr darauf geachtet, die Vocals variabler zu gestalten. Das Ganze sollte erstens dazu dienen, die Gesangslinien besser rüberzubringen, außerdem stand für mich eher das Ziel im Vordergrund, den Liedern Emotion zu geben, nicht unbedingt das, was man gemeinhin als „Brutalität“ bezeichnen würde. Letzten Endes lief es darauf hinaus, dass die Vocals naturbelassen klingen, weswegen wir außer an den zwei Stellen, wo wir aus Gründen des Textzusammenhanges verzerrte Vocals benutzen, auf Effekte verzichtet haben. Viele Death Metal Sänger heute klingen ziemlich gleich, vielleicht liegt das daran, dass sie im Studio alle dieselben Effekte benutzen, keine Ahnung. Ich wollte statt dessen „echt“ klingen, also so, wie es klingen würde, wenn ich unter der Dusche oder wo auch immer ein Yggie – Liedchen vor mich hinbrüllen würde, haha. Meiner Meinung nach geht das Ganze in die Richung der frühen Tage des Death Metal, als man jede Band noch sofort am Sänger erkennen konnte. Relativ häufig wurde der Gesang zum Beispiel mit dem der alten Tiamat verglichen, ein Vergleich mit dem ich persönlich sehr gut leben kann. Es war uns aber bewusst, dass wir damit angesichts der Erwartungen, die viele Leute heute an Death Metal – Gesang haben, ein gewisses Risiko eingehen, und Vagelis Maranis, bei dem wir aufgenommen haben, hat auch an mehreren Stellen gesagt: „Hei Alter, das ist kein richtiger Death Metal mehr, was Du hier machst – die werden Euch zerreißen“.



Ja, an älteren Death Metal à la Dismember hatte mich Dein Gesang auch ein wenig erinnert. Dann ist also mit diesem naturbelassenem Gesangsstil auch weiterhin zu rechnen?


Ja, auf jeden Fall. Während der letzten Proben habe ich aber auch wieder vermehrt tiefer gesungen, es ist also möglich, dass auf der nächsten Platte auch wieder die eine oder andere Gesangspassage mit Vocals der Marke „In no sense...“ sind. Aber auch die werden ohne größere Effektunterstützung auskommen. Aber ich werde vielleicht wieder einzelne Passagen mit einem richtig krassen Effekt machen, so wie diese kurze Stelle bei dem Song „Babylonian prayer “, wo wir diese extreme Verzerrung drauf haben. Aber das werdet Ihr dann ja auf der nächsten Platte hören ...



Du hast vorhin bereits das breite Spektrum der Reaktionen zur neuen CD und speziell auch dem Gesang angepsrochen. Gab es also auch Stimmen die dem alten Gesang nachgetrauert und eure CD deshalb zerrissen haben?


