01.12.2003

Interview: Moredhel





HATEFUL METAL: Sei mir gegrüßt, Nevcairion.
Moredhel ist eine junge Band. Innerhalb eines Jahres habt Ihr zwei Demos aufgenommen und veröffentlicht. Das erste Demo, "Oskorei", beinhaltet nur das gleichnamige Lied und wurde von Euch auf Kassette vertrieben. Klanglich lag ja noch einiges im Argen. Wie ist es zu dem Entschluss gekommen, musikalisch etwas zu unternehmen und wie waren die Proben und letztlich die Aufnahme?


MOREDHEL: Der Entschluss Bandtechnisch etwas zu unternehmen entsprang dem Session Projekt, das ich mit Ein Mensch führte. Bis dato haben wir uns darauf beschränkt seine Gitarrenparts mit Texten zu versehen. Später wollten wir dann die Musik komplettieren, daher sucht

en wir nach geeigneten Leuten. Die erste gemeinsame Probe fand dann Anfang Februar 2003 statt.
Das Oskorei Demo sollte einfach nur unseren Ursprung zeigen. Oskorei war unser erster Song. Zum Zeitpunkt der Demoaufnahme hatten wir auch nur diesen im Repertoire.
Wenn wir dann mal in ein paar Jahren auf unsere Veröffentlichungen zurückblicken, können wir dann von Anfang bis zum jeweilig gegenwärtigen Zeitpunkt die Entwicklung zurückverfolgen.
Die Aufnahme fand im Bandraum statt. Als Aufnahmegerät diente uns ein sehr einfaches altes Kassettenabspielgerät mit Einbaumikrofon, und natürlich alles Mono.



Ich hatte es bereits angesprochen, der Klang ist sehr leise ausgefallen und war sicherlich für Moredhel nicht zufriedenstellend. Davon abgesehen, habt Ihr mit "Oskorei" dass erreicht was Ihr erreichen wolltet oder habt ihr die Aufnahme nur als Probelauf für das zweite und vielleicht erste, richtige Demo angesehen?


Hehe, der leise Klang lag wohl daran, dass ich dir sofort das Mastertape geschickt habe. Das war noch nicht nachbearbeitet. Die endgültige ausgelieferte Tapeversion hatte dann die normale Abspiellautstärke und einen etwas besseren Klang.
Wir wollten mit dem Demo eigentlich nur etwas für uns selbst schaffen. Einen Startpunkt auf den man zurückblicken konnte. Die geringe Auflage lässt sich dadurch erklären, das uns zu dem Zeitpunkt noch niemand kannte, und ich den grossteil der Tapes nur an Bekannte weitergab. Ein paar sind dann noch bei Irminsul und Schwarzdorn gelandet. Außerdem sollte es was besonderes bleiben, und nicht als unendliche Masse verfügbar sein.
Und nein, wir sahen dies nicht als Probelauf.



Ein Sprung zum Zeitalter der Woelfe ist in jeder Hinsicht erkennbar. Musikalisch und klanglich seid Ihr besser geworden aber auch die Aufmachung und Gestaltung ist um ein vielfaches professioneller geworden. Bist Du mit dem endgültigen Ergebnis zufrieden oder gibt es noch Dinge die Du bei künftigen Aufnahmen unbedingt besser oder anders machen möchtest?


Im Großen und Ganzen bin ich mit dem "Zeitalter" Demo zufrieden, abgesehen von der Aufnahme. Diese wird beim nächsten Demo bzw. Album besser ausfallen, da wir gedenken ein Studio aufzusuchen. Jedoch wird die Musik ihre Rohheit beibehalten. Das "Zeitalter" Demo wurde ebenfalls mit dem Tonbandgerät aufgenommen, jedoch haben wir diesmal ein besseres Mikro daran angeschlossen und es so im Raum platziert, dass es die Musik so aufnimmt wie sie klingen sollte, ohne dass einzelne Instrumente zu stark hervortreten. Eine Nachbearbeitung der Daten am PC tat ihr übriges. Einzig das Keyboard ist stellenweise etwas zu laut ausgefallen.
Die Aufmachung gefällt mir ganz gut, obwohl man auch da etwas verbessern kann. Wenn man sich jedoch ins Gedächtnis ruft dass dies ein Demo ist... Manche Alben können solche Aufmachung nicht vorweisen...
Mein Fazit: für ein Demo gut, das Album muss bzw. wird besser werden.



Weshalb habt ihr für Vom Zeitalter der Woelfe die CD als Tonträger bevorzugt und auf das für Demos zumeist übliche Magnetband verzichtet?


Haben wir nicht. Es gab eine auf 25 Stück limitierte Tape-Fassung mit alternativem Cover. Ein paar davon habe ich noch. Die CD ist auf 500 Einheiten begrenzt. CDs lassen sich leichter vervielfältigen als Tapes, und werden von den Käufern bevorzugt.



