Hinter GERM steht der umtriebige Australier Tim, der unter anderem
durch sein Mitwirken in AUSTERE, NAZXUL oder GREY WATERS bekannt sein
dürfte. Es gibt noch wesentlich mehr Gruppen in denen er seine Finger
mit im Spiel hat oder hatte, aber für GERMs Debütveröffentlichung
reichen diese Informationen völlig aus. Mit GREY WATERS konnte ich
persönlich zwar nicht viel anfangen, doch war der Einsiedler von Below The Ever Setting Sun begeistert. Das Album Wish könnte man nun irgendwie als eine Mischung aus AUSTERE und GREY WATERS verstehen. Musikalisch ist Wish
ein eher ruhiges, atmosphärisches und sphärisches Werk, auf dem oft und
ausgiebig Synthesizerklänge zu hören sind, die mich stark an die
Synthesizermusik der 80iger erinnern (da verwundert auch der Verweis zu
Jean Michel Jarre nicht, den GERM hier mit den Liednamen Oxygen
gibt). Zumeist ist dies auch richtig gut, aber manchmal auch etwas zu
viel, da der Synthesizer dann die weitaus besseren Gitarren übertönt.
So ist es jedenfalls in An Overdose On Cosmic Galaxy, in dem es
hervorragende Gitarrenmelodien gibt, die absolut ergreifend sind und
eine packende Emotionalität zwischen tiefster Depression und
frühlingshaftem Erwachen besitzen. Durch den permanenten - und gewiss
nicht schlechten - Synthesizer wird dieser Gitarrenklang aber manchmal,
bedauerlicherweise, abgeschwächt.
Wish ist durch seine Konzeption heraus ohnehin ein sehr
emotionales Werk. Da ist der sterile Kreischgesang, wie man ihn von
AUSTERE her kennt, der mit 80iger Jahre Synthesizer gemeinsam ertönt,
was für sehr interessante und intensive Momente sorgt. Durch diese
kontrastreiche Komposition entstehen aneinander reibende und
aufreibende Gebilde, die, wie in Breathe In The Sulphur / A Light Meteor Shower
dann auch noch großartig orchestral angereichert werden. Dort treffen
dann klassischer Bombast, schwärzeste Depression und die unbedachte
Leichtigkeit der 80iger Jahre grandios aufeinander. Musikalisch kann
man diese Form der Musik kaum in ein Genre zusammenfassen. Dafür ist Wish zu eigenständig. Durch den Gesang ist der Black Metal zwar vertreten, doch musikalisch und instrumental, ist Wish
rockig, „spacig“, auch hinsichtlich der Liednamen, aber auch
bombastisch, atmosphärisch, klassisch und episch. Ich weiß nicht so
genau für welche Hörerschaft dieses Werk geeignet oder gedacht ist,
aber das was GERM hier geschaffen hat, ist in jedem Fall großartig. Da
stören mich sogar die Klargesänge nicht, die meinen Geschmack zwar
verfehlen, doch durch die großartigen Harmonien und ausladenden
epischen Arrangements mehr als wett gemacht werden. Anders als bei
AUSTERE, gefällt mir hier jedoch der sterile und von Depression
geschwängerte Kreischgesang. Denn die Musik, die durchaus auch sehr
melodisch ist und viel Synthesizer-Elektronik beinhaltet, gibt dem
Kreischgesang einen völlig neuen Kontext, in dem er ganz anders wirkt
und zur Geltung kommt. Im Grunde kann man Wish auch als
düsteren Space Rock kategorisieren, der auch Elemente der Klassik und
Elektronik beinhaltet. Am Ende des Albums, genau genommen mit Your Smile Mirrors The Sun,
schlägt sich dann doch vermehrt der Black Metal durch. Es ist ein
schnelles, ja geradezu rasendes Lied, mit symphonischer Untermalung,
die orchestral anmutet und durchaus auch an NAZXUL erinnert.
Ich bin jedenfalls sehr überrascht, wie gut die Vermischung von
Klassik, Rock, 80iger Jahre Elektronik und Depressive Black Metal
funktioniert. Wish ist ein überaus eindringliches und
emotionales Album, welches wohl auch eine eigenes Genre bildet. Der
Verweis auf Musik der 80iger ist zwar nicht neu, neu hingegen ist aber
doch diese vehemente Verwendung der Synthesizerklänge, wie man sie
früher viel und gern von Jean Michel Jarre hörte. Mindestens ebenso
gelungen und gut sind die Einflüsse der Klassik, die der Musik eine
sehr bombastische und eindringliche und nicht zuletzt auch epische
Beseelung beschert. Wish ist absolut empfehlenswert und seit
heute im Handel erhältlich! Auch wenn mir persönlich der Klargesang -
der selten vorkommt - missfällt und ich in An Overdose On Cosmix Galaxy die Gitarre gern etwas deutlicher hören würde, komme ich nicht umhin für Wish die volle Punktzahl zu vergeben, denn Wish hat Klasse und ist ein Gesamtkunstwerk von herausragendem Range, dies gilt es zu würdigen.
10/10
Aceust
01. An overdose on cosmic galaxy
02. Asteroid of sorrow
03. Oxygen
04. Breathe in the sulphur / A light meteor shower
05. Gravity
06. Flowers bloom and flowers fall, but I'm still waiting for the spring
07. Infinity
08. Your smile mirrors the sun
09. Wish
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