Insgesamt wurde der Gesang in den Reviews sehr häufig thematisiert, was ich persönlich schonmal sehr positiv finde. Denn, mal ehrlich: In der Regel ist bei Besprechungen von Death Metal Cds der Gesang so ziemlich das Letzte, worüber konkrete Aussagen gemacht werden – das geht oft so nach dem Motto: Wenn der Rezensent nicht explizit was drüber schreibt, dann ist es halt das übliche. Insofern fand ich gut, dass wir offensichtlich auch in dieser Hinsicht etwas Eigenes machen, so dass der Gesang für wert befunden wurde, eigens erörtert zu werden. Allerdings gingen die Meinungen dabei zum Teil weit auseinander, die Mehrheit fand ihn sehr gut, aber es gab wie Du vermutet hast auch ein paar „Klatschen“ in meine Richtung. Das RockHard hat uns sogar ausdrücklich wegen des Gesangs einen halben Punkt abgezogen. Aber wie gesagt: Es war uns klar, dass der Gesang einige Leute irritieren wird. Was mich persönlich aber zum Teil, das gebe ich ehrlich zu, etwas gekränkt hat, waren die ein bis zwei Rezensionen, in denen mir unterstellt wurde, ich könnte nicht tiefer oder „brutaler“ singen. Das fand ich nun nicht so nett, denn die Kollegen sind einfach davon ausgegangen, dass ich ja eigentlich so oder so klingen wollte, es aber nicht kann. Auf die Idee, dass der Gesang so klingen sollte, wie er auf der Cd ist, sind sie nicht gekommen. Wenn wir gewollt hätten, dass er anders klingt, dann hätte ich einfach anders gesungen ... Im Übrigen: Selbst angenommen ich könnte nicht „brutaler“ singen und wir hätten trotzdem genau das gewollt - dann hätten wir einfach die entsprechenden Effekte drauf machen können und voilá. Aber wie gesagt: Die Kritik am Gesang war zu erwarten und sie ist auch vollkommen ok, denn man kann da auf jeden Fall geteilter Meinung sein und gerade für diejenigen, die die vorige Platte kennen ist der Unterschied schon auffällig. Da wir aber in der absolut überwiegenden Zahl sehr gutes Feedback darauf bekommen haben, war es wohl schon gut so.



Was hat es mit dem Namen „Building up a ruin to come“ auf sich? Steckt da ein ganz spezieller Gedanke hinter oder lässt diese Bezeichnung jedem Hörer selbst seine eigene Interpretation zu? Wenn ich mir die Liednamen anschaue, steckt hinter dem Werk nicht wirklich eine konzeptionelle Absicht, oder?


Richtig, wir hatten nicht die Absicht, ein Konzeptalbum zu machen. Die Lieder handeln von komplett anderen Dingen und das einzige, was sie verbindet, ist, dass ich die Texte geschrieben habe und alle Texte meine Sicht der Dinge widerspiegeln. Wenn es also auf de Platte ein Konzept gibt, dann müsste es „Simon's world“ heißen, haha. „Building up a ruin to come“ handelt einfach davon, dass man oft Dinge beginnt, von denen von vornherein schon klar ist, dass sie zum Scheitern verurteilt sind. Es geht also im weitesten Sinne um vergebliche Bemühungen, enttäuschten Idealismus, vielleicht sogar die Sinnlosigkeit menschlichen Strebens schlechthin. Womit konkret er diesen Rahmen, den der Text vorgeben soll, füllt, bleibt jedem Hörer aber selbst überlassen.



Ihr seid auf der Suche nach einem neuen Gitarristen. Weshalb ist der alte ausgestiegen und wie ist der derzeitige Stand der Dinge?


Dennis hatte offenbar zunehmend Zeitprobleme und konnte deswegen nicht mehr das
Tempo mitgehen, dass die Dynamik der Band vorgegeben hat. Es gab deswegen zeitweilig ein paar kleinere Missstimmungen in der Band und letzten Endes haben wir uns dann eben voneinander getrennt. Das Ganze war aber keine dramatische Sache, von den genannten kleineren Verstimmungen im Vorfeld abgesehen, ging das alles absolut „sauber“ und freundschaftlich über die Bühne. Jetzt suchen wir halt – mal wieder – einen neuen Gitarristen. Getan hat sich in der Hinsicht bisher noch nichts. Machen wir uns nichts vor: Die Band verlangt schon einiges von ihren Mitgliedern, gerade auch was den Zeitaufwand anbetrifft. Wohl über die Hälfte aller Wochenenden im Jahr gehen teilweise oder komplett für Konzerte und Proben drauf – und wenn man diese Zeit, aus welchen Gründen auch immer, als „Opfer“ empfindet und nicht als „Gewinn“, dann hat das keinen Wert. Aber vielleicht fühlt sich ja einer Eurer Leser berufen? Also wer denkt, dass ihn der Posten interessieren könnte, der sollte mir einfach eine Mail schicken, dann kann ich ihm weitere Infos geben. Aber gleich vorweg: Geld wird man mit der Band nicht verdienen – eher im Gegenteil - , aber dafür können wir ein gutes Bandklima, eine Menge Spaß und coole Erlebnisse bieten...