Vom Zeitalter der Woelfe gibt es 500 Kopien. Ist das nicht für eine noch junge und unbekannte Band eine zu hohe Auflagenzahl?

Die CD Edition ist ja auch dafür gedacht an die breitere Menge verteilt zu werden. Dazu noch die ganzen Vertriebe und Magazine. Die meisten Leute bevorzugen eben die CD. Doch für die Liebhaber und Sammler habe ich eine kleine Tape Reihe erstellt. Außerdem haben wir eine große Zahl verschenkt. Die Anzahl von 500 war nötig, um die Unkosten in vernünftigen Maße zu decken. Ich will mit der Musik ja nicht reich werden, aber verarmen soll sie mich auch nicht, he he.



Ja, die Aufwendungen sollten schon halbwegs abgedeckt werden. Sieht es denn danach aus, dass die CD in absehbarer Zeit ausverkauft sein wird - und wenn ja, wird es dann Nachpressungen geben?


Nachpressungen? Auf keinen Fall! Das wäre Fan-Verarsche. Damit würde ich das Demo im Nachhinein für wertlos erklären - im geistigen wie auch im materiellen Sinne. Ausverkauft ist es noch nicht ganz, aber allzu viele Exemplare habe ich auch nicht mehr.



Musikalisch erweckt die Musik von Moredhel bei mir zuweilen ein verachtendes und hassaufkommendes Gefühl. Nicht zuletzt durch Deinen intensiven Gesang erreicht, der - das muss ich sagen - mich an die Polen von Raven erinnert. Habt Ihr es bewusst darauf angelegt, solche Stimmung beim Hörer zu erzeugen?


Allerdings. Die Songs drücken den Hass aus, den wir auf diese Gesellschaft hegen, in der, der Werteverfall immer schneller galoppiert, und nichts mehr geschätzt wird außer materiellen Werten. Was gibt der Durchschnittsmensch heute schon noch auf Werte wie Ehrlichkeit, Treue, Zusammenhalt, Wahrheit, Ehre oder Gemeinschaft? Nichts, alles dreht sich nur um das Ego und das liebe Geld. Ich finde dass sehr traurig.
Ein ehrlicher Mensch der Wort hält und sein Fähnchen nicht ständig nach dem Wind hängt, ist heute nichts mehr wert. Solange er nicht vor Geld überquillt interessiert der niemanden mehr. Und wer nicht der Masse folgt, die sich ihre Regeln diktieren lässt, und sie ohne nachdenken akzeptiert, der wird sofort ausgegrenzt. Das Denken ist unser höchstes Gut, lasst es euch nicht verbieten! Dies tritt besonders deutlich in meinen Texten hervor, und ist ein zentraler Punkt meiner Lebenseinstellung.
Meinen Gesangsstil kommt aus meiner dunklen Hälfte. Es ist ein Drang gewisse Sachen loszuwerden. Es ist der blanke Hass der mich treibt, der Durst nach Rache, gegen Dinge die ich hier nicht ansprechen werde, da sie zu persönlich sind als das sie jemand wissen müsste. Ich teile diese Innersten Gedanken nur mit einem Menschen, jenem, der auch einer der wenigen ist die meine andere Hälfte wirklich kennen. Aber die Texte beziehen sich nicht nur auf die Menschheit an sich, auch auf Individuen; siehe die Lieder Freitod und Albraum, deren Musik und Text den Gedanken von Ein Mensch entsprangen. Manche Leute sind auch ohne das Massendenken der Menschheit dermaßen blind und verständnislos, dass es zum Himmel schreit.
Wenn jemand Fragen zu seinen Texten hat, leite ich diese gerne weiter. Die Verachtung und den Hass auszustrahlen ist für mich der Sinn des Black Metal. Er zeigt der Menschheit ihr wahres Ich auf, und sagt ihnen, was die wenigen Wölfe unter den Schafen von diesen halten...



Eure Musik ist nicht etwas, dass man als symphonischen oder melodiösen
Black Metal abtun würde. Dennoch habt ihr Euch für den Einsatz eines Keyboards entschieden. Warum? Wie sind Eure Eindrücke damit und werdet Ihr es auch bei folgenden Aufnahmen verwenden?


Ja auf jeden Fall! Schatten trägt mit seinen Passagen die Musik, er bildet den harmonischen Windstoss, auf dem die Gitarren gleiten und die Luft zerreißen, und setzt die Akzente in den rhythmischen Passagen. Er ist vollwertiges Bandmitglied und unverzichtbar. Außerdem eröffnet ein Keyboard einen weiten Handlungsspielraum, dessen kreatives Fassungsvermögen schier unermesslich ist. Nichtsdestotrotz bleiben die Gitarren die führenden Elemente. Auf ihnen basiert alles, und sie geben die Richtung vor.