Glaubst Du echt, dass jemand mit der Intention an die Sache herangeht, am Ende des Monats eine gefüllte Brieftasche zu haben? Kann ich mir ehrlich gesagt gar nicht vorstellen, aber das passiert mir ja öfters mal…


Ich glaube auch nicht, dass jemand mit einer Band wie uns unbedingt die große Kohle verbindet – dazu hat es sich wohl weit genug rumgesprochen, dass Bands des extremen Sektors nur in den wenigsten Fällen wirklich viel Geld verdienen. Und das gilt auch für Bands, die weit, weit bekannter sind als wir. Aber ich könnte mir schon vorstellen, dass jemand die Vorstellung hat, dass wir das Geld aus der Bandkasse in regelmäßigen Abständen an die Mitglieder auszahlen. Dem ist aber kaum so: Was reinkommt, wird in der Regel wieder investiert oder geht für laufende Kosten drauf. Unter'm Strich zahlen wir sogar alle drauf, denn Fahrtkosten zum Proberaum und ähnliches trägt jeder selbst... Aber hei: Jedes Hobby kostet Geld. Und wenn wir Fallen Yggdrasil auch von der Einstellung her sehr professionell betreiben, dann bleibt es alles in allem trotzdem „nur“ ein Hobby, von dem wir nie werden leben können. Und das ist ja auch nicht wichtig. Jemand der gesteigerten Wert darauf legt, mit der Band die große Kohle zu scheffeln, würde vermutlich auch von der generellen Einstellung her nicht zu uns passen. Aber mal Gegenfrage: Wie darf ich denn den letzen Satz Deiner Frage verstehen ??? ;-)



Es kommt öfters mal vor, wo ich in der Annahme bin, wenn etwas für mich klar und selbstverständlich ist, dass es für alle anderen auch so sein muss. Doch das ist manchmal gar nicht so selbstverständlich und ich wundere mich dann.
Kannst Du schon was zu neuem Material sagen? Seit ihr am Schreiben und Proben oder lasst ihr euch da einfach noch etwas Zeit?


Wir sind fleißig am Proben, was unter den uns gegebenen Umständen aber eher nach dem Motto „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“ abläuft. Aber es geht doch recht gut voran und ein paar neue Sachen stehen auch schon, so dass wir sie in absehbarer Zeit „am lebenden Objekt“, also live, vorstellen werden. Mal sehen, wie sie bei den Leuten ankommen. Musikalisch wird es, soweit sich das bisher sagen lässt, keine großen Veränderungen geben. Es wird einige Neuerungen im Detail geben, aber an der Marschrute an sich wird sich nichts ändern. Ich denke, wir haben unseren Stil gefunden, der wird nun in absehbarer Zeit wohl nur noch modifiziert, aber nicht mehr radikal umgestellt.



Wie sieht es mit anderen Bands aus, seit ihr ausschließlich in Fallen Yggdrasil aktiv?


Für andere Bands haben wir gar keine Zeit. Es ist so schon so zuweilen schwierig genug, Studium / Job, Privatleben und Band unter einen Hut zu bringen, das kannst Du mir glauben. Ich bin ohnehin der Meinung, dass es besser ist, sich auf eine Sache zu konzentrieren, und die dafür möglichst gut zu machen. Es ist wohl auch so, dass ich generell kein Freund von Nebenprojekten bin. Es gibt ja so Musikergestalten, die in fünf Projekten spielen, die nicht nur irgendwie alle den selben Stiefel spielen – sondern die oft genug auch jedes für sich genommen doch nur durchschnittlich sind. Da Frage ich mich immer, warum die nicht einfach von allen fünf Projekten die jeweils besten Ideen nehmen und daraus EINE richtig gute Band machen. Dem unter der Veröffentlichungsflut stöhnenden Fan wäre damit sicherlich geholfen ...



Da stimme ich Dir zu. Wo Du gerade die Veröffentlichungsflut ansprichst. Was hältst Du denn von diesen vielen Ein-Mann-Bands mit Drumcomputer, oder bekommst Du davon stilistisch bedingt eher weniger etwas mit? Die sind ja vor allem im Black Metal zur Zeit sehr massenhaft vertreten mit ihren Veröffentlichungen.


Da bin ich in der Tat nicht so auf dem Laufenden, weil ich nun nicht gerade Black Metal – Spezialist bin. Aber ganz generell würde ich sagen: Wenn einer keine Band zusammenbekommen kann oder will und deswegen ein Ein – Mann – Projekt startet, dann muss das nicht grundsätzlich falsch sein. Es ist eher die Frage, was dabei herauskommt. Ich mein, das kann ja durchaus musikalisch gut sein, oder? Der Grund, warum solche Ein – Mann – Sachen oft nicht so der Bringer sind, ist wohl eher, dass die betreffenden Einzelmusiker überfordert sind mit den verschiedenen Instrumenten. Wer zum Beispiel keine Ahnung vom Schlagzeugspielen hat, kann wohl kaum einen Drumcomputer gescheit programmieren ...



Das Gründungsdatum von Fallen Yggdrasil liegt ja im Jahre 1996. Warum habt ihr euer Debütalbum aber erst nach acht Jahren gemacht?


Na ja, ganz einfach: Davor wollte uns keine Plattenfirma, haha. Beziehungsweise: Wir haben uns lange Zeit auch erst gar nicht beworben, weil wir uns erst mal selbst beweisen wollten. Und die zarten Kontakte, die es danach zu Zeiten gegeben hat, haben wir durch unseren Eigensinn schon im Ansatz zerstört, haha. Shit happens. Aber auch abgesehen davon gibt es für diese lange Zeit die verschiedensten Gründe, wie zum Beispiel verschiedene Besetzungswechsel, wiederholte Zeiten, in denen wir ohne Proberaum dastanden, und so weiter und so weiter. Dann war es für lange Zeit in unserer Bandgeschichte einfach auch eine finanzielle Frage. So eine Fulllength aufzunehmen kostet einigen Schotter, den muss man erstmal haben, wenn man keine Plattenfirma hat, die einem da was zustreckt. Und da wir als zunächst Schüler, dann Studenten nicht gerade reich betucht sind beziehungsweise waren, war das nicht so einfach. Mal ehrlich: Du darft nicht glauben, dass wir in der Bandkasse genug Kohle gehabt hätten, um damit eine professionelle Fulllength aufzunehmen! Wenn man übrigens genau ist, sollte man die Geburt der Band ein Jahr später ansetzen, denn die Band wurde zwar der Ideen nach 1996 gegründet, aber bis wir uns halbwegs organisiert hatten, war‘s schon 1997. Man könnte also sagen: Gezeugt wurde das Kidchen 1996, aber auf die Welt gekommen ist es erst nach satten 12 Monaten Schwangerschaft.



Wenn ich mir eure Diskographie anschaue, sind die Veröffentlichungen in all der Zeit ja recht übersichtlich. Spielt ihr lieber live auf den vielen Konzerten die ihr gebt, anstatt regelmäßig an neuem Material zu arbeiten?