Der Aufmachung der Demo-CD samt Beiblatt ist zu entnehmen, dass Euer gedankliches Schaffen sich stark mit der Mythologie beschäftigt. Tut ihr das nur für Euch oder verarbeitet ihr Eure gesammelten Eindrücke und Gedanken dahingehend, sie musikalisch in eine Form der Aussage respektive Botschaft zu stecken?


Teils, teils... Die nordische Mythologie ist für uns eine art glaubensfreie Zone. Wir sehen die dort anzutreffenden Götter nicht als solche. Eher als Archetypen, die teilweise das wiederspiegeln, was unserer Gesellschaft fehlt. Die Menschen bräuchten mal wieder so etwas wie Helden die etwas bewegen, und nicht irgendwelche profitgeilen Politiker die nur reden, aber nichts verbessern. Privat beschäftigen wir uns natürlich damit, ich eventuell mehr als die Anderen, aber jeder hat schließlich verschiedene Interessen.
Musikalisch und Textlich lässt sich damit jedoch gut arbeiten, und jeder steht in seiner Art mit dahinter. Die nordische Mythologie ist die ultimative Maßnahme gegen kollektive Dummheit und Massendenken, Unterdrückung und Ausbeutung. Außerdem ist dies die Kultur unserer Urahnen, warum sollten wir über etwas philosophieren, zu dem wir überhaupt gar keine Verbindung haben?



Nachdem Ihr nun bereits zwei Veröffentlichungen innerhalb eines relativ kurzen Zeitrahmens veröffentlicht habt, kann man wohl schon die Frage stellen, wie denn die allgemeinen Resonanzen auf Eure Werke sind? Ich kann mir schon vorstellen, dass man es als neue und junge Band recht schwierig hat.


Also die "Black Metal Polizei" ist ja scheinbar endlich tot, und es hat sich sonst noch niemand komplett negativ über uns geäußert. Ich schätze man merkt eben das wir nicht dieser dahergelaufene Haufen Kleinkinder sind, die mal eben ein bisschen "böse" Musik machen wollen, sondern dass wir sehr wohl wissen, was, und vor allem warum wir das tun. Die einzigen Kritikpunkte die uns erreichen, sind, dass manchen Leuten die Produktion des Demos zu roh ist, aber die können dann ja bei Nuclear Blast CDs kaufen...



Ihr hattet ja in Ingolstadt einen Live-Auftritt. Wie ist es gelaufen?


Sehr gut! Die Stimmung war gut, und es waren viele Leute aus ganz Bayern da, z.B. Augsburg, München und Nürnberg. insgesamt ca. 300 Konzertbesucher. Wir hatten einen guten Einstand und freuen uns schon auf den nächsten Auftritt am 5.12.03 wieder in der gleichen Halle.
An dieser Stelle möchte ich den Bands Livores und Silence of Rage danken, da sie eine Menge Leute mitgebracht haben, und gut vorgeheizt haben!



Wie seid ihr dort bei den Besuchen angekommen?


Also da waren ne Menge Leute die vom ersten Ton bis zur letzten Zugabe frenetisch mitgefiebert haben. Daraus schließe ich, dass es ihnen Gefallen hat. Der laute und andauernde Beifall zwischen den Stücken sagt den Rest. Wir haben uns natürlich auch gefreut, das unsere Musik ankommt. Das gibt den Ansporn noch intensiver weiterzumachen. Aber auch die abwertenden Blicke der "normalen" Leute sind eine Bereicherung. Sie zeigen mir, dass wir genau das erreichen, was wir wollen: Ablehnung. Es gibt nichts besseres als den aus Verblendung und Unwissenheit gezüchteten Hass der dummen Massen zu ernten. Man spürt dann richtig wie überlegen man jenen doch ist, jenen, die nichts verstehen, jenen die nicht denken...



Werden sich Eure konzertlichen Aktivitäten in näherer Zukunft ausweiten oder nur auf Ingolstadt beschränken?


Wer uns haben will soll anfragen. Wenn zeitlich alles passt spielen wir auch gerne woanders, kommt aber darauf an mit wem, und vor was für einem Publikum. Jedoch erst in ein paar Monaten. Ich habe da einige Anfragen aus München und Dortmund, auch in Österreich ließe sich etwas auf die Beine stellen. Jetzt wollen wir erst mal neue Songs schaffen und eventuell eine komplette CD einspielen. Aber Ingolstadt bleibt unser Ursprung... Und dem werden wir immer treu bleiben. Einen Baum dem man die Wurzeln nimmt, stirbt, nimmst du ihm ein Blatt, passiert nichts. Die anderen Orte können warten, aber wir werden sie bei Gelegenheit auch ab und an besuchen.