Ein leidiges Thema, das sich durch die gesamte Bandgeschichte zieht ... Ich bin auch überzeugt davon, dass wir in der Vergangenheit immer viel verschenkt haben dadurch, dass es immer so lange gedauert hat bis zur nächsten Veröffentlichung. Die Gründe dafür liegen neben dem oben geschilderten Geldproblem vor allem zum einen in der Bandgeschichte und zum Andern in den Umständen, unter denen diese Band zu arbeiten gezwungen ist. Was die Bandgeschichte anbetrifft, kann ich's ja kurz machen: Wir haben einfach „traditionell“ bis in die jüngste Vergangenheit eine recht rege Fluktuation innerhalb der Band und jeder Besetzungswechsel hat uns auf's neue zurückgeworfen, weil es einfach viel Zeit und Energie kostet, neue Leute zu finden und einzulernen. Die andere Sache ist, dass wir ziemlich selten zusammen proben können. Wir leben eben einfach nicht alle in der selben Stadt, sondern zum Teil recht weit von einander entfernt. Das bedeutet, dass wir nicht unter der Woche oder spontan proben können. Stattdessen geht das nur am Wochenende – und da haben wir eben oft Konzerte. Auf die Konzerte wollen wir aber nicht verzichten, denn wir identifizieren uns selbst schon sehr stark über unsere Liveaktivitäten. Außerdem ist das in der Zwischenzeit fester Bestandteil in unserem Leben – ohne die vielen Konzerte würde mir vermutlich schon bald die Decke auf den Kopf fallen. Wie dem auch sei: So kommt es eben, dass wir viel mit Tapes arbeiten müssen. Das läuft dann so, dass wir Ideen und neue Songs auf Kassetten aufnehmen und austauschen. Jeder macht sich zuhause dann seine Gedanken dazu und bereitet seine Parts vor, so dass wir, wenn wir das nächste Mal alle zusammen im Proberaum sind, nur noch an Feinheiten und am Zusammenspiel zu feilen brauchen. Dieses System klappt ganz gut, aber es ist schon etwas umständlich und störanfällig.



Wie kommt es eigentlich, dass ihr so selten (oder gar nicht) in der nördlichen Hälfte Deutschlands zu sehen seit?


Das hat glaube ich keinen bestimmten Grund. Ich mein, wir spielen schon auch weiter nördlich, unser Aktionsradius reicht ja durchaus vom Bodensee bis Flensburg, aber unter'm Strich und im Vergleich zu anderen Gegenden Deutschlands sind wir tatsächlich recht selten im Norden. Ich glaube, dass das gar nicht so sehr an uns liegt – es hat sich bisher einfach nicht anders ergeben. Vielleicht befürchten die Gigveranstalter, dass es zu viel kostet, uns von ganz im Süden nach Norden zu holen? Falls irgendwelche norddeutschen Gigveranstalter das lesen sollten: Wir hätten ganz und gar nichts dagegen, in Zukunft noch häufiger im Norden zu zocken, also bei Interesse meldet Euch – und finanziell werden wir uns bestimmt auch einig, haha.



Ich glaube, auf den großen Sommer-Festivals wart ihr bisher noch nicht vertreten. Kein Interesse von eurer Seite oder hat bisher noch nie jemand angefragt?


An Interesse von unserer Seite mangelt es sicher nicht, aber bei den richtig großen Sachen wie meinetwegen Wacken haben wir kaum eine Chance. Da sollte man einfach realistisch sein: Dazu sind wir insgesamt zu unbekannt, bzw. verfügen auch nicht über die Kontakte, die für eine Band unserer Kragenweite nötig wären, um auf so eine Sache zu kommen. Eine Bewerbung macht da also schon von vornherein für uns gar keinen Sinn. Das wäre eher verschwendete Energie – und das Porto für ein Promopaket kann man sich folglich getrost sparen.



Die Festival-Saison beginnt ja in wenigen Monaten. Sind schon erwähnenswerte Auftritte geplant oder gar fest und spruchreif?


Da kann ich dir im Moment leider gar nichts Konkretes sagen, weil noch nichts spruchreif ist. Aber ich denke schon, dass wir zumindest bei den kleineren Events wieder vertreten sein werden. Ich hoffe, dass sich da bald noch das eine oder andere tut.



Weshalb liest man so oft Tübingen im Zusammenhang mit Fallen Yggdrasil? Laut Kontaktseite euer Homepage wohnt dort niemand.


Das ist eine einigermaßen verwickelte Geschichte. Ursprünglich waren wir eine „rein tübinger“ Band, alle Bandmitglieder lebten in Tübingen, der Proberaum war in Tübingen und so weiter. Aber aufgrund von Umzügen und Besetzungswechseln ist es zwischenzeitlich tatsächlich so, dass niemand von uns mehr dort wohnt. Der letzte, der zumindest halbwegs in der Gegend wohnte, war Dennis, der aber ja seit Dezember letzten Jahres nicht mehr dabei ist. Wir sind nun über den gesamten Südwesten verteilt, und auch der Probraum ist schon einige Zeit nicht mehr in Tübingen, sondern in Freiburg ... Somit hast Du also vollkommen Recht: Mit Tübingen haben wir kaum noch etwas zu tun. Trotzdem geistert das mit „Fallen Yggdrasil aus Tübingen“ noch durch die Szene, gerade bei Leuten, die uns schon länger kennen. Es ist für mich persönlich auch nicht unbedingt wichtig, aber es könnte schon sein, dass das zum Teil für Verwirrung sorgt.



Wie bereits erwähnt, existieren Fallen Yggdrasil schon einige Jahre. Wie werdet ihr in Deutschland wahrgenommen? Noch immer als „Underground Death Metal Band“ die für Überraschungen sorgt oder seit ihr inzwischen – vor allem auch nach dem ersten Album – etwas etablierter?


Puh, das ist nicht einfach zu beantworten. Ich persönlich habe im Moment so den Eindruck, dass wir dazwischen stehen mit nach wie vor deutlicher Tendenz zum Underground. Ehrlich gesagt gefällt mir das nicht so sehr weil es weder Fleisch noch Fisch ist. Wenn ich so meine Gefühle im Moment bildlich darstellen müsste, dann würde ich es so tun: Ich bin der Stürmer in einem Fußballverein namens Fallen Yggdrasil. Dieser hat jahrelang mit Erfolg in der zweiten Bundesliga gekickt. Nun stehen wir in der Nähe eines Aufstiegsplatzes und irgendwie schiele ich nach der Bundesliga. Dort werde ich aber gar nicht so richtig ernst genommen, obwohl ich schon dem einen oder anderen Bundesligaverein bei Pokalspielen und in der Hallenrunde ordentlich eingeheizt habe. Außerdem hängt mein Herz doch eher an der 2. Bundesliga, weil ich mich da jahrelang wohl gefühlt habe, einigermaßen erfolgreich war und mich alles in allem ganz gut eingerichtet habe in den dortigen Stadien, mit den dortigen Fans und so weiter.



Simon, ich hoffe meine Fragen waren interessant und haben nicht so gelangweilt. Ich wünsche Dir mit Fallen Yggdrasil für die Zukunft viel Spaß und alles Gute und überlasse Dir an dieser Stelle das letzte Wort.


Hey, das Interview hat Spaß gemacht, hast mir ja ordentlich auf den Zahn gefühlt ... Ich hoffe, Deine Leser werden das Teil mit Interesse lesen. Vielen Dank für die Gelegenheit, uns bei Hateful Metal ausbreiten zu dürfen & ganz speziell „Danke“ für die Mühe, die Du Dir gegeben hast! Wir wissen es sehr wohl zu würdigen, wenn Ihr Schreiberlinge Eure Zeit dafür hergebt, Interviews und Reviews zu verfassen. Und wenn ich manchmal so wie oben geschehen über Reviews meckere, dann darf man das nicht persönlich nehmen. Ich bin eben eine alte Motzkuh und stehe auf dem Standpunkt, dass nicht nur die Presse die Bands kritisieren dürfen sollte, sondern auch die Bands die Presse. „Offener Schlagabtausch zum Wohle der Szenekommunikation“ sozusagen – aber bitte nur verbal, haha.