Ihr selektiert also und tretet nicht bei jeder gebotenen Möglichkeit auf. Woher dieses kritische Bewusstsein und welchen Zweck seht ihr darin erfüllt?


Es gibt einfach gewisse Sorten von Bands, mit denen wir nicht in einen Topf geworfen werden wollen. Genauso wie es Leute gibt, denen es nicht zusteht an unserem Schaffen teilzuhaben.
Ein Moredhel Konzert sollte schließlich etwas besonders sein, und um dies in gewissem Maße zu garantieren, verneinen wir die Kooperation mit gewissen Leuten.



Soweit ich informiert bin, habt Ihr ja bisher alles vollständig in Eigenregie produziert und veröffentlicht. Wie sieht es mit dem Vertrieb aus? Läuft das nur über Mundpropaganda oder habt Ihr schon den einen oder anderen Vertrieb finden können, der Vom Zeitalter der Woelfe zum Verkauf anbietet?


Ja sicher. No Colours, Irminsul, Christhunt und Schwarzdorn haben uns einige Demos abgenommen. Teilweise sind sie auch dort noch weiterhin erhältlich, bis der Vorrat erschöpft ist.
Aber einen Festvertrieb an sich der exklusiv unser Material vertreibt, gibt es nicht. Leider fand ich letztens eines unserer Demos bei eBay. Damit haben wir nichts zu tun. Soviel zur Profitgier. Der Mensch wusste eben nicht zu schätzen was er da in Händen hielt.



Besteht im Bandgefüge von Moredhel ein bestimmtes Aufgabengebiet für die Bandmitglieder? Immerhin hat Ein Mensch bei vier, der fünf auf der CD befindlichen Liedern, die Musik geschrieben.


Eigentlich nicht. Jeder kann Musik und Text einfließen lassen solange es im weiten Sinne der gewählten Musikrichtung entspricht. Ein Mensch hat auch bis jetzt die meisten Lieder erstellt.
Wir sind sehr zufrieden mit seinem Schaffen. Manchmal bringt er fünf neue Lieder auf einmal zu den Proben mit, und jedes Mal erstaunt es uns aufs neue.
Apeihron hat sich in letzter Zeit auch mit der Komposition beschäftigt, und einige beachtliche Songs kreiert. Diese werden auf jeden Fall mit in die nächste Veröffentlichung einfließen. Sein Stil unterscheidet sich sehr von dem von Ein Mensch, jedoch ist Vielfalt für mich kein Nachteil. Und die Symbiose aus beidem trägt zur Vollkommenheit der Gruppe bei.



Das klingt ein wenig so, als besteht die Möglichkeit dass sich Moredhel musikalisch durchaus noch wandeln könnten.


Ja natürlich. Der grobe Rahmen wird bleiben, jedoch gibt es auch in diesem viele Wandlungsmöglichkeiten. Textlich wie auch musikalisch. Es führen viele Wege nach Rom wie man so schön sagt... Was jedoch nicht heißt, dass wir uns selbst versklaven und dem Ausverkauf hingeben werden. Der Untergrund wird unser zuhause bleiben. Man kann auch erfolgreich sein, ohne sich vom materiellen Massenwahn fressen zu lassen. Der geistige Erfolg hat einen weit höheren Stellenwert für uns.



Nachdem nun Oskorei und Vom Zeitalter der Woelfe abgeschlossen sind, sie ihre Wege zu den Hörern geschafft haben und ihr Euch sicherlich mit den Resonanzen beschäftigt habt. Wie siehst Du die Zukunft von Moredhel? Gibt es in einer Form schon Planungen oder lasst Ihr erst einmal eine Zeit lang verstreichen bevor Ihr Euch als Band mit dem weiteren Weg beschäftigt?


Nach dem Konzert am 05.12. werden wir die neuen Songs einüben, danach eventuell ins Studio gehen. Weitere Konzerte sind durchaus willkommen, und wir versuchen uns weiterzuentwickeln.
Stillstand ist Tod!



Ich danke Dir für das Gespräch und überlasse Dir somit das letzte Wort.


Ich hasse das, aber gut. Zu erreichen sind wir über die Heimseite und e-post.
www.moredhel-horde.de bzw. moredhel-info@web.de .

Geht euren Weg, und benutzt eure Gabe zu denken, um den Schleier zu lüften, den euch diese Welt vor die Augen gelegt hat.

Ich danke besonders Radio Atraxion Chile, dass sie unsere Songs spielen und den Menschen die uns durch ihr Tun unterstützen, den Vertrieben für die Verbreitung der Demos und dem Publikum vom "Final Inferno 2003" für diesen unvergesslichen Abend!

Ich sage auch dir Danke für das Gespräch und die vielen Kleinigkeiten mit denen du uns Starthilfe gegeben hast.
Auf Bald!
Wodan mit uns!
Nevcairion